Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung
Eine Jahrhundertaufgabe – Seit zum Teil über 100 Jahren vergiftete Böden von Truppenübungsplätzen müssen aufbereitet werden
Seit bald 130 Jahren nutzt das deutsche Militär eigene Truppenübungsplätze, um im Manöver das Zusammenspiel verschiedener Truppenteile zu üben. Das älteste dieser militärisch gesicherten Areale ist Altengrabow im Jerichower Land. Der aktuell europaweit wichtigste ist der NATO-Truppenübungsplatz Bergen in der Lüneburger Heide, denn es ist der einzige Platz dieser Art, auf dem das westliche Militärbündnis in Bataillonsstärke scharf üben kann. Derartige Militärareale haben aber auch eine Schattenseite, die vor allem unterirdisch Folgen nach sich zieht. Neben neueren Blindgängern der Artillerie kommen vergrabene Munitionsreste aus früheren Tagen hinzu.
Aus der Zeit der beiden Weltkriege und des Kalten Krieges waren es bis 2020 rund 2500 Liegenschaften, auf denen über 15.000 Kontaminations-Verdachtsflächen erfasst worden sind. Von diesen wurden bis dahin 6000 Flächen untersucht und 1000 als tatsächlich kontaminiert festgestellt und saniert. Dafür hat der Bund 495 Millionen Euro aufgewendet.
Ab 1995 wurden beispielsweise im hessischen Stadtallendorf auf den Arealen zweier ehemaliger TNT-Produktionsfirmen Boden und Grundwasser saniert. Im Zweiten Weltkrieg befanden sich hier die wichtigsten Sprengstoffproduktionsanlagen des Reichs. Hier produzierten die Dynamit AG (DAG) und die Westfälisch-Anhaltische Sprengstoff AG (Wasag).
Gifte im „Dethlinger Teich“
Nach dem Krieg wurden hier bis 1948 zudem 17.000 Tonnen Munition zerlegt und gesprengt. Die Kernarbeiten der Sanierungsmaßnahmen sind zwar abgeschlossen, doch das Grundwasser wird wohl noch über Jahre unter Beobachtung stehen und weiterhin eine Sanierungsanlage durchlaufen. Noch völlig offen ist die Frage nach dem Umfang des Sanierungsbedarfs der ehemaligen sowjetischen Militärflächen in Brandenburg. Öffentlich bekannt sind solche Projekte kaum.
Das mit Abstand aufwendigste und teuerste Sanierungsprojekt findet derzeit allerdings im niedersächsischen Heidekreis unweit des Bundeswehrstandorts Munster statt. Der dortige „Dethlinger Teich“, eine Kieselgur-Grube mit einem Durchmesser von etwa 60 Metern und einer Tiefe von rund neun Metern, enthält kein Wasser mehr. Zwischen 1945 und 1952 wurde der Teich genutzt, um unverhüllte Kampfstoffe, 100.000 Zündkapseln, zirka 30.000 Kampfstoffgranaten, bis zu 300 Phosgenbomben, 300 Fässer Flüssig-Phosgen und 100 Fässer Lost darin zu versenken. Loste sind die nach den Chemikern Wilhelm Lommel und Wilhelm Steinkopf benannten Stoffverbindungen, aus denen chemische Waffen wie Senfgas hergestellt werden können.
Da eine Dokumentation dieser Entsorgungsarbeiten allerdings nicht existiert und die Daten nur durch Zeugenaussagen beteiligter Arbeitskräfte gesammelt wurden, sind die Zahlen nur als vage Schätzungen zu klassifizieren.
Der Dethlinger Teich wird nun seit 2019 saniert, nachdem die „Böhme-Zeitung“ als Lokalzeitung der Region, das Thema öffentlich gemacht hat. Die Kosten für das mehrere Jahre andauernde Mammutprojekt werden sich auf wenigstens 62 Millionen Euro, im schlimmsten Fall aber auf 80 Millionen Euro belaufen. Das zumindest schätzte zuletzt Heidekreis-Landrat Jens Grote. Ein gewaltiger Betrag für die überschaubar kleine – wenn auch hochgefährliche – Fläche.
