27.03.2025

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Biographie

Der Vater der Nationalhymne

Der Germanist Jörg Koch zeichnet ein Lebensbild des Dichters Hoffmann von Fallersleben und betrachtet dessen Bedeutung bis heute

Ute Eichler
22.02.2025

Jörg Koch hat mit seinem Buch „Die Gedanken sind frei. August Hoffmann von Fallersleben. Ein Dichterleben“ ein Werk vorgelegt, für das die Zeit überreif war. Mit ihm ist für den allgemein literaturgeschichtlich interessierten Leser, genauso wie für Lehrer oder Studenten eine Handreichung gegeben, die gut lesbar, leicht verständlich und in Teilen unterhaltsam das umtriebige Leben eines Universitätsprofessors, Forschers und produktiven Autors im 19. Jahrhundert nachzeichnet.

Dem von Koch in elf Kapiteln gegliederten Lebensbild ist eine Einleitung vorangestellt, in der der Autor umreißt, worin aus seiner Sicht der bleibende Wert des Fallerslebenschen Werks besteht: Er hat 1841 das „Lied der Deutschen“ gedichtet, das 1922 zur Nationalhymne wurde. Und er hat die auf den ersten Blick unglaubliche Zahl von 550 Kindergedichten hinterlassen, von denen die Mehrzahl vertont wurde. Diese Kinderlieder haben bis heute einen solchen Bekanntheitsgrad, dass sie als Teil des allgemeinen deutschen Volksliedgutes angesehen werden.

Koch bringt in der Einleitung wie auch in seiner Schlussbetrachtung die entscheidenden Aussagen zu Werk und Wirkung des Hoffmann von Fallersleben – aus heutiger Sicht – auf den Punkt. Was zu Beginn der Lektüre verwundert, ist der reichliche Gebrauch der Wiedergabe von Gedichten des Hoffmann von Fallersleben. Rund 80 dieser zum Teil als Gelegenheitsgedichte, als politisch-satirische Dichtungen oder als Liebesgedichte oder Trinklieder verfassten Schöpfungen durchziehen die Kapitel. Im dritten Kapitel wird mit „Das Deutschlandlied – Inhalt und Bedeutung“ nicht nur die Entstehungs- und rasche Erfolgsgeschichte vom „Lied der Deutschen“ dargestellt, sondern auch eine Wertung der Wirkung aus heutiger Sicht vorgenommen. Koch verwundert mit seiner Formulierung, wenn er bei „von der Maas bis an die Memel“ das Memelgebiet als das Gebiet benennt, in dem „Deutsche lebten bzw. Ka­schuben, Polen und Masuren, die als Preußen geführt wurden, vielerorts auch deutsch gesprochen wurde ... galt den Zeitgenossen diese Gegend als deutsch“. Hier hätte es eine klare und der historischen Wahrheit entsprechende Aussage gebraucht.

Das elfte Kapitel, betitelt „Ausblick: Das Lied der Deutschen wird Nationalhymne“, wirkt wie eine Zugabe an den Leser, die den Fleiß des Autors Koch unter Beweis stellt. In seiner Schlussbetrachtung zeichnet er ein Charakterbild Hoffmanns, indem er ihn als „kaum ein anderer war zu Lebzeiten so geächtet und geachtet wie er“ benennt.

Jörg Koch: „Die Gedanken sind frei. August Heinrich Hoffmann von Fallersleben. Ein Dichterleben“, Olzog edition, Reinbek 2024, gebunden, 272 Seiten, 26 Euro


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