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Das Berliner Musikinstrumenten-Museum zeigt, wie Johann Joachim Quantz seinem König Friedrich dem Großen die Flötentöne beibrachte
Quantz ist der Gott der Musik“, schwärmte der preußische Kronprinz Friedrich im Jahr 1732 in einem Brief an seine Schwester Wilhelmine, Markgräfin von Bayreuth. Der zu seiner Zeit in ganz Europa berühmte Flötenvirtuose Johann Joachim Quantz (1697–1773) war über drei Jahrzehnte, von 1741 bis zu seinem Tod am 12. Juli 1773 in Potsdam, Flötenlehrer Friedrichs des Großen, dessen Cammercompositeur er wurde und den er täglich im Flötenspiel unterrichtete, ihn sogar bei seinen Kriegszügen in das jeweilige Heerlager begleitete.
Quantz stammt aus der kleinen Stadt Scheden im heutigen Bundesland Niedersachsen. Sein Talent wurde schon früh entdeckt. Als Stadtpfeifer tingelte er mehrere Jahre durch Deutschland, bis er in Dresden landete, wo ihm Gönner eine Italienreise ermöglichten, auf der er berühmte Musiker wie Antonio Vivaldi und Johann Adolph Hasse kennenlernte.
1728 wurde Quantz Mitglied der Dresdner Hofkapelle. Seine Geburtstadt Scheden ehrte ihn mit einem ungewöhnlich schönen Denkmal, eingefasst von einem Fries mit der Inschrift: „Zur Erinnerung an des Großen Königs Flötenmeister Johann Joachim Quantz den Sohn Oberschedens 1697–1773.“
Zu seinem 250. Todestag zeigt jetzt das Musikinstrumenten-Museum Berlin die Ausstellung „Johann Joachim Quantz. Musiker – Pädagoge – Instrumentenbauer“, zu der viele Berliner Museen mit Leihgaben beigetragen haben. Sie bezeugt die Vielseitigkeit des Königlich Preußischen Kammermusicus, denn wie im Untertitel gesagt war Quantz sowohl ausübender Musiker und Komponist – von ihm sind über 500 Flöten- und Triosonaten erhalten – als auch Pädagoge, der nicht nur den König unterrichtete und die fast täglichen Abendmusiken des Königs vorzubereiten hatte, sondern mit seinem 1752 veröffentlichten, hier auch gezeigten Lehrbuch „Versuch einer Anweisung die Flöte traversiere zu spielen“ das Flötenspiel bis heute beeinflusst hat.
Und Quantz war zusätzlich auch Instrumentenbauer. Dem flötenbegeisterten König hat er wiederholt neue und verfeinerte Instrumente geliefert und diese durch eine tiefere Stimmung zu dem am preußischen Hof beliebten „Waldhornklang“ geformt. Die bis dahin üblichen Instrumente verbesserte er, wie in der Ausstellung sehr schön zu sehen ist, durch eine zweite Klappe, was den Ton erheblich erweiterte. Dieser sei „dick, rundlich und männlich“ rühmte ein Zeitgenosse.
Übrigens war der Flötenbau für Quantz ein lukratives Nebengeschäft, denn zusätzlich zu seinem schon ungewöhnlich hohen Jahressalär von 2000 Talern erhielt er für jedes neue Instrument noch einmal 100 Taler. Jede einzelne Ausgabe wurde in den Schatullenrechnungen des Königs, von denen einige zu sehen sind, gewissenhaft vermerkt.
In der Dresdner Hofkapelle war Quantz zunächst Oboist. Doch er merkte rasch, dass er als Flötist bessere Berufschancen hatte, und so sattelte er um. Im Jahr 1732 lernte er Kronprinz Friedrich kennen, der ihn sofort zu sich nach Schloss Rheinsberg holen wollte, was der sächsische Hof aber untersagte. Als Friedrich dann König wurde, machte er Quantz ein so lukratives Angebot, dass ihn Dresden ziehen ließ.
In Berlin, wo er als Komponist, Lehrer, Instrumentenbauer und Musikwissenschaftler mehr als ausgelastet war, ist Quantz dann bis zu seinem Lebensende geblieben. Rückblickend weiß er sich beiden Städten zu Dank verpflichtet: „Dresden, oder Berlin waren die Oerter, wo ich mit der Zeit meinen Aufenthalt zu finden wünschete: weil ich dort viel mehr Schönes von Musik hören, und viel mehr lernen zu können glaubte.“
Der flötenspielende König ist bis heute präsent durch das 1852 nachträglich entstandene Historiengemälde „Flötenkonzert“ von Adolph Menzel, von dem eine große Kopie den Besucher wie einen Blickfang in die Ausstellung führt. Dazu ist eine außergewöhnlich große und genaue Vorstudie Menzels zu sehen, die einen aufschlussreichen Vergleich mit dem großen Bild erlaubt.
Menzels Kunst des genauen Portraits zeigt sich bei durchweg allen Personen: der musizierende König, die etwas schütter wirkende Schwester Wilhelmine auf dem Sofa, daneben die alte Mutter, rechts die Musiker, unter ihnen Friedrichs Hofkapellmeister Carl Heinrich Graun, ganz rechts in etwas devoter Haltung der an der Wand lehnende Quantz. Zwei weitere Blätter zeigen zudem, wie genau Menzel die Flöten in unterschiedlicher Ausfertigung studiert hat.
Als besonderen Schatz zeigt das Museum drei Flöten aus dem Privatbesitz von Quantz und eine weitere, die der König gespielt hat. Zu sehen sind auch die unterschiedlichsten Materialien, die für den Flötenbau verwendet wurden, etwa Palisander, Ebenholz und Buchsbaum. Vielleicht am wertvollsten sind aber zwei Flöten aus Elfenbein.
Flötenbau ist noch heute vielfach Handarbeit, die hier ausgestellten Werkzeuge wie Sägen, Feilen, Messer und Innenbohrer sind neueren Datums, aber so viel anders waren sie bei Quantz auch nicht. Unwillkürlich empfindet man für ihn Bewunderung, da er tagsüber gebohrt und gefeilt hatte und dann am Abend dem sensiblen Flötenspiel nachkam.
Gemäß der mittlerweile von allen Museen verfolgten Devise, Kinder schon möglichst früh an Museen heranzuführen, bietet auch das Musikinstrumentenmuseum ein Kinder- und Familienprogramm an. Die Ausstellung wurde naturgemäß mit Flötenmusik von Quantz eröffnet. Die vier vorgestellten Sonaten waren teilweise von hoher Virtuosität. Sollte der König diese Kompositionen tatsächlich selbst gespielt haben, müsste man ihn noch heute als großen Flötenvirtuosen bezeichnen.
„Johann Joachim Quantz. Musiker – Pädagoge – Instrumentenbauer“, bis 11. Februar im Musikinstrumenten-Museum, Ben-Gurion-Straße, 10785 Berlin, geöffnet täglich außer montags von 9 bis 17 Uhr, donnerstags bis 20 Uhr, Eintritt: 6 Euro, Telefon (030) 254 81-178, www.simpk.de