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Der Stern Europas soll stärker leuchten

Edith-Stein-Gedenken 2022 anlässlich des 100. Jahrestages ihrer Taufe

Chris W. Wagner
11.02.2022

Es gibt Orte in Breslau, der Geburtsstadt der Philosophin und Frauenrechtlerin Edith Steins, an denen die Erinnerung an sie wachgehalten wird. Dazu gehört die St. Michaeliskirche im Stadtteil Elbing [Ołbin], in dem Stein besonders gerne die Frühmessen besuchte. Heute erinnert dort die Edith-Stein-Kapelle mit einem Altar an die Denkerin, den die Erzdiözese Köln gestiftet hat. Dieses Gotteshaus ist nur wenige Meter vom Haus der späteren Karmelitin Theresia Benedikta vom Kreuz entfernt. So wurde Anfang des Jahres dort das Edith-Stein-Jahr eingeläutet.

Vom Papst zur Schutzpatronin Europas ernannt

2022 jährt sich zum 130. Mal der Jahrestag ihrer Geburt und zum 80. Mal der ihres Todes. Vor 100 Jahren wurde die Jüdin katholisch getauft. Sie ist von Papst Johannes Paul II. zur Schutzpatronin Europas ernannt worden.

Ende Januar wurde das Programm des Edith-Stein-Jahres bekannt gegeben. „Wir wollen diese Breslauerin den heutigen Bewohnern näherbringen. Wir möchten damit ihr Werk und ihre Haltung popularisieren und dabei auch zeigen, wie offen unsere Stadt gegenüber ihrer Vergangenheit ist. Wir schätzen unser Erbe und unsere Helden“, sagte Marek Mutor. Er ist Leiter des „Zen-trums Erinnerung und Zukunft“ (Ośrodek Pamięć i Przyszłość) das zusammen mit der Breslauer Edith-Stein-Gesellschaft das Gedenkjahr organisiert.

Das Programm des Edith-Stein-Jahres wurde im Sitz der Edith-Stein-Gesellschaft vorgestellt, im sogenannten Edith-Stein-Haus, in dem die Philosophin seit ihrem 19. Lebensjahr mit ihrer jüdischen Familie lebte. Von dort aus führte sie der Weg unter anderem an die Universität Breslau.

„Hier traf sie die Entscheidung, in Göttingen weiter zu studieren. In dieses Haus kam sie aus Freiburg im Breisgau zurück, nachdem sie die Assistenz bei Professor Edmund Husserl abgesagt hatte. Hier im Salon im ersten Stock führte sie ihre eigenen philosophischen Seminare durch. Und eben auch hier im Hause informierte sie ihre Mutter und die Familie, über die Entscheidung, sich taufen zu lassen und in das Karmelitinnenkloster in Köln zu gehen, um nicht wieder zurückzukehren“, so der Geistliche und Vorsitzende der Edith-Stein-Gesellschaft, Jerzy Witek. Er ist stolz, die neue Dauerausstellung „Edith Stein. Breslauerin, Philosophin, Heilige und die Patronin Europas“, im Hause präsentieren zu können.

Erinnerung an Auschwitz am 9. August

Der Mitorganisator der Feierlichkeiten Mutor bat, sich den 9. August im Kalender rot anzustreichen. „Am 9. August gedenken wir des tragischen Todes Steins im Vernichtungslager Auschwitz. Wir wollen sowohl hier als auch in Auschwitz daran erinnern. Geplant ist eine Konzertreihe unter dem Titel ‚Der Stern Europas', die unter anderem hier im Nationalen Breslauer Musikforum (NFM) stattfinden wird“, berichtet Mutor. In Breslau wird es bereits am 8. August im Hauptbahnhof ein Konzert gegeben. Der Grund: Edith Stein fuhr vor 80 Jahren im Transport nach Auschwitz noch einmal durch den Breslauer Bahnhof.

Auch in den oberschlesischen Städten Gleiwitz [Gliwice] und Lublinitz [Lubliniec], zu denen Stein eine besondere Beziehung hatte, wird ihrer in Konzerten gedacht. „Edith Stein war sehr musikalisch, im Hause Stein gehörte das Musizieren zum Alltag, im übrigen war es im Bildungsbürgertum Standard, eine musikalische und kulturelle Bildung zu besitzen“, erklärte der Leiter des NFM, Andrzej Kosendiak. Und auch wenn die philosophischen Gedanken Steins nicht jedem verständlich sein mögen, so sollen „durch Musik Emotionen geweckt werden. Kunst ist ein guter Leiter für Emotionen und Symbole,“ sagte er.

Internationale Konferenz im Oktober

Um den 12. Oktober wird eine internationale Konferenzwoche durchgeführt. Witek freut sich auf zehn Veranstaltungen in seinem Haus in der ulica Nowowjejska 38. Breslaubesucher können sich im August auf Freilichtausstellungen zu Edith Stein freuen, und im Mai beginnen Stadtführungen auf den Spuren der Philosophin.

Auf www.wroclaw.pl wird ab März eine Veranstaltungsübersicht auch in Deutsch veröffentlicht und ein Wettbewerb zu Edith Steins Gedankenwelt ausgeschrieben. „Und wer eigene Ideen zum Stein-Jahr loswerden möchte, sei dazu eingeladen“, versicherte Mutor.

Diese könne man via E-Mail an sein Zentrum: rokedytystein@zajezdnia.org oder an die Edith-Stein-Gesellschaft: biuro@edytastein.org.pl senden.


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