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Obwohl er schon der zweiten Generation der Deutschamerikaner  angehörte, fühlte er sich zeitlebens der  Heimat und vor allem der Sprache seiner Vorfahren verbunden:  John A. Quitman
Foto: National Archives at College Park / WikimediaObwohl er schon der zweiten Generation der Deutschamerikaner angehörte, fühlte er sich zeitlebens der Heimat und vor allem der Sprache seiner Vorfahren verbunden: John A. Quitman

John A. Quitman

Deutschamerikanischer Südstaatler

Der Politiker, General und Rechtsanwalt kam vor 125 Jahren im Bundesstaat New York zur Welt, aber wählte den Staat Mississippi zur Heimat

Wolfgang Reith
30.08.2024

Am 1. September 1799 wurde in Rhinebeck im US-Bundesstaat New York dem deutschstämmigen Theologen und Missionar Friedrich Heinrich Quitmann (Frederick Henry Quitman) und seiner aus den Niederlanden stammenden Ehefrau ein Sohn geboren, der sich später einen Namen in der Geschichte seines Landes machen sollte: Johann Anton Quitmann, in den USA bekannt als John Anthony Quitman (die Familie ließ schon wenige Jahre nach der Einwanderung Namen und Vornamen anglisieren). Auch wenn er nicht den Bekanntheitsgrad anderer Deutschamerikaner besitzt, so sind seine Spuren doch bis heute in den USA durchaus lebendig geblieben.

Der Großvater war Militärinspektor der preußischen Garnison Kleve gewesen. Der Vater studierte Theologie und wirkte lange Jahre als Missionar in Curaçao. In den Wirren der Französischen Revolutionskriege wanderte er 1795 mit seiner Familie in die USA aus, wo er unter anderem von 1807 bis 1827 als Präsident der Lutherischen Kirche im Staat New York tätig war.

Sohn Johann Anton, der vier Jahre nach der Ankunft seiner Eltern in der neuen Heimat geboren wurde, studierte nach der Schulausbildung ab 1816 zunächst Theologie. Daneben verdiente er sich etwas Geld, um Schüler in Englisch und Deutsch zu unterrichten. 1818 wurde er als Lehrer in Germantown (Pennsylvania) angestellt, doch schon im Jahr darauf siedelte er nach Ohio über, wo er bei einem Anwalt eine juristische Ausbildung absolvierte, die er ab 1820 in Delaware fortsetzte. 1821 wurde er als Rechtsanwalt zugelassen, zog aber Ende des Jahres nach Natchez (Mississippi), wo er als Partner in die Praxis eines Anwalts eintrat, die er nach dessen Tod 1827 übernahm. Schon bald war Quitman ein angesehener Mann im Ort. Zudem galt er als guter Redner und ausgezeichneter Schütze. Im Rang eines Majors war er ab 1823 auch Brigadeinspektor der Mississippi-Milizen. 1824 heiratete er die Tochter eines wohlhabenden Bürgers in Natchez. Aus der Ehe ging eine Reihe von Kindern hervor, von denen einige allerdings schon im Kindesalter starben.

Neben seinem Beruf widmete sich Quitman verstärkt der Politik. So ließ er sich 1827 als Abgeordneten in das Repräsentantenhaus von Mississippi wählen, in dem er auch Mitglied des Rechtsausschusses war. Ein kalbes Jahrzehnt später wurde Mitglied der Verfassunggebenden Versammlung von Mississippi und Vorsitzender des Rechtsausschusses dieses Gremiums. 1835 erfolgte Quitmans Wahl in den Senat von Mississippi, als dessen Präsident er ab dem 3. Dezember des Jahres fungierte. In dieser Eigenschaft war er bis zum 7. Januar 1836 zugleich amtierender Gouverneur des Staates.

Erst für die Annexion Mexikos ...
Als sich Texas 1836 von Mexiko löste und für unabhängig erklärte, kam es zum Krieg zwischen den USA und Mexiko, weil Letzteres sein Territorium mit Waffengewalt halten wollte, die USA hingegen ihren Siedlern in Texas militärisch zu Hilfe eilten. In dieser Situation stellte Quitman eine Kompanie Freiwilliger auf, um mit ihr den Kampf gegen die Armee des mexikanischen Präsidenten zu unterstützen. Doch bevor er und seine Truppe in Texas eintrafen, war der Krieg schon zugunsten der USA entschieden – Texas wurde ein unabhängiger Staat. Nach seiner Rückkehr wurde Quitman Richter am Obersten Gerichtshof von Mississippi. Außerdem erhielt er 1838 als Brigadegeneral den Befehl über die Milizen des Staates. Im Jahr darauf unternahm er eine ausgedehnte Europareise, die ihn nach Großbritannien, Deutschland und in die Niederlande führte. Dabei stellte er auch Nachforschungen über seine ursprünglich aus Westfalen stammenden Vorfahren an. Zurück in den USA, betätigte er sich wieder aktiv in der Politik.

