11.05.2025

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Faust-Stoff

Der Teufel in der Bibliothek

Klassik Stiftung Weimar widmet Goethes „Faust“ ein ganzes Themenjahr mit einer Ausstellungsserie

Harald Tews
11.05.2025

Im Herbst 1775 nahm Johann Wolfgang von Goethe eine Einladung von Herzog Carl August nach Weimar an. Er sollte bis zu seinem Lebensende in dieser Kleinstadt bleiben. Hier entwickelte sich der Stürmer und Dränger zum Klassiker, und sein „Faust“-Drama zum stilprägenden Werk dieser Zeit.

Aus Anlass des 250. Jahrestags der Ankunft Goethes in Weimar widmet sich die Klassik Stiftung Weimar dem Lebenswerk des Dichters, seinem „Faust“, ein ganzes Themenjahr. Dazu bietet es eine ganze Ausstellungsreihe an, die sich ausschließlich mit dem „Faust“ befasst. So präsentiert das kürzlich eröffnete multimediale Literaturspektakel „Faust. Eine Ausstellung“ im Schiller-Museum noch bis zum 1. November 2027 immersive Filmelemente, Themeninseln und Comics. Der Hamburger Comic-Zeichner Simon Schwartz hat Figuren, Geschichten und Schauplätze des „Faust“ ins Bild gesetzt, unter anderem in einer drei mal fünf Meter großen Karte. Film-Experten der Deutschen Kinemathek haben ebenfalls an der Ausstellung mitgewirkt. Den Schwerpunkt der Schau bilden die Objekte aus Goethes großen Sammlungen der Natur und Kunst, die zum Eintauchen in den „Faust“-Kosmos einladen.

Eine Möglichkeit, dem Dichter über die Schulter zu schauen, bietet die Ausstellung „Experiment Faust – Aus Goethes Schreibwerkstatt“ im Goethe- und Schiller-Archiv. Bis zum 14. Dezember widmet sich die Schau dem Entstehungsprozess von Goethes Tragödie und zeigt zu ausgewählten Terminen das wertvolle Manuskript zu „Faust II“. Neben einer Fülle an unveröffentlichten Vorarbeiten, Fragmenten oder verworfenen Varianten der Faust-Manuskripte präsentiert man zu ausgewählten Terminen auch die originale Gesamthandschrift des erst postum veröffentlichten „Faust II“. Die Ausstellung „Experiment Faust – Aus Goethes Schreibwerkstatt“ veranschaulicht, wie Goethe sein Leben lang von diesem Stoff fasziniert war.

In einen Dialog mit diesen Manuskripten treten Illustrationen des Berliner Künstlers Orlando Hoetzel, in denen er die Arbeit Goethes am „Faust“ reflektiert. Das Experiment par excellence, die künstliche Erzeugung des Homunkulus, präsentiert eine digitale Medienstation, die der Karikaturist Daniel Stieglitz aus Kassel gestaltet hat.

Diabolisch wird es im Studienzentrum der Herzogin Anna Amalia Bibliothek: „Teuflisch! Mephisto in der Bibliothek“ spürt bis zum 31. Oktober dem medialen Weg des sprachgewandten Verführers nach. Er beginnt mit frühen Buchillustrationen und führt bis zu Darstellungen auf Werbeplakaten und Bierflaschen. Die nach einem verheerenden Brand im Jahr 2004 wiederaufgebaute Bibliothek beherbergt mit über 21.000 Objekten und Publikationen zur historischen und literarischen Faust-Figur aus dem Zeitraum 1500 bis zur Gegenwart die weltweit größte Sammlung zum Faust-Stoff. Bereits die Legenden um den historischen Faust, einem Teufelsbeschwörer aus dem frühen 16. Jahrhundert, waren populär und fanden in Büchern, auf Bildern und in der Musik Verbreitung.

Als im 19. und 20. Jahrhundert der Faust-Stoff – und insbesondere Goethes „Faust“ – zum „heiligen“ Gegenstand der Nationalkultur avancierte, traf er auf neue (massen-) mediale Formen. Künstliche Intelligenz, das Ringen um Identität, die Krisen des Kapitalismus, Liebe und Verrat, die Kraft der Natur und die Folgen ihrer Zerstörung – all diese Punkte werden bereits im „Faust“ verhandelt und sind aktueller denn je.

www.klassik-stiftung.de 


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