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Kultur

Des Kaisers letzte Reise

Ein Ausblick auf das Kunstjahr 2023 – Jubiläen und Gedenktage geben auch im neuen Jahr Anlass für spektakuläre Sonderausstellungen

Veit-Mario Thiede
07.01.2023

Vor 1050 Jahren trat Kaiser Otto der Große seine letzte Reise an. Vor 375 Jahre beendete der Westfälische Frieden den Dreißigjährigen Krieg. Vor 249 Jahren erblickte Caspar David Friedrich in Greifswald das Licht der Welt. Und seit 200 Jahren gibt es den Kunstverein Bremen, der als privater Träger die renommierte Kunsthalle führt. Diese Jubiläen sind Anlass für spannende Ausstellungen.

Des am 7. Mai 973 mit 61 Jahren in Memleben gestorbenen Kaisers Otto der Große gedenkt das Museum Kloster und Kaiserpfalz Memleben vom 11. März an mit der Sonderschau „Des Kaisers Herz“. Während der Körper Ottos im Magdeburger Dom bestattet liegt, wurde sein Herz in Memleben beigesetzt. Die Archäologen haben es zwar bei der in den letzten Jahren durchgeführten Tiefenfahndung in den beiden Kirchenruinen des Kloster- und Kaiserpfalzgeländes nicht entdeckt, dafür aber zahlreiche andere Funde gemacht. Sie werden nun ausgestellt, bereichert um die dank modernster Technik vor den Augen der Besucher wiedererstehenden beiden Kirchen.

Der Merseburger Dom beteiligt sich an der Kaiserehrung ab dem 18. Mai mit der Ausstellung „Otto der Große, der Heilige Laurentius und die Gründung des Bistums Merseburg“. Zu sehen sind Urkunden und Handschriften. Otto gründete auch das Bistum Magdeburg. Im Kulturhistorischen Museum Magdeburg läuft ab 28. April die Schau „Kaiser Otto in der Erinnerungskultur späterer Zeiten“.

Gezeigt werden Kunstwerke vom Mittelalter bis in unsere Zeit. Sie beziehen sich auf wichtige historische Ereignisse und würdigen Otto als Stifter und Gründer von Kirchen, Klöstern und Bistümern. Auch Frauen aus Ottos nächstem Umfeld werden gewürdigt: Seine Gattinnen Editha und Adelheid sowie die schriftstellerisch tätige Stiftsdame Roswitha von Gandersheim, die auf Latein die „Taten Ottos“ feierte (www.deskaisersletztereise.de).

Vor 375 Jahren beendete der in Osnabrück und Münster geschlossene Westfälische Frieden den Dreißigjährigen Krieg. Aus diesem Anlass findet vom 23. Mai an im Osnabrücker Diözesanmuseum die Ausstellung „Dem Frieden ein Gesicht geben“ statt. In Osnabrück verhandelten die Gesandten Schwedens, des Kaisers und der protestantischen Reichsstände. Im Blickpunkt stehen das Leben und Wirken der seit 1643 tagenden Gesandten, das Kongressgeschehen sowie dessen Auswirkungen auf die Osnabrücker.

Als Außenstationen fungieren die Wohnquartiere der Gesandten. Die mittelalterlichen Innenstadtkirchen Dom, St. Johann, St. Marien und St. Katharinen sowie der Wallfahrtsort Rulle sind wichtige Ausstellungsorte. Eine herausgehobene Rolle spielt das historische Rathaus. Von dessen Treppe wurde der Westfälische Frieden am 25. Oktober 1648 verkündet. Das historische Osnabrück wird zum begeh- und erlebbaren Exponat (friedensstadt.osnabrueck.de).

Impressionistische „Überfremdung“

Der 250. Geburtstag von Caspar David Friedrich steht zwar erst am 5. September 2024 an. Aber in Schweinfurt und Hamburg kann man es nicht abwarten – und feiert den größten Maler der Romantik schon dieses Jahr. Am 2. April startet im Schweinfurter Museum Georg Schäfer die Schau „Caspar David Friedrich und die Vorboten der Romantik“. Sie veranschaulicht, dass der verehrte Jubilar an Leistungen der Landschaftskunst des 17. und 18. Jahrhunderts anknüpfte.

Friedrichs Gemälde „Kreidefelsen auf Rügen“ (1818) und viele weitere seiner Werke stehen zum Beispiel den Mondscheinlandschaften des Aert van der Neer, den Sonnenuntergängen Claude Lorrains und den Waldlandschaften des Jacob van Ruisdael gegenüber. Neben den Malern ist auch der Zeichner und Radierer Adrian Zingg vertreten, dessen Beispiel Friedrich folgte, indem er Bilder der sächsischen Landschaften schuf (www.museumgeorgschaefer.de).

Ab dem 15. Dezember feiert die Hamburger Kunsthalle Caspar David Friedrich mit der Geburtstagsschau „Kunst für eine neue Zeit“. Zu sehen sind die meisten Hauptwerke des romantischen Landschaftsmalers. Zu ihnen treten Bilder seiner Weggefährten sowie Arbeiten heutiger Künstler, die Bezüge zum Schaffen Friedrichs aufweisen (www.hamburger-kunsthalle.de).

Der von 34 Honoratioren am 14. November 1823 gegründete Kunstverein Bremen gehört zu den ältesten in Deutschland. Und seine 1849 eröffnete Kunsthalle ist Deutschlands ältestes eigenständiges Haus für eine bürgerliche Kunstsammlung. Sie umfasst über 220.000 Graphiken, europäische Malerei vom Mittelalter bis zur Gegenwart, Skulpturen vom 16. Jahrhundert bis heute sowie Installationen und Medienkunst. Die Jubiläumsfeierlichkeiten beginnen am 22. April mit der Schau „Kunst Vereint! Die frühen Jahre der Sammlung“. Am 7. Oktober folgt die Ausstellung „Geburtstagsgäste. Monet bis Van Gogh“. Sie präsentiert Meisterwerke der französischen Malerei, insbesondere des Impressionismus.

Kunsthallendirektor Gustav Pauli tat sich ab 1905 mit dem Ankauf französischer Spitzenwerke hervor. Was ihm heute hoch angerechnet wird, war damals mit der Forderung, er solle doch lieber deutsche Werke erwerben, hoch umstritten. Als er 1911 Vincent van Goghs Gemälde „Mohnfeld“ (1889) für die Kunsthalle erwarb, zog das den „Protest deutscher Künstler“ nach sich. Zu den 123 Unterzeichnern, welche die „Überfremdung“ der deutschen Sammlungen kritisierten, gehörten Käthe Kollwitz und der Münchner „Malerfürst“ Franz von Stuck.

Auch die Direktoren anderer deutscher Museen (beispielsweise in Berlin, Hamburg, Frankfurt, Weimar und Krefeld), die französischen Impressionismus einkauften, ernteten heftige Kritik. Ihre früh erworbenen Meisterwerke sind nun in Bremen zu Gast. Die Jubiläumsschau soll „ein Fest der Farbe und des Lichts in der Malerei“ werden (www.kunsthalle-bremen.de).


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