Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung
Jagdscheine auf Rekordniveau – Ein Experte erklärt, warum das Jagen in deutschen Wäldern immer beliebter wird
In Deutschland steigt die Zahl der Menschen mit Jagdschein kontinuierlich an – ein Trend, der quer durch alle Altersgruppen und gesellschaftliche Schichten zu beobachten ist. Aktuell besitzen fast 436.000 Menschen einen Jagdschein, die höchste Zahl, die jemals verzeichnet wurde. Viele Menschen suchen den direkten Kontakt zur Natur, wollen Wildtiere in ihrem natürlichen Lebensraum erleben und legen Wert auf nachhaltig erzeugtes Fleisch.
Tatsächlich ist seit einiger Zeit das Bild des Jägers stark im Wandel. In der Gesellschaft gilt das jagdliche Handwerk als angesehen. Denn ein Jagdschein ist weit mehr als die bloße Ausübung der Jagd. Jäger haben eine hohe Verantwortung gegenüber der Natur- und Tierwelt, sie besitzen tiefgreifende Kenntnisse in Sparten wie der Ökologie, Biologie, Waldwirtschaft oder auch rechtlichen Grundlagen. Wer den Jagdschein erlangen möchte, muss demnach eine anspruchsvolle Ausbildung absolvieren. Die Herausforderung vieler offizieller Einrichtungen besteht allerdings darin, dass sie Anwärter oft nicht ausreichend auf die Prüfung vorbereiten. Die Teilnehmer fühlen sich von den Inhalten überfordert und empfinden sie als wenig praxisnah. So kommt es dazu, dass viele Anwärter die Prüfung am Ende nicht bestehen.
Jan-Philipp König kennt die Probleme der Jagdausbildung. Er selbst kommt aus einer Jagdfamilie, ist aktiver Jäger, Hegemeister und Wildtierschützer. Mit seiner Jagdakademie bereitet er Jungjäger auf die staatliche Prüfung vor – und setzt dabei auf moderne Lernmethoden in Kombination mit intensiven Praxiselementen.
Der Jagdschein, so König, ermögliche in Deutschland nicht nur das Jagen wild lebender Tiere. Er stelle auch eine Verantwortung gegenüber Flora und Fauna dar. Jäger möchten tief mit der Natur verbunden sein, sich ehrenamtlich betätigen und Naturschutz leben. Die Jagd bietet zudem die Chance, natürlich erzeugte Lebensmittel direkt zu erhalten und somit schonender mit Ressourcen umzugehen. Dabei erlernen Jäger nicht nur Kenntnisse über die Jagdpraxis selbst, sondern auch die Jagd- und Waffenkunde.
Darüber hinaus ist die Jagdausbildung nach Ansicht Königs auch eine handwerkliche Ausbildung, die viele Gewerke umfasst. Sie reicht von der korrekten Handhabung und Pflege von Jagdwaffen über die Jagdhundführung bis hin zu speziellen Fähigkeiten wie dem Nachstellen von Wild, dem Ansprechen der verschiedenen Wildarten und der fachgerechten Verwertung des erlegten Wildes.
In Anbetracht der weitaus tieferen Bedeutung, die hinter dem Jagdschein steckt, ist es kaum verwunderlich, dass sich das Jagen immer größerer Begeisterung erfreut. Dabei wird die Jagd längst nicht mehr nur als traditionelles Hobby älterer Herren angesehen. Vielmehr zieht sie Menschen aller Altersklassen an, darunter auch eine große Zahl von Frauen.
Pflege der Lebensräume von Tieren
Wie weit der Wandel schon vollzogen ist, zeigt sich unter anderem daran, dass die Branche auf vielfältige Art und Weise darauf reagiert. So gibt es mittlerweile viele weibliche Jagdjournalisten, und auch die Jagdbekleidungs- und Waffenindustrie bringt immer mehr Produkte hervor, die auf Frauen zugeschnitten sind.
