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Vor 175 Jahren starb Johann Conrad Schauer – Er wirkte zwischen Würzburg, Breslau und Greifswald
Zu den bedeutendsten Botanikern Pommerns zählt Johann Conrad Schauer. Der Naturwissenschaftler stammte allerdings aus Frankfurt am Main, entwickelte sich nach erster fachlicher Ausbildung in Würzburg mit Unterstützung namhafter Förderer zu einem herausragenden Botaniker und hatte seine Hauptwirkungsstätten an den Universitäten von Breslau sowie Greifswald und an der Akademie in Eldena. In dem heutigen Greifswalder Ortsteil starb er vor 175 Jahren.
Schauer gilt als Erstbeschreiber vieler botanischer Taxa, war an der Herausgabe des „Compendium Florae Germaniae“ beteiligt und übersetzte die richtungsweisende „Pflanzen-Teratologie“ von Alfred Moquin-Tandom aus dem Französischen ins Deutsche.
Der Botaniker wurde am 16. Februar 1813 in Frankfurt am Main geboren. Seine betuchten und bildungsfreundlichen Eltern ermöglichten ihm einen weiterführenden Bildungsweg. Er absolvierte zunächst das Gymnasium in Mainz und begann danach entsprechend seiner naturwissenschaftlichen Interessen eine dreijährige Gärtnerausbildung im Königlichen Hofgarten von Würzburg, der ab 1770 unter Fürstbischof Adam Friedrich von Sensheim und seinem Hofgärtner Prokop Mayer angelegt worden war und bis heute beeindruckt, inzwischen mit dem Ringpark verschmolzen ist und jetzt regelmäßig für das Mozartfest als Freiluftveranstaltung genutzt wird.
Als Schauer nach Würzburg kam, hieß der verantwortliche Hofgärtner Anton Heller, der ihn über drei Jahre maßgeblich in den Fragen der Gartenkunst und der weiterführenden Naturwissenschaften prägte und dann zwecks Ausbildung nach Bonn vermittelte. Hier kam Schauer in die Obhut von Theodor Friedrich Ludwig Nees von Esenbeck. Das war der zweite Direktor des Botanischen Gartens in Bonn, der die Begabung des Frankfurters erkannte und ihn als Gehilfen tatkräftig förderte. Dieser Bonner Botaniker war zu diesem Zeitpunkt mit seinen Arbeiten über Heilpflanzen, seinen pharmakologischen Lehrbüchern und botanischen Prachtwerken eine überregionale Bekanntheit. Er war es auch letztlich, der den Botanischen Verein am Mittel- und Niederrhein auf den Weg brachte und damit die botanische Forschung des Rheinlandes beförderte.
Der Bonner Botaniker vermittelte schließlich Schauer weiter zu seinem Bruder in Breslau. Christian Gottfried Daniel Nees von Esenbeck war ein damals deutschlandweit bekannter Mediziner, Botaniker, Naturforscher, Naturphilosoph und Schriftsteller, der besondere Verdienste um die Systematik der Kryptogamen in der zoologischen Forschung und als Hauptvertreter der Naturphilosophie erwarb, die deutschkatholische Bewegung begleitete und der linken Fraktion der Preußischen Nationalversammlung angehörte. Der Naturforscher erhob Schauer zum Obergärtner im Botanischen Garten von Breslau, gab ihm den letzten Schliff und orientierte ihn auf weiterführende Studiengänge an der Breslauer Universität. 1835 wurde der Jung-Botaniker in Erlangen promoviert. Anschließend wirkte er weiter in Breslau als Privatdozent. Schauer forschte, lehrte, verfasste Fachschriften, war neben dem Breslauer Nees von Esenbeck an der Abfassung des „Compendiums Florae Germaniae“ beteiligt und intensivierte seine Kontakte zu anderen führenden Botanikern wie Johann Georg Christian Lehmann, dem Direktor des Botanischen Gartens in Hamburg, und Johann August Ludwig Preiss, der von einer Exkursion nach Westaustralien viele Pflanzen mitgebracht hatte, die nun auch Schauer untersuchte und einordnete. Das wurde eine Teamarbeit und machte Schauer zum Erstbeschreiber.
Leopoldina und Eldena
Mit erst 27 Jahren wurde Schauer in die berühmte „Leopoldina“ als Mitglied berufen und bekrönte seinen Gelehrten-Aufstieg 1842 mit der Übersetzung der „Pflanzen-Teratologie“ von Alfred Moquin-Tandom. Das schlug ein wie eine Bombe und trug ihm 1844 eine Professur zunächst für die Universität in Greifswald und dann auch für die Landwirtschaftliche Akademie in Eldena bei Greifswald ein. Er lehrte Botanik sowie Naturgeschichte, setzte an der Ostseeküste seine Forschungen fort und zählte mit seiner Arbeit zu den Galionsfiguren in Eldena.
Die „Königliche Staats- und landwirtschaftliche Akademie Eldena“ war 1835 auf dem Gelände des 1535 säkularisierten Klosters Eldena als erste universitäre landwirtschaftliche Ausbildungsstätte mit Praxisbezug in Preußen gegründet worden und sorgte in der Folge in der Verbindung mit der nahen Universität Greifswald mit bekannten Fachleuten als Professoren und Direktoren für eine praxisorientierte landwirtschaftliche Hochschulausbildung.
Diese Vorbildakademie stand mit anderen Instituten in ganz Europa im Gedankenaustausch und gab für ganz Deutschland Impulse. Mittendrin wirkte Schauer als Botanik-Pionier. Doch ihm war keine lange Schaffenszeit vergönnt. Der gesundheitlich anfällige Botaniker starb schon nach vierjähriger Tätigkeit an der Ostseeküste am 24. Oktober 1848 in Eldena. Da war er 35 Jahre alt.