Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung
Eine Bayerin aus Berlin hat eine Sammelleidenschaft für – Achtung! – Sarotti-Mohren, die heute nicht mehr so heißen dürfen
„Der Sarotti-Mohr. Die bewegte Geschichte einer Werbefigur.“ So lautet der Titel des 174 Seiten starken Buches aus dem Jahr 2004, in dem die Historie dieser Figur und der Firma Sarotti detailliert beschrieben wird. Damit aufgewachsen und bis heute verbunden ist die aus Berlin-Schöneberg stammende Silvia Dengler, die seit Mitte der 1970er Jahre in Bayern lebt, genauer in Beratzhausen im westlichen Landkreis Regensburg. Eine kleine, aber feine Sammlung an Sarotti-Mohr-Stücken nennt sie ihr Eigen.
Die Ursprünge der Firma Sarotti reichen bis 1852 zurück – zum Confiserie-Geschäft „Felix & Sarotti“ in Berlin. Veränderungen beim Besitzer und dann bei den Produkten ergaben sich ab 1868, die Schokolade sowie der Standort an der Berliner Mohrenstraße sollten für die Zukunft wichtig werden. Der Mohr als Werbefigur tauchte erstmals 1918 auf: drei Mohren mit Turban, bestickten Pluderhosen, goldenen Bordüren, bestickten Jäckchen, gebogenen Schnabelschuhen und Tabletts in den Händen. Am 2. November 1922 wurde dann ein einzelner Mohr als Sarotti-Markenzeichen eingetragen, der bis heute für die Sarotti-Produkte wirbt.
„Meine vor 40 Jahren verstorbene Oma Elli hat bei Sarotti gearbeitet“, nennt Dengler den Hauptbezugspunkt. Sarotti-Schokolade gab es in ihren Kinderjahren zwar nur an Sonn- und Feiertagen, aber über die Großmutter, die oft Sarotti-Schokolade mitbrachte, lernte sie das eine oder andere Sarotti-Utensil kennen – und damit die bekannte Werbefigur, den nach der Mohrenstraße benannten Sarotti-Mohren. Damit war das Interesse geweckt, und das Sammeln setzte ein. Verstärkt wurde dies später nach einem Besuch im Kölner Schokoladenmuseum, wo Dengler eine größere Bandbreite der Sarotti-Mohr-Gegenstände entdeckte.
Als sie schließlich nicht nach Berlin zurückkehrte, sondern in Bayern blieb, musste für die Sammelleidenschaft eine Lösung gefunden werden. Doch angesichts mehrerer weiterhin in Berlin lebender Geschwister sollte eine Möglichkeit gefunden werden. Die Schwestern halfen fortan vor Ort bei der Suche vor allem nach alten Sarotti-Stücken. „Beschäftigte, die zum Teil meine Oma noch kannten, und Verwandte halfen mir bei der Suche. Manchmal schaltete ich auch Anzeigen“, erzählt Dengler. Positiv war auch, dass ihr Ehemann, ebenfalls ein leidenschaftlicher Sammler in anderen Bereichen, einige Zeit auch Sammler-Treffen organisierte und sich dabei oft Überschneidungen ergaben, also Sarotti-Sachen dort auftauchten und so neue Kontakte entstanden.
Zum Teil seltene und wertvolle Gegenstände gab es natürlich direkt über die Schiene der Sarotti-Mitarbeiter. So beispielsweise Auszeichnungen für Bedienstete, meist Unikate. Aber auch in der Heimatregion lief die Suche bei Figurenbörsen oder auch via spezielle Läden beziehungsweise auf Flohmärkten. „Natürlich habe ich auch Geld investiert, die Schmerzgrenze lag aber in der Regel bei 150 Euro“, erklärt die Sammlerin.
Und was hat sie nun alles? Adventskalender, Blechschilder, Christbaumkugeln, Dosen, Mini-Eisenbahn, Fingerhut, Ketten, Kugelschreiber, Spielzeug-Lkw, -Omnibusse und -Lieferautos von VW mit Sarotti-Reklame, Magnete, Postkarten, Schneekugeln, Tassen, Thermometer sowie Uhren. „Am liebsten mag ich die Porzellanfiguren“, bekennt Dengler. Diese wurden meistens in Lizenz mit namhaften Porzellanherstellern produziert.
Zur Diskussion über die Verwendung des Wortes „Mohr“ hat Dengler eine klare Meinung. „Es ist nicht richtig, das Wort ‚Mohr' nicht sagen zu dürfen. Der Begriff und alles drum herum stammt aus meiner Kindheit beziehungsweise ist noch älter. Das war und ist und bleibt für mich der Sarotti-Mohr“, macht die Sammlerin deutlich, die sich über Kontakte mit anderen Sammlern freut.
Inzwischen ist der Sarotti-Mohr dem Zeitgeschmack angepasst worden und heißt jetzt „Sarotti-Magier“. Die Marke Sarotti gehört heute zu dem in Norderstedt bei Hamburg angesiedelten Traditionsunternehmen Stollwerck, das einst 1839 von Franz Stollwerck in Köln gegründet wurde.