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Zugeständnisse an die Grünen und an die Windkraftbranche treiben Naturschützer aus dem Verband
Nachdem der neue Präsident des Naturschutzbunds Deutschland (NABU), Jörg-Andreas Krüger, Ende letzten Jahres mit den Grünen sein neues Strategiepapier zur „Beschleunigung eines naturverträglichen Ausbaus der Windenergie“ ausgehandelt hatte, erfolgte von offizieller Seite die schärfste Kritik an der Neuausrichtung des NABU von dessen Konkurrenz.
Harry Neumann, Vorsitzender der Naturschutzinitiative e.V. (NI) mit Sitz in Quirnbach (Westerwald) stellte klar, dass Windenergie grundsätzlich nicht naturverträglich ausgebaut werden könne, schon gar nicht in den Dimensionen, auf welche die politischen Ziele im Rahmen der Energiewende mittlerweile hinauslaufen. Das Papier sei alles andere als eine Grundlage für den vorgeblich geschlossenen „Frieden“ der Windkraftindustrie mit der Natur, sondern belege eher den Abschied des einstigen Vogelschutzverbandes vom Natur- und Artenschutz. Nach dem Motto „Der Zweck heiligt die Mittel“ werde die Umwandlung von Landschaften und Wäldern in Energie-Industriegebiete gerechtfertigt.
Krügers Strategiepapier mit Grünen
Als grobe Irreführung bezeichnete Neumann die Abmachung, dass zwei Prozent der Landesfläche als Vorrangflächen für Windparks genügen würden. Da die Politik die Windenergie „als tragende Säule der Energiewende“ propagiere und im Rahmen des Erneuerbare-Energien-Gesetzes in der aktuellen Fassung die Forderung der Windlobby nach einer Vervielfachung der Windkraft an Land und Offshore unterstütze, stünden im Hintergrund die sogenannte Nationale Wasserstoffstrategie, Elektromobilität und Power-to-X (Speichertechnologie).
Naturschützern, die mit der offenbar ins Ungewisse führenden Strategie des NABU-Vorstands hadern, bietet sich die Naturschutzinitiative als Alternative an. Vorgänger des 2016 gegründeten Vereins war die „Naturschutzinitiative Westerwald“. Mit ihrer Satzung hat die Naturschutzinitiative sichergestellt, dass ihre Arbeit dauerhaft in Unabhängigkeit von Politik, Industrie und Lobbyverbänden betrieben wird. Noch ist der neue Naturschutzverein vornehmlich in Rheinland-Pfalz, dem angrenzenden Hessen, Nordrhein-Westfalen, dem Saarland und Baden-Württemberg tätig. Man freue sich aber auch über Fördermitglieder aus den Bundesländern, die derzeit noch nicht betreut werden, heißt es.
Kritik von innen wie außen
Der aktuelle Vorsitzende hatte 2014 seinen Posten als Landesvorsitzender des Bundes für Umwelt- und Naturschutz (BUND) in Rheinland-Pfalz wegen interner Konflikte beim Thema Windkraft und Naturschutz aufgegeben. 2016 trat er endgültig aus dem BUND aus und begründete dies unter anderem mit dessen enger Verflechtung mit der Landespolitik und der Windkraftindustrie. Die Klimawende sei zum Maß aller Dinge erklärt und der Naturschutz verhandelbar geworden. Die große Bedeutung der Biodiversität für den Natur- und Klimaschutz sowie die Folgen der industriellen Eingriffe durch die Windenergie-Strategie für die biologische Vielfalt würden demgegenüber ausgeblendet.
Gegenwärtig wird der NABU von massiven internen Protesten und Mitgliederaustritten wegen des Alleingangs seines neuen Präsidenten geschüttelt, ohne dass jedoch Rücktritte auf höchster Ebene bekannt geworden seien. Dabei dürfte eigentlich niemand von dem weitreichenden Zugeständnis des NABU an die Grünen und die Windbranche überrascht gewesen sein, hatten doch die NRW-Landesverbände von BUND, NABU und Schutzgemeinschaft Deutscher Wald (SDW) zusammen mit dem Bundesverband Windenergie (BWE) bereits 2015 eine Erklärung formuliert, die dem damaligen grünen NRW-Landesumweltminister Johannes Remmel am 26. Juni im Düsseldorfer Landtag überreicht wurde. „Wenn aber der Kontrolleur gemeinsame Sache mit dem zu Kontrollierenden macht, wo bleibt dann die Kontrolle?“, fragte seinerzeit zweifelnd das Online-Magazin „eifelon“. Ende Januar dieses Jahres nun kritisierte die NRW-Landesvorsitzende Heike Naderer den Alleingang Krügers scharf und distanzierte sich im Namen des drittgrößten NABU-Landesverbands Nordrhein-Westfalen förmlich.
