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Warum die Stahlkolosse auch künftig bei den Landstreitkräften wichtig sind und ihre Ära nicht vorbei ist
Panzer gelten als das Rückgrat aller modernen Landstreitkräfte. Derzeit gibt es weit mehr als 100.000 einsatzbereite Panzer auf der Welt. Dennoch ist der Kampfwert dieser Waffe mittlerweile umstritten. Das resultiert aus der militärtechnischen Entwicklung der letzten Jahre. Zuerst erwies sich in etlichen Konflikten, dass Infanteristen mit tragbaren Raketen Panzer massenhaft außer Gefecht setzen können. Dann zeigten ferner der Krieg zwischen Aserbaidschan und Armenien um Berg-Karabach sowie der aktuelle Konflikt in der Ukraine, wie schnell Panzer auch mit Drohnen zu zerstören sind. Der zunehmenden Verwundbarkeit der Kampfmaschinen ließe sich zwar durch eine Verstärkung der Panzerung entgegenwirken, allerdings bringen moderne Panzer ohnehin schon sehr viel auf die Waage, was im Feld zum Nachteil gerät und im Übrigen auch den Lufttransport verkompliziert.
Darüber hinaus finden längst keine großen Panzerschlachten mehr statt, in denen sich die stählernen Kolosse duellieren. Stattdessen dominieren Formen der Kriegführung, bei denen Panzer eher in urbane Gefechte oder kleinere Scharmützel verwickelt werden beziehungsweise nur noch zur Abschreckung des Gegners dienen. Das alles muss aber nicht das Ende der Panzer-Ära bedeuten. Denn durch zielgerichtete technische Verbesserungen und neue Einsatzkonzepte könnten Panzer auch in Zukunft einen hohen militärischen Wert besitzen.
Besserer Schutz
Da beim passiven Schutz der Panzer und deren Besatzungen durch zusätzliche Metall- und Keramikplatten das Gewicht mittlerweile klare Grenzen setzt, brauchen die Panzer der neuen Generation eine aktive Abwehr. Darunter fallen sogenannte Softkill-Systeme wie Täuschkörper, Störsender und Blendlaser, welche die Bedrohung neutralisieren. Aber auch Hardkill-Systeme sind erforderlich, deren Zweck darin besteht, anfliegende Granaten, Drohnen und Raketen vor dem Auftreffen zu zerstören. Das israelische Trophy ASPRO-A ist sogar in der Lage, die Position des Schützen zu bestimmen, so dass dieser unverzüglich bekämpft werden kann. Ansonsten wäre auch denkbar, Panzer ähnlich wie Flugzeuge oder Schiffe mit Tarnkappentechnik auszurüsten, welche nicht zuletzt die Infrarot-Ortung der Motorenblöcke erschwert. Ein diesbezüglicher Prototyp war der polnische PL-01, der aber nicht zur Serienreife gelangte.
Ebenso brauchen moderne Panzer leistungsfähige Sensoren, um Bedrohungen frühzeitig zu erkennen, außerdem durchschlagskräftige Munition für den Kampf auf größere Distanzen. Des Weiteren plädieren Fachleute für eine modulare Bauweise, weil diese es ermöglicht, die Panzer mit Blick auf ihren jeweiligen Kampfauftrag auszustatten beziehungsweise umzurüsten. Gleichzeitig werden so Reparaturen an der Front einfacher. Panzermodelle, die diesen Vorgaben entsprechen, befinden sich derzeit in der Entwicklung oder stehen bereits in geringen Stückzahlen zur Verfügung. Dazu zählen unter anderem das deutsch-französische Main Ground Combat System (MGCS), welches ab 2040 an die Stelle des Leopard 2 treten soll, der russische T-14 Armata und der Abrams X aus den Vereinigten Staaten.
Unbemannter Einsatz
Angesichts der angespannten Personalsituation in vielen Armeen sollen Panzer der Zukunft zudem Besatzungen von maximal noch zwei Mann haben. Möglich werden würde dies durch eine komplette Digitalisierung wichtiger Systeme wie der Feuerleitanlage, interaktive Bildschirme und eine stärkere Automatisierung sämtlicher Funktionen, darunter vor allem die des Nachladens. Idealerweise müsste dann niemand mehr im Turm des Panzers sitzen, wodurch dessen Silhouette deutlich flacher gehalten werden könnte, was im Gefecht natürlich von Vorteil wäre. Parallel dazu ist es auch eine Option, komplett unbemannte Panzer einzusetzen. Erste leichtere Modelle, welche in diese Richtung gehen, wie der russische Kampfroboter Uran-9 und der ukrainische Phantom-2, existieren mittlerweile.
Genauso wichtig wie technische Neuerungen sind allerdings modifizierte Einsatzkonzepte. Der Panzer von morgen sollte nicht allein oder nur mit anderen Panzern zusammen agieren, sondern im Verbund mit Panzerunterstützungsfahrzeugen, welche im Gefecht die mechanisierte Infanterie ersetzen und alle Ziele bekämpfen, die einem Panzer gefährlich werden könnten. Ein Musterbeispiel ist der russische BMPT Terminator-2 mit zwei Maschinenkanonen, zwei Granatwerfern und vier Panzerabwehrraketen.
KI im Panzer der Zukunft
Ferner müssten Panzer der nächsten Generation als Datenzentralen fungieren, in denen die Meldungen von unbemannten Luftfahrzeugen und Kampfrobotern am Boden zusammenfließen, wodurch ein umfassendes Bild des Gefechtsfeldes entsteht. Hier würde dann sicher auch künstliche Intelligenz zum Einsatz kommen und perspektivisch alle wichtigen taktischen Entscheidungen treffen.
sitra achra am 30.11.24, 17:42 Uhr
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