Nicht zuletzt öffnet der Jagdschein den Zugang zu einer starken Gemeinschaft. Jäger teilen gemeinsam ihre Passion für die Jagd sowie den Schutz und die Erhaltung der Natur. Sie treffen sich in Jagdvereinen und -verbänden, tauschen Erfahrungen aus, unterstützen sich gegenseitig in der Aus- und Weiterbildung und tragen gemeinsam zur Pflege und zum Erhalt der Lebensräume wildlebender Tiere bei. Somit ist der Jagdschein ein Ausdruck für die tiefe Verbundenheit mit der Natur.
Damit das Handwerk nach Erhalt des Jagdscheins wirklich korrekt ausgeübt wird, ist nach Königs Überzeugung jedoch nicht das Alter oder Geschlecht von Bedeutung. Wichtig ist die Qualität der Jungjäger – hierfür benötigt es eine gute Ausbildung. Moderne Ausbildungsmodelle zeichnen sich dadurch aus, dass sie zeit- und ortsunabhängiges Lernen ermöglichen und intensive Praxisphasen integrieren. Solche neuen Wege eröffnen auch die Tür für Menschen, die sich zuvor gar nicht vorstellen konnten, Jäger zu werden. Durch die flexible Gestaltung der Ausbildung werden Barrieren abgebaut, was besonders junge Menschen anspricht.
Eine gute Ausbildung umfasst einen Theorie- und einen intensiven Praxisteil. In der Theorieausbildung werden Themen wie Wildtierkunde, Natur- und Umweltschutz, Waffentechnik, Jagdbetrieb, Wildkrankheiten, Wildbrethygiene sowie Jagdrecht behandelt. In der praktischen Ausbildung lernen angehende Jäger das Aufbrechen und Zerwirken, also Techniken zum fachgerechten Aufbrechen und Zerlegen des Wildkörpers. Sie nehmen außerdem an realen Jagdeinsätzen teil und ergreifen Maßnahmen zum Schutz junger Wildtiere während der Mähsaison. Idealerweise integriert die Ausbildung auch praktische Elemente, wie die Errichtung und Instandhaltung von Hochsitzen, Futterstellen und anderen jagdlichen Anlagen, und es werden Grundlagen der Präparation von Jagdtrophäen gelehrt.
Der letzte Bestandteil einer guten Ausbildung, erzählt König, ist die Schießausbildung. So sei es von großer Bedeutung, gleich mit dem ersten Schuss einen tödlichen Treffer zu erzielen, damit ein getroffenes Tier nicht unnötig leiden muss. Angehende Jäger trainieren unter anderem mittels Schießübungen auf bewegliche Ziele, wie Tontauben. Weitere Übungen sind das Präzisionsschießen auf Zielscheiben in der Entfernung von 100 Metern, eine Übung, welche die Genauigkeit im Anschlag fördert. Ebenso ist die Simulation von Schüssen auf bewegtes Wild eine beliebte Übung. Die Ausbildung schließt mit einer staatlichen Prüfung ab und verleiht eine bundesweit anerkannte Qualifikation, die oft als „Grünes Abitur“ bezeichnet wird.
Insgesamt ist die Jagd heute eine facettenreiche Passion, die von einer breiten und vielfältigen Gemeinschaft getragen wird. Sie umfasst zahlreiche Teilbereiche und wird immer mehr zu einer Familienpassion. Dieser Wandel hin zu einer inklusiveren Jagdkultur spiegelt sich in der steigenden Beliebtheit dieses uralten Handwerks wider.
sitra achra am 09.03.24, 18:30 Uhr
Schön, dass die Jäger nicht mehr als "Tiermörder" verunglimpft werden!
Aber was bitte ist ein "Jagdhaushalt"? Ich gebrauche traditionell den Begriff Jägerhaushalt, und damit sind auch die jagenden Muttis gemeint.
Das Foto mit der Jungjägerin scheint mir irgendwie gestellt.Entweder ist der Fuchs ausgestopft, oder es handelt sich um eine Bildmontage. Denn Füchse haben ausgezeichnete Seher und erspähen Menschen, selbst auf Hochsitzen schon aus größerer Distanz. Sie werden daher, Tarnung vorausgesetzt, auf dem Ansitz bejagt. Dem Schützen kommen sie allerdings bei der Treibjagd nahe und können unter der Flinte erlegt werden.
Die Fasanenfeder auf dem Jägerhut ist ebenfalls ungewöhnlich und nicht jagdförderlich.