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Gesellschaft

Der kämpferische Islam trifft auf einen entkernten Westen

Das Erschrecken über die „Allahu akbar“-Rufe auf Europas Straßen und Plätzen offenbart auch die Schwäche der westlichen Institutionen und Sinnstifter

René Nehring
12.11.2023

Auf den Terror im Nahen Osten folgte die Kampfansage im Westen. Seit den Anschlägen der Hamas gegen Israel am 7. Oktober 2023 ziehen beinahe täglich zehntausende Moslems durch die Straßen europäischer Städte. Egal ob in London, Paris oder Berlin – umgehend mischte sich in die Bekenntnisse zu einem „freien Palästina“ auch der Schlachtruf „Allahu akbar!“ (Gott ist groß).

Die Meinungsbildner im Westen reagieren darauf mit den üblichen Reflexen: Sie debattieren über die Begrenzung der Zuwanderung, über die Möglichkeiten einer Rückführung abgelehnter Asylbewerber oder das Verbot extremistischer Organisationen. Worüber sie kaum bis gar nicht reden ist, was wir – der Westen allgemein und Deutschland im Besonderen – der
Herausforderung unserer Tage inhaltlich entgegenzusetzen haben.

Worauf stoßen jene Zuwanderer, deren Kampfansagen gerade durch unsere Straßen hallen? Die ehrliche Antwort: Sie treffen auf eine Gesellschaft, die viele ihrer Grundlagen in einer Mischung aus schludriger Vernachlässigung und mutwilliger Zerstörung lange verkommen ließ. Nicht nur die Totalitarismen des 20. Jahrhunderts – Kommunismus und Nationalsozialismus – haben vieles von dem abgeräumt, was über Generationen das Selbstverständnis der westlichen Nationen prägte, auch der Liberalismus mit seiner Fokussierung auf das Individuum und erst recht der Konsumismus der Wohlstandsgesellschaft, dem Bräuche und Feste wie Ostern und Weihnachten nur noch deshalb heilig sind, weil dann die Ladenkassen besonders laut klingeln, haben ihren Anteil an einer beispiellosen inhaltlichen Leere.

Seelenlose Kirchen und Verbände
Diese Leere fällt vor allem bei jenen Institutionen auf, die traditionell für das Stiften von Sinn und Gemeinschaft verantwortlich waren: den Parteien, Gewerkschaften, Verbänden und Kirchen. Sie alle haben sich in den vergangenen Jahrzehnten dem Geist der Zeit angepasst und ihren jeweiligen Daseinszweck allzu oft nur noch als Schmuckwerk angesehen.

Dies gilt besonders für die beiden großen Kirchen. Als Antwort auf die allgemeine Glaubenskrise der Moderne stellten diese nicht etwa die Frage in den Raum, warum der Mensch des 20. und 21. Jahrhunderts noch an eine höhere, ihn zu Demut verpflichtende Instanz glauben soll, sondern wandelten sich zu Anbietern eines breiten Spektrums sozialer Dienstleistungen mit gehobenem ethischen Anspruch.

Dass parallel dazu der Islam immer stärker wurde, obwohl er sich dem Geist der Zeit gerade nicht anpasste, sondern selbstbewusst der Moderne den eigenen Glauben entgegenstellte, focht die geistlichen Anführer der Christenheit nicht an. Vielmehr setzten sie auf „Dialog“ und „Toleranz“ und schienen dabei zu hoffen, dass es die muslimischen Glaubensvettern und -basen mit der Religion letztlich ähnlich locker nehmen würden wie sie selbst.

