24.04.2024

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Pommerscher Heimatdichter

Der Meerespoet von der Ostsee

Vor 250 Jahren in Greifswald geboren – Der Lehrer, Lyriker und Zeitschriftenherausgeber Karl Lappe

Martin Stolzenau
08.05.2023

Liedern von Beethoven, Schubert und Schumann hat es Karl Lappe zu verdanken, dass sein lyrisches Werk nicht ganz in Vergessenheit geraten ist. Die Komponisten vertonten vier seiner bekanntesten Gedichte: „So oder so“, „Im Abendrot“, „Der Einsame“ und „Fluch“.

Bevor der Heimatdichter aus Vorpommern im antinapoleonischen Befreiungskrieg als „vaterländischer Freiheitssänger“ einigen Lorbeer erntete, fungierte er allerdings als Lehrer und Hobby-Schriftsteller, der mit seinem „naturbeschreibenden Schaffen“ die Vorzüge seiner pommerschen Heimat sowie ihrer Menschen pries.

Aber nach seinem Tod wurde es schnell still um sein literarisches Erbe. Sein letztes Wohnhaus wurde abgerissen. Die einstige Gedenktafel in Pütte ging verloren. Sein Grab auf dem Stralsunder Frankenfriedhof ist seit dem Jahr 1960 nicht mehr auffindbar. Erst nach 2010 wurde nach Gründung eines „Karl-Lappe-Vereins“ im Gefolge reger Vereinstätigkeit das Werk Lappes wiederentdeckt. Inzwischen erschien der erste neue Band mit seinen Gedichten.

Lappe wurde am 24. April 1773 im Dorf Wusterhusen bei Greifswald geboren. Sein Vater wirkte als örtlicher Pastor und verstarb bereits 1780. Danach wurde der Junge nacheinander vom Organisten, von seinem älteren Bruder und dann an der Wolgaster Stadtschule unterrichtet, wo er in die Obhut von Ludwig Gotthard Kosegarten kam, der als Schulrektor Lappes Begabung erkannte und ihn förderte. Es folgten das Greifswalder Universitätsstudium, wobei Theologie, Philologie sowie Philosophie im Mittelpunkt standen, erste poetische Versuche und dann die Brotarbeit als Lehrer. Er unterrichtete in Rheinshagen bei Güstrow, in Neustrelitz und auf dem Sophienhof.

Im Jahr 1798 rief ihn dann sein vorheriger Rektor Kosegarten, der inzwischen als Pfarrer auf Rügen fungierte, auf die Insel nach Altenkirchen. Lappe unterrichtete, betrieb mit Kosegarten einen regelmäßigen Gedankenaustausch sowie Sprachstudien, lernte dann die englische, schwedische sowie dänische Sprache und übersetzte literarische Werke aus diesen Ländern. Dazu gesellten sich zahlreiche Gedichte, die er in verschiedenen deutschen Zeitschriften wie dem Göttinger „Musenalmanach“ und dann im ersten eigenen Gedichtband veröffentlichte.

Ab 1801 lehrte er in Stralsund rund 17 Jahre lang am „Sundischen Gymnasium“ als Gymnasiallehrer. Lappe unterrichtete mit großem Erfolg, dichtete und übersetzte weiter und verfasste außerdem einige pädagogische Schriften. Das reichte bis zum „Poetischen Magazin für Gedächtnisübungen“ und dem „Pommernbuch“, einem Lesebuch für Pommern.

Zwischendurch hatte er die Pastorentochter Ulrike Schindler aus Gustow auf Rügen geheiratet, mit der er 40 Jahre zusammenlebte und elf Kinder hatte. Aber die Dauerarbeit untergrub wohl seine Gesundheit. Er gab nach ärztlichem Rat das Lehramt auf und zog sich mit seiner wachsenden Familie nach Pütte bei Stralsund zurück, wo er nach seiner Gesundung etwas Landwirtschaft betrieb und als Schriftsteller und Herausgeber wirkte.

Nach Brandstiftung und Verlust seines Hauses mit Bibliothek und Schriften bezog er 1824 ein anderes Haus. Sein zweiter Pütter Wohnsitz entwickelte sich zum produktiven Refugium. Lappe veröffentlichte seine Arbeiten in ganz Deutschland, woraufhin Beethoven und Co. die vier Lieder von ihm vertonten. Außerdem gab der Pommerndichter zusammen mit Friedrich von Suckow die Wochenschrift „Sundine“ heraus.

Seine pommerschen Natur- und Landschaftsdichtung überzeugten Leser und Kritiker im ganzen Land. Besonders seine Arbeiten über die Inseln Hiddensee und Rügen und seine eindrucksvoll geschilderte Bindung an die Schönheit und Gewalt des Meeres. Das reichte bis zu den klingenden Versen in seinem Buch „Mitgabe nach Rügen. Den Reisenden zur Begleitung und Erinnerung“ und reihte ihn in die erste Reihe der deutschen Meerespoeten ein.

Zur wachsenden Bekanntheit gesellten sich Ehrungen. Lappe wurde in die „Gesellschaft für Pommersche Geschichte und Altertumskunde“ sowie in die „Berlinische Gesellschaft für deutsche Sprache“ aufgenommen und mit der Ehrendoktorwürde der Universität Greifswald ausgezeichnet.

Im reifen Alter zog Lappe nach Stralsund in die Heiliggeiststraße um, wo er am 28. Oktober 1843 nach schwerer Erkrankung starb, 18 Jahre vor seiner Frau. Nach längerer Vergessenheit gelangte er nach Studien von Fachwissenschaftlern in der jüngsten Vergangenheit wieder in den Fokus der Öffentlichkeit. Dazu gesellte sich der rührige „Karl-Lappe-Verein“ im Geburtsort Wusterhusen, der im Pfarrhaus eine ständige Ausstellung initiierte. Den Auftakt der Veranstaltungen im Jubiläumsjahr fand am 23. April in seinem Geburtshaus, dem Pfarrhof Wusterhusen statt.

Veranstaltungen im Jubiläumsjahr 
27. Mai: Kulturreise Altenkirchen, Kirchenführung mit Pastor Ohm. Besuch des Ortes Vitt und der Kapelle;
21. Juni um 20 Uhr: Konzert Dresdner Musiker unter der Leitung von Klaus Holzweißig in der Johanneskirche Wusterhusen „Die Tochter von Hiddensee“;
23. September: Kulturreise Stralsund, Kleine Stadtführung unter anderem Lappes Lebensstationen und Wirkungsstätten werden besucht.


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Kommentare

Heiko Rübener am 09.05.23, 15:37 Uhr

Er blieb recht verborgen. Möglicherweise hat er als Heimatdichter vergangener Tage und als deutschnational-dumpf-muffiger Hetzer die Zeit dort verbracht, wohin auch andere vergleichbare Geister verdrängt wurden.
Ein junges Beispiel wäre Ernst-Moritz Arndt.
Dessen ehemalige Namensträgerin, die Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald bzw. die dort wirkenden linken Anarchisten verstießen 2018 den Namen in die Verbannung.

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