In Klingbeils Wahlrevier
Die gewaltigen Kosten hängen vor allem mit den modernen Sicherheitsstandards zusammen, die an das Projekt angelegt worden sind. Die erste zentrale Maßnahme war die Einrichtung einer Wasserpumpstation mit integrierter Sanierungsanlage, die mindestens bis 2027 das Grundwasser reinigen soll. Die Anlage läuft durchgehend 365 Tage im Jahr.
Um den Teich überhaupt ausheben zu können, musste das Areal von einer 40 Meter in den Boden tief eingerammten Spundwand umgeben werden, damit kein Grundwasser in den Teich nachsickert. Inzwischen ist der Teich mit einer eigens angefertigten Schutzhalle überbaut, die in etwa die Ausmaße der Breslauer Jahrhunderthalle hat: 97 mal 106 Meter – das Dach freitragend. Der für das Projekt verantwortliche Heidekreis hat zudem gepanzerte und mit eigener Sauerstoffversorgung versehene Baugeräte wie Bagger und Laster anfertigen lassen.
Ein umfangreiches Schutzkonzept unter Einbindung aller für die Sicherheit von Wasser, Boden, Luft und Mensch relevanten Behörden und Einrichtungen steht hinter dem spektakulären Projekt, das vor allem mit Bundesmitteln finanziert worden ist, nachdem die „Böhme-Zeitung“ jahrelang zu dem Gifttümpel berichtet hatte. Hinzu kommt: Die Fläche liegt im Wahlbezirk des einflussreichen Bundestagsabgeordneten und SPD-Parteichefs Lars Klingbeil.
Weitaus großflächiger als der Dethlinger Teich sind indessen die kontaminierten Flächen auf dem Truppenübungsplatz Munster-Nord, wo sich zwischen 1916 und 1919 der Gasplatz Breloh und zwischen 1935 und 1945 die Heeres-Versuchsstelle Munster-Nord befunden haben. Hier wurden während des Ersten Weltkriegs für den Gaskrieg die hochgiftigen chemischen Kampfstoffe entwickelt und erprobt. Jedes vierte Kampfmittel kam aus Breloh. Nach 1945 wurden hier immer wieder willkürlich und aus heutiger Sicht nicht mehr nachvollziehbar Granaten und Kampfstoffe wie Lost durch Sprengen, Vergraben und Versickern entsorgt.
Sanierung bis Sankt Nimmerlein
Seit 1999 hält eine Grundwassersanierungsanlage die Gifte, die auch das Trinkwasser der Region bedrohen, in Schach. Die gewaltige Anlage kann bis zu 1,7 Millionen Kubikmeter Wasser per anno reinigen. Bis 2022 hat sie 7,2 Tonnen Arsen, 7,8 Tonnen Lost-Kampfstoffe und mehr als zwei Tonnen andere Gifte aus dem Wasser filtriert.
Seit 2007 werden zudem die Bodenflächen sukzessive saniert. Die gesperrten Areale werden Zentimeter um Zentimeter mit Sonden abgesucht. Auf den Flächen befinden sich Blindgänger nicht nur der Wehrmacht, sondern auch der Bundeswehr. Erst im vergangenen Herbst detonierte bei den Sanierungsarbeiten eine Nebelgranate aus Wehrmachtsbeständen.
Um die Dimension der Sanierung zu verdeutlichen: Zurzeit müssen noch rund 1400 Hektar saniert werden. 268 Hektar wurden bereits saniert und dabei 11,4 Tonnen Arsen und andere Giftstoffe beseitigt. Da auf dem Truppenübungsplatz weiterhin geübt wird, müssen die gefährlichen Arbeiten mit den Schießübungen der Truppe koordiniert werden.
Die Dauer der Arbeiten ist unbekannt. Ein mit der Koordinierung der Arbeiten befasster junger Unteroffizier gibt allerdings an, dass er auf diesen Flächen seinen Ruhestand erleben und die Aufgaben weiterreichen werde.
Kersti Wolnow am 07.03.24, 09:00 Uhr
Nicht nur da lauert das Böse. Weiß jemand wieviel Beton in die Erde gelassen wird, um eins von diesen Vogelhäckslern aufzustellen? Laut unserem Wurstblatt vom 10.2. 24 sollen in unserem Landkreis 10 000 solcher Ungetüme aufgestellt werden. Ich stelle die Grünen in eine Reihe mit den Kriegstreibern. Wer sowas plant, finanziert und durchführt, obwohl er die Folgen kennt, haßt Land, Volk und Natur.