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Vor 1000 Jahren starb Heinrich II. – Die Stadt Bamberg ehrt den Herrscher mit dem Heinrichs-Fest und weiteren Veranstaltungen
Nachdem Heinrich II. von der Geschichtsschreibung fast vergessen worden war, häuften sich in den letzten Jahren die Ausstellungen zu seinem 1000-jährigen Gedenken. Ein Grund für die Wiederentdeckung ist seine Politik, bei der er mehr noch als seine Vorgänger zur Festigung seiner Macht die Reichskirche benutzte (siehe auch Seite 11).
Durch großzügige Schenkungen und Neugründungen machte sich Heinrich II. besonders die Bistümer zu Stützen seiner Herrschaft. „Dabei hat die Zahl der von ihm unterstützten geistlichen Institutionen wohl noch nie jemand genau gezählt. Von den 509 erhaltenen Urkunden Heinrichs betrifft jedenfalls ein großer Teil die Kirche“, so die Historikerin Karin Dengler-Schreiber.
Spätestens seit der begleitend zur Bayerischen Landesausstellung 2002 in Bamberg konzipierten Wanderausstellung „Heinrich II.“ steht der Herrscher wieder ganz vorne auf der historischen Schau-bühne. Insgesamt 30 großformatige Tafeln ergaben damals ein komplexes Bild seiner Herrschaft sowie verschiedener Facetten seiner Zeit.
Der Bayernherzog Heinrich II. aus dem Haus der Luidolfinger wurde am 6. Mai 973 oder 978 geboren. 1002 wurde er als Nachfolger Ottos III. als letzter Ottone in Mainz zum König gesalbt. Nur kurze Zeit später wurde seiner Gemahlin Kunigunde in Paderborn die Krone aufgesetzt. Zwölf Jahre danach machte Papst Benedikt VIII. beide zum Kaiserpaar. Am 13. Juli 1024 verstarb der Kaiser. Kunigunde folgte ihm 1033. Beide sind im Bamberger Dom unter dem von Tilman Riemenschneider neu erschaffenen Doppelgrab beigesetzt.
Mit der Ausstellung „Dem Himmel entgegen – 1000 Jahre Kaiserdom Bamberg 1012–2012“ erinnerte die Regnitz-Stadt vor zwölf Jahren an die Weihe des von dem Kaiserpaar zu ihrer Memoria errichteten Gotteshauses. Heinrich II. hatte 1007 in Bamberg nicht nur ein neues Bistum errichtet, sondern auch einen wichtigen Bildungsstandort geschaffen. Zeugnis ist die Kaiser-Heinrich-Bibliothek, die sich als weltweit einzige weitgehend geschlossene kaiserliche Bibliothek des Frühmittelalters erhalten hat. Die 165 Codices und Handschriftenfragmente aus der Zeit vom 5. Jahrhundert bis zu Heinrich II. Tod stehen im Besitz der Staatsbibliothek Bamberg.
2015 zelebrierte Merseburg das 1000. Jubiläum der Grundsteinlegung seines Kaiserdoms durch Bischof Thietmar. Heinrichs II. hatte den Dombau großzügig gefördert. Die Merseburger Bischofs-Chronik spricht später sogar davon, dass der Dom „auf Befehl des Kaisers“ errichtet worden sei.
Unter Heinrich II. war Merseburg mit 29 Aufenthalten – davon elf Hoftage – die erste Pfalz im Reich. Nicht einmal in seinem geliebten Bamberg, das er seit seiner Kindheit kannte, war er so oft. Hier gelten nur 15 Aufenthalte als gesichert. Einer der Gründe könnte ganz einfach die gute Versorgung gewesen sein. So war und ist der Ackerboden um Merseburg besonders fruchtbar.
Heinrich II. hatte dem Domklerus bei der Wiederbegründung des Bistums reiche Schenkungen gemacht und konnte bei seinen Besuchen einen gut gedeckten Tisch erwarten. Noch im 12. Jahrhundert bezeichnete ein süddeutscher Chronist Sachsen als „Küche des Kaisers“.
Seidenfäden zum Heinrichs-Fest
Noch ein Superlativ: Nirgendwo sonst – auch nicht am Begräbnisort Bamberg – haben sich derart viele Darstellungen des 1146 heiliggesprochenen Kaisers und seiner 1200 zur Heiligen erhobenen Gemahlin aus dem Mittelalter und der frühen Neuzeit erhalten wie in Merseburg. Die Vielzahl ist einerseits Ausdruck von Verehrung und Dankbarkeit seitens des Klerus, andererseits aber auch eine Betonung der Reichsunmittelbarkeit und Unabhängigkeit gegenüber „gierigen“ benachbarten Landesfürsten.
2019 gedachte die Schweiz zur 1000-Jahr-Feier des Basler Münsters dem fränkisch-ottonischen Kaiser in der Ausstellung „Gold und Ruhm – Geschenke für die Ewigkeit“. Die Weihe hatte im Herbst 1019 in Gegenwart von Heinrich II. stattgefunden, der dem Münster dazu das berühmte Basler Antependium, eine 1,20 Meter hohe und 1,75 Meter breite goldene Altarverkleidung, schenkte. Aus Geldnot wurde es im 19. Jahrhundert verkauft und Besitz des Musée de Cluny in Paris. Zur Ausstellung war es vorübergehend nach Basel zurückgekehrt. Die Herrschaft Heinrichs II. reichte damals in etwa von der dänischen Grenze bis Oberitalien und von Lothringen bis Polen.
Zu Ehren des 1000. Todestages des Kaisers begeht Bamberg erneut ein Jubiläumsjahr. So wird zum traditionellen Heinrichsfest vom 12. bis 14. Juli eine moderne Großinstallation mit tausenden weißen Seidenfäden das Kaisergrab überspannen und in einen Ort der Kontemplation verwandeln.
Die Staatsbibliothek präsentiert vom 16. September bis 14. Dezember mittelalterliche Handschriften, zum Teil aus Heinrichs II. Hand. Unesco-Weltdokumentenerbe sind darunter das „Lorscher Arzneibuch“, die „Bamberger Apokalypse“ und ein Kommentar zum „Hohelied“ und zum „Buch Daniel“.
Den Abschluss des Jubiläumsprogramms bildet die Sonderausstellung „Vor 1000 Jahren: Menschen(leben) am Hof von Kunigunde und Heinrich II.“. Nach den vielen Heinrich-Jubiläen verschiebt sich dabei der Fokus von der reinen historischen Betrachtung des Kaiserpaares auf dessen Alltagsleben und die Menschen in ihrem Umfeld. Wer lebte vor 1000 Jahren in Bamberg und wie lebte man damals überhaupt? Was wurde gegessen, welche Kleidung getragen und wie verbrachten die Menschen ihren Tag? Wer zog mit dem Kaiser in den Krieg und was bedeutete es eigentlich damals, auf einen Feldzug zu gehen? Antworten auf diese und ähnliche Fragen gibt die Ausstellung im Historischen Museum Bamberg in der Alten Hofhaltung vom 25. Oktober bis 27. April kommenden Jahres.
Alle Veranstaltungen im Internet unter: www.kultur.bamberg.de