05.10.2025

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Aussaat im September-Oktober: Pommerscher Dickkopfweizen
Bild: Bio-Saatgut-LangAussaat im September-Oktober: Pommerscher Dickkopfweizen

Landwirtschaft

Der Pommersche Dickkopf

Wer vermutet Winterweizen dahinter? Alte Getreidesorten sind kulturelles Erbe

Oliver Hennke
05.10.2025

Um es vorwegzunehmen: Landwirtschaftliche Produkte aus Pommern können recht eigenartige Namen tragen. Doch ob die Kartoffeln des „Ostboten“, die Äpfel des „Pommerschen Krummstiels“ oder der Winterweizen des „Pommerschen Dickkopf“ – sie alle erzählen uns auch etwas über die Vielfalt der pommerschen Züchter und ihre Leistungsfähigkeit. Heute sind sie bereits Teil unseres kulturellen Erbes.

Mit der Kurzbetrachtung des „Pommerschen Dickkopf“ soll an dieser Stelle Züchtungen mehr Aufmerksamkeit zuteilwerden. Auch, weil zwei wichtige pommersche Züchter heute längst wieder in Pommern aktiv sind: Die Nordsaat Saatzucht GmbH, 1910 durch Karl von Schultz in Granskevitz auf Rügen begründet, und die Solana Deutschland GmbH & Co. KG, Ursprung 1905 im Kreis Köslin mit der damals wie heute bedeutenden Kartoffelzucht von Kameke-Streckenthin.

Die Pommersche Saatzucht Gesellschaft aus Stettin, 1915 von fortschrittlich denkenden pommerschen Landwirten gegründet, ist mit dem Weizenmehl des Pommerschen Dickkopf heute erneut „in aller Munde“. Wen wundert es? Denn bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts galt der Dickkopf als typisches Brotgetreide – beliebt wegen seiner guten Backeigenschaften und guter Verträglichkeit, dank weniger Allergene.

Zudem zeichnet sich die Pflanze selbst, wie viele andere pommersche Züchtungen auch, durch ihre Robustheit aus. Anspruchslosigkeit an Boden und Klima sowie Widerstandsfähigkeit gegen Pilzbefall, verbunden mit guten Erträgen sorgten auch dafür, dass der Pommersche Dickkopf in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts den weit verbreiteten Landweizen ablöste, bis der 1,40 Meter hochwachsende goldgelbe Dickkopf selbst in Vergessenheit geriet.

Neu entdeckt wurden die vier- bis sechszeiligen Ähren im Sommer 2025 aber nicht nur in Sachsen oder Brandenburg, sondern auch in Pommern wurden sie wieder geerntet, genauer gesagt vom Biobauern Sebastian Schmidt auf der Insel Rügen. Aus seinem Korn wurde in einer alten Stralsunder Windmühle das Mehl für den Teig gemahlen, aus dem der Stralsunder Bäcker Krämer im Anschluss wöchentlich seine Dickkopf-Brötchen backen konnte.

Wenn nun die pommerschen Erntefeste gefeiert werden, dann erfolgt zeitgleich wieder die neue Aussaat auf unseren Feldern. Das Saatgut dafür wird heute über das Internet gehandelt. Preislich liegen 100 Körner bei etwa 3,50 Euro zuzüglich Versandkosten (erhältlich beispielsweise bei: www.bio-saatgut-lang.de). Und dies eröffnet uns die Möglichkeit, die Verbreitung alter Getreidesorten zu fördern und unser kulturelles Erbe zu bewahren. Die Aussaat dafür erfolgt im September bis Oktober.


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