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Mit seiner Gründung legte Forstmeister Hans-Ludwig Loeffke die Wurzeln des heutigen Landesmuseums in Lüneburg
Vor 60 Jahren wurde das Ostpreußische Jagdmuseum „Wald, Wild, Pferde“ in Lüneburg von Forstmeister Hans-Ludwig Loeffke gegründet, aus dem das heutige Ostpreußische Landesmuseum mit Deutschbaltischer Abteilung hervorgegangen ist. Loeffke konnte diese positive Entwicklung nicht mehr erleben, denn er starb am 11. Dezember 1974. In einer Gedenkveranstaltung am 6. Dezember würdigt der Fördererkreis Ostpreußisches Jagdmuseum – Hans-Ludwig Loeffke Gedächtnisvereinigung e.V. die Museumsgründung und ihren Spiritus rector.
Nach Kindheit und Jugend besuchte der am 3. Mai 1906 in Tilsit an der Memel geborene Ostpreuße Loeffke das staatliche Gymnasium seiner Geburtsstadt, an dem er im Jahre 1925 das Zeugnis der Reife erhielt. In seine Schulzeit fallen der Erste Weltkrieg und dessen Folgen.
Nach dem Abitur entschied er sich – anders als sein Vater – nicht für das Jurastudium, sondern für das der Forstwissenschaften. Hierin drückt sich eine enge, intensive Verbundenheit mit der Natur, dem Leben auf dem Lande sowie Wald und Wild schon damals bei der Berufswahl aus. Er wurde also Forstmann aus Neigung und Berufung.
Obwohl an der Albertina das Forststudium nicht möglich war, schrieb er sich an der Universität der ostpreußischen Hauptstadt ein. Er wählte mit Rechtswissenschaften das Studienfach seines Vaters. Dieses tat er sicherlich auch aus Familien- und Corps-studentischer Tradition und deshalb aus Überzeugung, aber primär, um die für das forstwissenschaftliche Studium notwendigen juristischen Kenntnisse zu erwerben. Dieses geschah im Wintersemester 1925/26.
Nach drei Semestern in Königsberg wechselte er im Sommersemester 1927 in das brandenburgische Eberswalde, um an der dortigen Forstlichen Fakultät der Universität Berlin sein eigentliches Studium, nämlich das der Forstwissenschaften, aufzunehmen. Dieses schloss er vier Jahre später mit dem ersten Staatsexamen ab.
Danach absolvierte Loeffke den forstlichen Vorbereitungsdienst, also die Referendarzeit für den höheren preußischen Forstdienst. Hierzu war er unter anderem in Allenstein und Potsdam eingesetzt. Die Große Forstliche Staatsprüfung, das zweite Staatsexamen bestand er 1934 in Berlin. Er wurde danach in den preußischen Staatsdienst übernommen.
Eröffnung eines Jagdmuseums
Den Zweiten Weltkrieg hat Loeffke von Anbeginn mitgemacht, bis er in britische Kriegsgefangenschaft geriet, aus der er bereits im Juni 1945 nach Lüneburg entlassen worden ist. Dort ist er, der wie alle Vertriebenen nicht in seine angestammte Heimat zurückkehren konnte, dann geblieben.
Nach dem Krieg war es für viele, vor allem jüngere Forstleute im Westen äußerst schwierig Fuß zu fassen, weil es eine personelle Überbesetzung durch die zahlreichen vertriebenen Forstleute aus dem Osten gab. Viele fanden in den neu gegründeten Länderforstverwaltungen keine Anstellung mehr. Die Laufbahn eines preußischen Forstbeamten war mit dem Ende des Krieges beendet, eine Neuanstellung beim niedersächsischen Landesforstamt in Sarstedt bei Hannover schwierig.
Der tiefe Einschnitt, den das Jahr 1945 auch im Leben von Loeffke bedeutete, führte aber letztlich dazu, dass er zum Begründer des Ostpreußenmuseums in Lüneburg wurde. Er fühlte sich unverbrüchlich seiner ostpreußischen Heimat verpflichtet, die er für sich auch niemals abgeschrieben hat. Ihr widmete er sein Lebenswerk, als welches das Ostpreußenmuseum mit Fug und Recht bezeichnet werden kann.
