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Vor 100 Jahren starb der Autor Ludwig Ganghofer – Auf Spurensuche in seinen bayerischen Wirkungsstätten
Um den einstigen Erfolgsautor Ludwig Ganghofer ist es still geworden. Wer „Der Herrgottschnitzer von Ammergau“, „Die Martinsklause“, „Das Schweigen im Walde“ oder ein anderes seiner ehemals populären Werke lesen möchte, muss in Antiquariaten oder im Internet danach suchen. Aus heutigen Verlagsprogrammen sind sie verschwunden.
Mit folgenden Worten macht uns der Ganghofer-Kenner Klaus Wolf, Professor an der Universität Augsburg, neugierig auf den fast vergessenen Schriftsteller: „Ganghofer war eine vielseitige Persönlichkeit. Als professioneller Autor schrieb er Alpenromane, die ihn berühmt machten, und pflegte sein Image als Heimatschriftsteller und Jäger. Daneben war er in der Kunst- und Literaturszene Münchens aktiv und bestens vernetzt, wo er junge Autoren wie Rainer Maria Rilke und Hugo von Hofmannsthal unterstützte. Ganghofer beschäftigte sich intensiv mit dem neuen Medium Film und wurde der erste verfilmte Autor in Deutschland.“
Wer sich auf Ganghofers Spuren begibt, lernt einen Mann mit zahlreichen Interessen und Talenten kennen. Er war Theaterregisseur, Fotograf, Zeichner, Zitherspieler, Rad- und Tennissportler, Segler – und Schwabe, wie Wolf betonte.
Startpunkt in Kaufbeuren
Ludwig kam 1855 als Sohn des Försters August Ganghofer, der später zum Leiter der Königlich Bayerischen Forstverwaltung aufstieg, zur Welt. Das Geburtshaus Ludwig Ganghofers findet man in Kaufbeuren gegenüber der Martinskirche. Im Stadtmuseum ist ihm ein Gedenkraum gewidmet. In dem steht sein Schreibtisch, dessen Türen Ganghofers Arbeitsmotto verkünden: „Ohne Fleiß kein Preis.“ Dem hat er rund 100 Buchveröffentlichungen mit einer Gesamtauflage von etwa 40 Millionen Exemplaren zu verdanken. Dass Ganghofer auch naturwissenschaftlich interessiert war, veranschaulichen elektrophysikalische Gerätschaften aus seinem privaten Versuchslabor. Er hatte zunächst Maschinenbau studiert. Dann aber verlegte er sich an den Universitäten von München und Berlin auf Literaturgeschichte und Philosophie. Seine Doktorwürde erlangte er schließlich an der Leipziger Universität.
Seit Ludwigs viertem Lebensjahr wohnte die Familie Ganghofer in Welden, das im schwäbischen Holzwinkel bei Augsburg liegt. Der Landgasthof „Zum Hirsch“ wartet mit einer Dauerausstellung zu Ganghofers Leben und Werk auf. In ihr spielt ein Tisch mit Bierkrügen darauf an, dass sich der 1892 mit Ehefrau Kathinka und den drei Kindern von Wien nach München gezogene Ganghofer in seine Wohnung einen Biergarten mit Bühne einbauen ließ.
Der lebenslustige Gastgeber pflegte herzliche Beziehungen zu Schriftstellern wie Ludwig Thoma und Gerhard Hauptmann, zu Malern wie Arnold Böcklin und Friedrich August von Kaulbach sowie auch zu Musikern wie Richard Strauss oder Johannes Brahms. Auf Ganghofers Bühne hatte der Komiker Karl Valentin seinen ersten Auftritt. Eine Bühne hat auch der Weldener Wirtssaal. Auf ihr dokumentieren Plakate, Standbilder und Autogrammkarten die Filmkarriere von Ganghofers Schriften.
Nicht wenige der verfilmten Bücher „basieren auf Ganghofers Erlebnissen und Eindrücken in Leutasch und dem Gaistal“, wie Iris Krug betont. Sie ist Leiterin des Leutascher Ganghofer-Museums. Viele Exponate beziehen sich auf oder stammen aus Ganghofers Jagdhaus „Hubertus“. Über dem Schreibtisch hängt ein gerahmter Text, der früher auch in vielen deutschen Wohnzimmern hing oder Poesiealben schmückte. Die aus „Das Schweigen im Walde“ stammenden Sätze beginnen so: „Stark sein im Schmerz, nicht wünschen, was unerreichbar oder wertlos; zufrieden mit dem Tag, wie er kommt; in Allem das Gute suchen, und Freude an der Natur und den Menschen haben, wie sie nun einmal sind.“ Mit diesem Text besprach Kaiser Wilhelm II. 1904 eine Edison-Walze. Sie ist das älteste erhaltene Tondokument eines Regenten.
Endstation am Tegernsee
Größter Museumsschatz aber sind die drei „Hausbücher“ (1896–1914). Sie enthalten Ganghofers von Fotos und Zeichnungen begleitete handschriftliche Erinnerungen, Anekdoten und Festberichte sowie Beiträge von Gästen seines auf 1393 Metern Höhe über der Tillfußalm im Gaistal gelegenen Sommerdomizils. Es steht in einem der größten Jagdreviere Tirols. Ganghofer war seit 1896 der Pächter. Das Jagdhaus und das nebenan stehende Gästehaus sehen von außen noch so aus, wie Ganghofer sie verlassen hat. Zu Beginn des Ersten Weltkriegs meldete er sich als Freiwilliger an die Front. Kaiser Wilhelm II. ernannte ihn zum Kriegsberichterstatter.
Ab 1918 lebte Ganghofer im malerischen gelegenen Ort Tegernsee. Dort starb er am 24. Juli 1920 unerwartet an Herzlähmung. Bestattet ist er im Nachbarort Rottach-Egern neben Ludwig Thoma, der ein Jahr nach ihm verschied. Tegernsee und Rottach-Egern widmen Ganghofer Gedenkveranstaltungen. Ab dem 22. August zeigt das Museum Tegernseer Tal die Sonderschau „Literatur am Tegernsee“. Am 20. und 21. November wird der Stummfilm „Der Klosterjäger“ aufgeführt, bereichert um die von Thomas Rebensburg neu komponierte Filmmusik.
Am Todestag sollte eine von Klaus Wolf organisierte wissenschaftliche Tagung stattfinden, die unter dem Titel „Total trivial? Ganghofer reloaded“ für ein neues Ganghofer-Bild sorgen wollte. Sie ist auf nächstes Jahr verschoben.
Coral Buckland am 01.09.20, 07:44 Uhr
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