Mit einem klaren Bekenntnis zum unverhandelbaren Schutz der heimischen Wälder, von Natura-2000-Gebieten, Landschaftsschutzgebieten und Naturparks positioniert sich demgegenüber die Naturschutzinitiative. Man werde nicht tatenlos zusehen, wie die Natur als Lebensgrundlage sowie zunehmend auch der Rechtsstaat und die Naturschutzgesetze unter die Räder kommen.
Richtigstellung: In der ursprünglichen Fassung dieses Artikels hieß es im vorletzten Absatz: „Die damalige und heutige NRW-Landesvorsitzende des NABU, Heide Naderer, äußerte sich zustimmend. Wichtig sei eine handlungsorientierte Klimapolitik, die den besonderen Bedingungen des Industrie- und Wirtschaftsstandortes NRW gerecht werde sowie gemeinsam Lösungen und Handlungsansätze diskutiere und etabliere.“ Diese Aussage war nicht korrekt. Dr. Heide Naderer ist seit Juli 2019 Vorsitzende des NABU NRW. Weder hat sie mit der Entstehung des Papiers im Jahre 2015 etwas zu tun, noch hat sie sich dazu geäußert.
Hans-Joachim Hunger am 20.03.21, 17:32 Uhr
Zum Kommentar von Michael M. vom 18.3.21 ist eine Korrektur hinzuzufügen. Sowohl auf regionaler als auch auf Bundesländerebene gibt es zahlreiche Initiativen, die sich dem Windwahn sowohl aus tierschützerischer Sicht als auch aus klimatischer und landschaftserhaltender Sicht entgegenzustellen versuchen. Nachzulesen unter der URL VERNUNFTKRAFT.de.
Nun zur Sache: Welche natur- und lebensfeindlichen Vorstellungen unter dem Vorwand allein einer "ökologischen" Energiewende vorgesehen sind läßt sich exemplarisch im Spiegel vom 13.3.21 im Interview mit Herrn Fuhrmann, dem derzeitigen Chef der Salzgitter AG auf Seite 66 nachlesen. Sehr zu empfehlen!
Auf Seite 54 derselben Spiegel-Ausgabe wird interessanterweise den Koniferen im thüringer Wald ein Nachruf gewidmet. Dabei wird -wie fast immer- unberücksichtigt gelassen welche desaströse Bedeutung die ach so ökologische Windnutzung auf die Niederschlagsmenge und -verteilung in sowieso niederschlagsärmeren Gegenden des deutschen Nordostens hat. Dazu kommen die oftmals wenig wasserhaltenden Standorte, sodaß es nicht verwundern kann, daß die aus niederschlagsreichen und kühlen Regionen stammenden Koniferen hierzulande geschwächt sind und den Käfern zum Opfer fallen.
Welche wolkenvertreibende, wenn nicht sogar wolkenauflösende Wirkung von den hochgelobten Windparks ausgeht, zeigen US-amerikanische Untersuchungen. Verwirbelungsschleppen von 50 km Länge sind dabei von einzelnen Windrädern beobachtet worden. Welche Wirkungen entfalten dann erst Windparks mit 25 und mehr Windrädern auf engem Raum!
Michael M. am 18.03.21, 09:03 Uhr
Gott sei Dank gibt es endlich eine Initiative, die klar macht, dass ein auf CO2 verengtes Klimaschutz-Denken dem Naturschutzgedanken diametral gegenübersteht. Die Formulierung "Umwandlung von Landschaften und Wäldern in Energie-Industriegebiete" trifft genau den Nagel auf den Kopf. Der Übergang zu "erneuerbaren Energien" bedeutet nämlich nichts weniger, als von einer intensiven Energiewirtschaft zu einer extensiven überzugehen. Für ein hochtechnisiertes Land wie unseres heißt das, praktisch das gesamte Land in eine riesige Freiluft-Industrieanlage zur Energieerzeugung umzuwandeln (anstelle von einzelnen lokalisierten Großkraftwerken).