26.09.2025

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
Kopf der „Freiheyt“: Büste des Thomas Müntzer im Kulturhistorischen Museum
Bild: IMAGO/Funke Foto ServicesKopf der „Freiheyt“: Büste des Thomas Müntzer im Kulturhistorischen Museum

Bauernkrieg

Der Prediger der Freiheit

Mühlhausen zeigt noch bis zum 19. Oktober, wie Thomas Müntzer vor 500 Jahren von der Kanzel die Bauern zum Kampf aufwiegelte

Detlef Berg
26.09.2025

Vor 500 Jahren war Mitteldeutschland einer der Schauplätze der Bauernkriege. In Mühlhausen ist diese Vergangenheit bis heute lebendig – in einem idyllischen, liebevoll restaurierten Umfeld.

Die ehemals freie Reichsstadt, ziemlich genau in der Mitte Deutschlands gelegen, zieht die Besucher mit ihrer mittelalterlichen Geschlossenheit und ihrer reichen Geschichte in den Bann. In aller Ruhe und ohne Touristenmassen, die sich anderswo durch die Gassen schieben, lassen sich die Attraktionen erkunden.

Die Altstadt des 35.000 Einwohner zählenden Städtchens an der Unstrut war von einer 2,7 Kilometer langen Stadtmauer mit sieben Doppeltoren, 38 Wehr- und Kanzeltürmen umgeben. Ein großer Teil der Stadtmauer ist erhalten und begehbar. Ottilie Müntzer, so der Rollenname einer Stadtführerin in historischem Gewand, führt die Besucher über schmale Stiegen zum 34 Meter hohen Rabenturm, der in den Schutzwall integriert ist. „Von hier hat man den besten Blick auf die 49 Hektar große Altstadt“, sagt sie. „Über die roten Ziegeldächer ragt der imposante Turm der Marienkirche“, erzählt Ottilie. Der nach Vorbild französischer Kathedralen errichtete imposante Kirchenbau ist heute Museum und Gedenkstätte für Thomas Müntzer. „Hier predigte mein Mann Thomas Müntzer“, erzählt Ottilie weiter, die mit bürgerlichem Namen Sylvia Niedzielski heißt und für den Stadtrundgang in die Rolle von Thomas Müntzers Ehefrau geschlüpft ist.

„Alle Macht soll gegeben sein dem gemeinen Volk“, predigte Müntzer 1525 in St. Marien. Zusammen mit Heinrich Pfeiffer machte er Mühlhausen zum Zentrum einer Bewegung, welche die Herrschaft von Patriziern und Adel beenden wollte. Mit 300 Getreuen zog er gegen die Fürsten in die Schlacht von Frankenhausen. Die Bauern wurden vernichtend geschlagen. Sechstausend Aufständische verloren damals ihr Leben. Müntzer und Pfeiffer wurden gefangen genommen und hingerichtet.

Beide Orte – Mühlhausen und Bad Frankenhausen – sind beziehungsweise waren Schauplatz der Thüringer Landesausstellung „freiheyt 1525 – 500 Jahre Bauernkrieg“. In Mühlhausen wird noch bis zum 19. Oktober in der Marienkirche die ländliche Gesellschaft jener Zeit thematisiert. Die Besucher erleben die historische, bäuerliche Lebenswelt mit den damit verbundenen Konflikten.

Die Geschehnisse des Krieges stehen wiederum im Mittelpunkt der Ausstellung im Bauernkriegsmuseum Kornmarktkirche. Mithilfe von Zeitzeugen entsteht ein anschauliches Abbild der vielschichtigen, zum Teil auch widersprüchlichen Ereignisse, deren Deutung bis heute umstritten ist. Spannend ist auch die Ausstellung im Kulturhistorischen Museum der Stadt. Sie beleuchtet vor allem die politische Instrumentalisierung der Bauernkriege in den verschiedenen Zeitepochen.

Teil der Landesausstellung war auch das Panorama-Museum in Bad Frankenhausen. In einem kreisrunden Bau über der Stadt am Kyffhäusergebirge ist das beeindruckende Panoramagemälde „Frühbürgerliche Revolution in Deutschland“ zu sehen. Gerd Lindner, Direktor des Kunstmuseums, sagte: „Das Monumentalgemälde des Leipziger Malers Werner Tübke ist ein Schauangebot mit viel Substanz. Wir stehen mitten im Gemälde, das uns mit seinen über 3000 Einzelfiguren auf einer Länge von 123 Metern umgibt.“ Lindner weiter: „Jede einzelne Figur steht für eine Geschichte, für spannende Hintergründe.“

Für die Thüringer Landesausstellung hat Lindner auch eine Sonderausstellung „Der Welt Lauf“ mit wertvollen Exponaten kuratiert. Ein kleines Blatt gab der Ausstellung ihren Namen und verweist darauf, dass Gerechtigkeit nicht zu erreichen ist. Es bleibt nur die Hoffnung, dass sie am Tage des Jüngsten Gerichts hergestellt wird.

www.bauernkrieg2025.dewww.panorama-museum.de 


Hat Ihnen dieser Artikel gefallen? Dann unterstützen Sie die PAZ gern mit einer

Anerkennungszahlung


Kommentar hinzufügen

Captcha Image

*Pflichtfelder

Da Kommentare manuell freigeschaltet werden müssen, erscheint Ihr Kommentar möglicherweise erst am folgenden Werktag. Sollte der Kommentar nach längerer Zeit nicht erscheinen, laden Sie bitte in Ihrem Browser diese Seite neu!

powered by webEdition CMS