Loeffke engagierte sich aber auch selbstlos für seine Landsleute, die mit ihm zusammen die geliebte Heimat verloren hatten. So gründete er 1948 mit anderen Persönlichkeiten zusammen die Landsmannschaft Ostpreußen auf Bundesebene und in Niedersachsen den Landesverband des Bundes der Vertriebenen. Daneben verfolgte er aber immer mit großer Akribie das „Grüne Ostpreußen“, wie er selbst sagte.
1953 legte er auf dem Treffen der Landsmannschaft Ostpreußen in Bochum den Keim für sein späteres Ostpreußenmuseum, indem er eine „Ostpreußische Jagdausstellung“ organisierte, die so viel Anerkennung fand, dass sie ein Jahr später auf der Internationalen Jagdausstellung in Düsseldorf wiederholt wurde. Nach diesen unerwartet erfolgreichen Ausstellungen reifte dann bei Loeffke offensichtlich die Idee für ein „Ostpreußisches Jagdmuseum“ in Lüneburg.
1956 wurde der Verein „Ostpreußisches Jagdmuseum – Wild, Wald und Pferde Ostpreußens“ gegründet. Das Symbol des Vereins war naheliegenderweise der Elch. Dieser Verein besteht noch heute und ist als Trägerverein auch des heutigen Ostpreußischen Landesmuseums tätig.
Neueröffnung nach einem Brand
Loeffke entwickelte eine rege Sammlertätigkeit und konnte dann – damals auch tatkräftig von der Stadt Lüneburg unterstützt – am 7. Dezember 1958 im Gebäude des „Alten Kaufhauses“ seine Idee verwirklichen und ein Jagdmuseum eröffnen. Allerdings ging nur ein Jahr später das Museum – durch einen Serienbrandstifter angezündet – bereits wieder in Flammen auf. Unter Lebensgefahr konnte Loeffke nur wenige Exponate vor der Vernichtung retten.
Der Rückschlag führte aber bei Loeffke nicht etwa zur Resignation, sondern er packte das einmal begonnene Projekt eines „grünen“ Museums im Angedenken an und als Mahnung für die Heimat Ostpreußen erneut tatkräftig an. Von Neuem wurde er durch die Stadt Lüneburg unterstützt, und in der Salzstraße wurde dann im Oktober 1964, also fast sieben Jahre nach dem fürchterlichen Brand, ein neues Ostpreußenmuseum eröffnet. Dieses hatte im Wesentlichen den Impetus eines Gedenkmuseums. An wissenschaftliche Museumsarbeit wie heute im Ostpreußischen Landesmuseum war damals noch gar nicht zu denken. Es ging um Mahnung und Gedenken an Ostpreußen, eine Heimstatt für die vertriebenen Ostpreußen, die das fraglos auch so empfunden haben. 1965 wurde zur Förderung des Jagdmuseums der „Fördererkreis Ostpreußisches Jagdmuseum e.V.“ gegründet, der sich im Jahr 1989 den Zusatz „Hans-Ludwig-Loeffke-Gedächtnisvereinigung“ gab.
Ein Jahr nach Gründung des Fördererkreises kam ein weiterer Unterstützungsverein hinzu, nämlich der der „Freunde des Ostpreußischen Jagdmuseums – Wild, Wald und Pferde Ostpreußens e.V.“ Somit war ein Gerüst errichtet, das heute noch standhält und das Erbe des Gründers bewahrt.
1969 und 1974 konnte das Ostpreußenmuseum Erweiterungen erfahren. 2025 folgt mit dem „Kant-Bau“eine weitere. Die ursprüngliche Thematik „Wild, Wald, Pferde“ war längst überschritten. Einen Monat nach der zweiten Erweiterung des Museums an der Salzstraße starb am 11. Dezember 1974 Hans-Ludwig Loeffke. Seiner Intention entsprechend erhielt sein Museum dann den erweiterten Namen „Ostpreußisches Jagd- und Landesmuseum“. Heute heißt es „Ostpreußisches Landesmuseum mit Deutschbaltischer Abteilung“ und ist von einem „Grünen Ostpreußenmuseum“ zu einem Museum für die gesamte Kultur Ostpreußens gewachsen.