27.04.2025

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Teil des Melsonby-Horts: Ein kunstvoll geschmiedeter Riemenverschluss
Bild: York Museums TrustTeil des Melsonby-Horts: Ein kunstvoll geschmiedeter Riemenverschluss

Hobby-Archäologie

Der Schatz der geschäftstüchtigen Briganten

Ein keltischer Schatzfund aus Yorkshire untermauert die Handelsbeziehungen zwischen Britannien und dem antiken Rom

Dagmar Jestrzemski
27.04.2025

Ende März sorgten in Großbritannien Berichte über einen sensationellen Hortfund der Eisenzeit in North Yorkshire für Aufsehen. Bereits 2021 war ein Sondengänger auf einem Feld in der Nähe des Dorfes Melsonby auf Metallgegenstände gestoßen. Archäologen der Universitäten Durham und Southampton legten die Fundstelle mithilfe der Scantechnologie frei.

Der sogenannte Melsonby Hoard umfasst mehr als 800 Gegenstände aus Eisen sowie einer Kupferlegierung und wird in die Zeit der römischen Eroberung Britanniens von 43 bis etwa 84 n. Chr. datiert, beginnend unter Kaiser Claudius. Die einzeln und in ihrer Gesamtheit spektakulären Objekte werden einer wohlhabenden Persönlichkeit zugeschrieben, die zu einem Netzwerk von Eliten in Britannien gehörte, welches Handelsbeziehungen zum römischen Reich und in den mediterranen Raum unterhielt.

Fast das gesamte nordenglische Gebiet wurde damals von den Briganten (lateinisch Brigantes) kontrolliert, einem losen Zusammenschluss keltischer Volksstämme. Die einst sehr wertvollen Gegenstände belegen, dass die herrschenden keltischen Clans im Norden Englands ebenso vernetzt und wohlhabend waren wie die weiter südlich lebenden Stämme.

Von den zahlreichen Waffen des Hortfunds werden drei zeremoniell verzierte Speere sowie kunstvoll verzierte Pferdegeschirre für mindestens 14 Pferde besonders erwähnt, Teile vom Zaumzeug und 28 Eisenreifen für diverse Wagen. Es soll sich dabei um Überreste von mindestens sieben vierrädrigen Wagen und/oder von mehreren zweirädrigen Streitwagen handeln. Einige Pferdegeschirre wurden mit roter Koralle und farbigem Glas geschmückt. Weitere Hinweise auf Handels- und Kulturkontakte der ehemaligen Besitzer in den mediterranen Raum sind durch zwei reich verzierte Kessel nachgewiesen, von denen der eine sowohl mediterrane als auch eisenzeitliche Gestaltungselemente aufweist.

Ein Kessel wurde durch Schläge mit einem Stein beschädigt. Mehrere Eisenreifen wurden absichtlich verbogen, weitere Gegenstände vor dem Vergraben ebenfalls beschädigt oder auf einem Scheiterhaufen verbrannt. Menschliche Überreste wurden nicht gefunden. Tom Moore, Leiter der archäologischen Fakultät an der Universität Durham, erklärte, dass derart viele zerstörte Objekte in einem einzigen Fund in Großbritannien nahezu ohne Parallele seien. Er nimmt an, dass alle Teile anlässlich der Bestattung eines hochrangigen Anführers im Rahmen von rituellen Handlungen unbrauchbar gemacht und anschließend vergraben wurden. Antiken Quellen zufolge arrangierten sich die keltischen Briganten zunächst mit den Römern, bevor es zu Konflikten mit der Besatzungsmacht kam. Darüber berichtete der römische Geschichtsschreiber Tacitus (58–120) ausführlich in seinen „Annalen“.

Erst kürzlich wurde der einzigartige Hortfund publik. Der Chef von Historic England, Duncan Wilson, bezeichnet ihn als einen der „wichtigsten und spannendsten Funde aus der Eisenzeit im Vereinigten Königreich“. Seit dem 25. März ist eine Auswahl davon im Yorkshire Museum ausgestellt.

www.yorkshiremuseum.org.uk 


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