Nachdem sich die Republik Texas um die Jahreswende 1845/46 entschlossen hatte, den USA als Bundesstaat beizutreten, versuchte Mexiko erneut, das Land gewaltsam zurückzuerobern. Quitman meldete sich sofort zum Kriegseinsatz und zog als Brigadegeneral der Freiwilligen-Verbände von Mississippi gegen Mexiko. Am Rio Grande schloss er sich der Armee General Zachary Taylors an. Im September 1846 trug er maßgeblich zur Eroberung der Stadt Monterrey bei. Und im Januar 1847 marschierte er zusammen mit General Robert Patterson nach Vera Cruz, das nach schweren Kämpfen eingenommen wurde. Im März erhielt Quitman vom US-Kongress als Tapferkeitsauszeichnung einen Ehrendegen verliehen. Am 14. April 1847 wurde er zum Generalmajor in der regulären Armee der USA ernannt. Im September des Jahres eroberte er mit seinen Truppen die Festung Chapultepec und am folgenden Tag Mexiko-Stadt. Als Anerkennung wurde Quitman von Winfield Scott zum Zivil- und Militärgouverneur der mexikanischen Hauptstadt ernannt. Im Oktober 1847 beorderte man ihn zum Kriegsministerium nach Washington zurück, wo er begeistert empfangen wurde.

Quitman schlug Präsident James K. Polk die ständige Besetzung Mexikos vor, die eines Tages zur Annexion des Landes und seiner Eingliederung in die USA führen sollte, doch drang er mit diesem Plan bei den Politikern nicht durch. Nach dem Friedensschluss mit Mexiko 1848 wurde er schließlich ehrenvoll aus der Armee entlassen. Nach dem Urteil eines deutsch-amerikanischen Historikers war Quitman „die glänzendste und hervorragendste Erscheinung unter allen Soldaten deutscher Abstammung, die sich im mexikanischen Kriege auszeichneten“.

... dann für die Annexion Kubas
Bis 1966 hing im Kapitol, dem Sitz des US-Kongresses in Washington D.C., im Senatsflügel ein riesiges Gemälde, das General Quitman auf einem Schimmel in der Schlacht von Chapultepec zeigt. Seither befindet sich das Bild im Gebäude des Obersten Gerichtshofes der USA.

Nach dem Krieg kehrte Quitman in die Politik zurück. Bereits 1845 war er als Kandidat für das Amt des US-Vizepräsidenten gehandelt worden, hatte sich damals jedoch für die Teilnahme am Krieg gegen Mexiko entschieden. 1848 kam er erneut als möglicher Vizepräsident der USA ins Gespräch, nahm dann aber lediglich als Wahlmann an der Präsidentenwahl jenes Jahres teil. Ende 1849 zum Gouverneur von Mississippi gewählt, trat er Anfang 1850 dieses Amt an.

In jenem Jahr 1850 gab es auf Kuba Bestrebungen, die Insel von Spanien unabhängig zu machen. Die damalige US-Regierung untersagte es ihren Bürgern, sich an den separatistischen Bestrebungen zu beteiligen. Quitman jedoch trat wie für die Annexion Mexikos auch für die Eingliederung Kubas ein. Nachdem im Laufe des Jahres Pläne zur Annektierung der Insel aufgetaucht waren, als deren Urheber Quitman angesehen wurde, kam es zur Anklageerhebung gegen ihn wegen Verstoßes gegen die Neutralitätsgesetze der USA. Daraufhin trat er im Februar 1851 als Gouverneur zurück.

Die Anklage wurde indes schließlich fallengelassen. Nachdem eine Untersuchungskommission zu dem Ergebnis gekommen war, dass Quitman keinen direkten Anteil an den Plänen gehabt habe und ihn deshalb in der Sache freigesprochen hatte, kehrte er in die Politik zurück. 1855 wurde Quitman für den Bezirk Natchez als Abgeordneter der Demokraten in das US-Repräsentantenhaus gewählt, wo er in der Folge auch als Vorsitzender des Militärausschusses wirkte.

1856 erhielt Quitman bei der Nominierung für das Amt des US-Vizepräsidenten anfänglich die meisten Stimmen. Letztlich setzte sich dann aber doch ein anderer Kandidat durch.

Bei den Wahlen zum US-Repräsentantenhaus im folgenden Jahr wurde er als Abgeordneter bestätigt, starb allerdings noch während der Legislaturperiode am 17. Juli 1858 auf seinem Anwesen „Monmouth“ in Natchez, wo auf dem Stadtfriedhof auch seine Beisetzung erfolgte.

Obwohl Quitman schon der zweiten Generation der Deutschamerikaner angehörte, fühlte er sich zeitlebens der Heimat und vor allem der Sprache seiner Vorfahren verbunden. Als er 1839 von seiner Europareise zurückkehrte, gründete er in Natchez einen deutschen Leseverein, dem er eine aus Deutschland mitgebrachte Büchersammlung schenkte. Im Jahr darauf stellte er auf eigene Kosten einen Deutschlehrer in Natchez an, um den im Ort und in der Umgebung lebenden Kindern der Deutschen zusätzlich Unterricht in ihrer Muttersprache ermöglichen zu können. Ebenso fanden Deutsche, die nach Natchez kamen, bei Quitman stets ein offenes Haus.


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