Parallel dazu erfolgte auch der Abbau der weltlichen Grundlagen unserer Gesellschaft. Gerade in Deutschland wurden die eigene Kultur und Geschichte meist nur noch in Häppchenform gelehrt. Im Ergebnis wissen viele junge Deutsche mit Goethes „Faust“ und Schillers Balladen, Riemenschneiders Skulpturen und Friedrichs Gemälden, Gutenbergs Buchdruck und Daimlers Auto, Bachs Fugen und Beethovens Symphonien, Kopernikus' Weltbild und Kants Philosophie nichts mehr anzufangen. Wenn überhaupt noch historische Erinnerung gepflegt wird, bleibt diese fast nur noch auf die NS-Zeit beschränkt. Doch auch hier sind die intellektuellen Portionen längst dürftig.

Vorbild Preußen
Geradezu verdrängt wurden auch die großen staatlichen Leistungen deutscher Geschichte, allen voran des Hohenzollernstaates Preußen. Obwohl Preußen als erster Staat überhaupt eine Allgemeine Schulpflicht einführte, obwohl Preußen mit dem Allgemeinen Landrecht der erste moderne Rechtsstaat war und obwohl in Preußen auch die Grundlagen für den modernen Sozialstaat gelegt wurden, schlummert es heute als angeblicher Hort der Reaktion fest verstaut in den Rumpelkammern unserer Kulturnation.

Dabei könnte gerade die moderne Zuwanderungsgesellschaft einiges aus der preußischen Geschichte lernen. 1664 etwa sicherte das Toleranzedikt des Großen Kurfürsten Friedrich Wilhelm die freie Religionsausübung zu. 1671 rief der Kurfürst aus Wien vertriebene Juden und 1685 französische Hugenotten zur Ansiedelung in Preußen auf. Und 1732 ließ sein Enkel Friedrich Wilhelm I., der „Soldatenkönig“, sogar für seine inzwischen im Land lebenden muslimischen Untertanen im Langen Stall in Potsdam einen Saal zu einer Moschee umbauen.

Allerdings rief Preußen die Zuwanderer nicht aus Gefühlsduselei ins Land, sondern aus Nützlichkeitserwägungen. Immer wieder wurden für die weiten, aber oft dünn besiedelten Landschaften neue Landeskinder gebraucht. Gleichwohl verteilte der Staat an sie keine Geschenke und Wohltaten. Wie die alteingesessenen waren auch die neuen Bürger zur Zahlung von Steuern und Abgaben verpflichtet – sowie insbesondere auch zur Einhaltung von Recht und Gesetz wie auch zur Akzeptanz der bestehenden gesellschaftlichen Ordnung. Die Verächtlichmachung eines Asyl gewährenden Staates, wie sie heute tausendfach zu erleben ist, wäre in Preußen undenkbar gewesen.

An all dem sollte sich das heutige Deutschland orientieren. Die „Allahu akbar!“-Rufe dieser Tage sind ein historischer Weckruf. Sie mahnen, der Zuwanderung kulturfremder Gruppen nicht nur ein paar Verwaltungsakte entgegenzusetzen, sondern auch ein klares Bewusstsein davon, was dieses Land ist und sein will – und was nicht. Eine Gesellschaft, die dieses Selbst-Bewusstsein nicht hat, wird nicht nur niemanden integrieren können, sondern sie wird auch wehrlos sein, wenn andere ihrerseits „Integrationsangebote“ unterbreiten. Wie diese aussehen, zeigt sich gerade auf unseren Straßen und Plätzen.


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Kommentare

sitra achra am 12.11.23, 19:41 Uhr

Soviel mir bekannt ist, hätte die Reichswehr nicht lange gefackelt. Aber dieses Land befindet sich in regressiver Rückwendung in die Ära der Empfindsamkeit. Da ist ihm solches nicht zuzumuten. Also opfern sie sich ganz freiwillig gezwungen für eine bessere Welt, in der "der Mensch dem Menschen ein Freund ist" (nach Brecht). Wohl bekomm's!
Halali.

Joerg Fiebig am 12.11.23, 11:17 Uhr

Ich danke Ihnen für diesen tollen Artikel Herr Nehring, ich sehe das genauso, Preußen sollte heutzutage Vorbild für unserer LAND sein.

Ganz großes Lob an Sie.

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