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Der Kriminal- und Liebesroman des norwegischen Autors Arve Moens, der bereits 1948 erschienen war, stellt ein Kleinod auf dem Krimimarkt dar
Arve Moens erstmals im Jahr 1948 erschienener Roman „Der Tod ist eine Liebkosung“ ist mehr als ein Kriminalroman. Wer wen ermordet hat, steht von Anfang an fest. Es gibt nur wenige handelnde Personen. Ein Detektiv, der mit den Poirotschen „grauen Zellen“ ein verzwicktes Rätsel löst, tritt nicht auf. Auch Actionszenen sind Mangelware. Und doch ist dieser Roman ein wahres Kleinod und spannender als viele Bücher, die der Krimimarkt aktuell in Massen ausspuckt.
Ein junger, attraktiver Automechaniker hat seine schöne und mondäne Ehefrau ermordet. Der Mörder wird für seine Tat verurteilt, auch wenn er sie nicht gesteht. Er gibt zwar zu, dass er seine Gattin getötet hat, doch er beharrt zugleich darauf, dass er keine Alternative zu dieser Tat gehabt habe. Der Mord sei zwangsläufig gewesen.
Moen (1912–1976) hat als Schriftsteller, Journalist, Kunsthistoriker und Politiker gearbeitet. In seinen jungen Jahren war er Mitglied der kommunistischen Gruppe Mot Dag, einer Vereinigung von norwegischen Intellektuellen, die großen Anteil an der Verbreitung marxistischen Gedankenguts in Norwegen hatte. Das in Deutschland bekannteste ehemalige Mitglied ist der spätere Bundeskanzler Willy Brandt (SPD). Für die Arbeiterpartei saß Moen im Osloer Stadtrat, und nach 1945 war er als Kulturredakteur beim „Arbeiderbladet“ tätig.
Diese Informationen sind nicht unwichtig, denn der Klassenunterschied zwischen dem jungen Mann aus der Arbeiter- und der kapriziösen Schönheit aus der Oberschicht, die zunächst noch mit einem Industriellen verheiratet ist, ist entscheidend für die Konflikte des Paares.
Das Faszinierende an diesem psychologischen Liebesdrama ist die Tatsache, dass Moen „uns in den Kopf des Mörders blicken lässt“, wie es im Nachwort der norwegischen Krimiautorin Helene Flood heißt. Zunächst ist die körperliche Lust ein starkes Band, das die beiden Protagonisten zusammenschweißt. In dem Buch gibt es keine expliziten Szenen, doch auch das Sexuelle wird vom Autor in einer für die damalige Zeit durchaus offenen Weise beschrieben.
Das Bett allein reicht aber nicht aus, um dem Liebespaar eine dauerhafte, stabile Basis zu geben. Zu groß sind die ökonomischen Unterschiede, zu groß ist die Einstellung zur Arbeit und zum Geld, zu unterschiedlich sind auch die Interessen. Ein Paar, das erkannt hat, dass die Gemeinsamkeiten aufgebraucht sind, könnte sich im Frieden trennen. Doch dieses Paar wählt den Weg ins Verderben.
Arve Moen: „Der Tod ist eine Liebkosung“, Septime Verlag, Wien 2023, gebunden, 144 Seiten, 20 Euro