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Mit „Domnowo“ hat der Ort nach der Umbenennung 1947 als einer von wenigen im Gebiet seinen historischen Namen fast behalten
Seit 1997 stand die Kirche von Domnau [Domnowo] leer, bis vor einigen Monaten eine neue Restaurierungsphase begann. Eine Gruppe lokaler Heimatforscher um Wjatscheslaw Daub machte sich daran, die Kirche zu restaurieren und hier ein Kulturzentrum mit Heimatmuseum einzurichten. Das Dach, der Boden sowie ein Großteil der Fenster und Türen wurden repariert. Die zweckmäßige Bestuhlung im Kirchenschiff lässt auch die Veranstaltung von Konzerten und Vorträgen zu. Am Eingang werden die Gäste in der renovierten Vorhalle begrüßt, hier können sie Souvenirs mit dem alten Stadtwappen und historische schwarz-weiße Stadtansichten in Bernsteinrahmen kaufen.
An einem Sonntagvormittag Anfang Oktober wurde die Kirche nach der ersten Phase der Renovierung als Kulturzentrum eröffnet. Der Musiker Eugen Dorofejew aus Königsberg, der meisterhaft Flöte und Klarinette spielt, nutzte die hervorragende Akustik in der Kirche und schuf eine festliche Atmosphäre im historischen Gebäude. Ein Vertreter der Russisch-Orthodoxen Kirche hat die Anwesenden ebenfalls herzlich begrüßt. Damit das Heimatmuseum auch künftig Gäste aus nah und fern anlocken kann, sammeln die Organisatoren jegliche Informationen über die Geschichte des Ortes und weitere Museumsexponate. Die malerische Ortschaft Domnau liegt auf zwei Hügeln zwischen Preußisch Eylau [Bagrationowsk] und Friedland [Prawdinsk] sowie etwa 40 Kilometer südöstlich von Königsberg.
Die alten Prußen siedelten sich bereits im 13. Jahrhundert in dem südlich des Flusses Pregel gelegenen Gebiet Tummonis. In dem Christburger Vertrag von 1249 zwischen dem Deutschen Orden und den Prußen wird dieses Gebiet, das später der Stadt Domnau seinen Namen gab, erstmals erwähnt.
Einst bestand in diesem sumpfigen Gebiet eine Festung der alten Prußen, die der Deutsche Orden Ende des 13. Jahrhunderts eroberte und durch eine eigene Festung ersetzte. Im Schutz der Burg entwickelte sich eine Siedlung, in der 1321 eine Ordenskirche erbaut wurde. Dem Ort Domnau wurden bereits 1400 Stadtrechte verliehen. In dieser Zeit erhielt die Kirche ihr heutiges Aussehen – sie wurde weiter ausgebaut und bekam vor allem den imposanten Turm, aufgemauert aus roten Backsteinen auf Feldsteinfundament und abgeschlossen mit einem Staffelgiebel.
Die Kirche ist ziemlich hoch und steht auch noch auf einem erhabenen Hügel. Früher sagte man, dass man vom Kirchturm bei klarem Wetter die Spitzen des Königsberger Schlosses sehen könne. Auf dem gegenüberliegenden, niedrigeren Hügel befand sich einst eine Ordensburg, die 1458 niedergebrannt wurde.
Georg Weissel war einer der bekanntesten Bürger der Stadt
Einer der bekanntesten gebürtigen Domnauer war der Kirchenlieddichter Georg Weissel (1590–1635), der das bekannte Adventslied „Macht hoch die Tür“ geschrieben hat.
Im Jahr 1759 sollen Abgesandte aus Rom die sterblichen Überreste des Heiligen Adalbert aus der Domnauer Kirche ausgeführt haben, die in Prag noch heute als wertvolle Reliquie verehrt werden.
Gegen Ende des Zweiten Weltkrieges wurde Domnau teilweise zerstört, die Kirche wurde jedoch nur wenig beschädigt. Obwohl Domnau ein alter Kirchenort ist, wurde das kirchliche Leben hier in der Sowjetzeit vollständig verboten. Lange Zeit wurde die Kirche dann zweckentfremdet und als Getreidespeicher einer Kolchose genutzt.
Der spitzbogige Haupteingang mit einer Umrandung aus Natursteinen war zu Sowjetzeiten zu einer Autoeinfahrt verbreitert worden, das Dach war aber einigermaßen repariert, um damit dem weiteren Verfall Einhalt zu gebieten. 1994 begannen kleinere Restaurierungsarbeiten, unterstützt von deutscher Seite.
In den 1990er Jahren entstand in Domnau wieder eine kleine evangelische Gemeinde, die seit 1998 eine alte Mühle als Gemeindezentrum benutzt. Die Gemeinde gehört zur Propstei Königsberg der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Russland.
Wirken der evangelischen Gemeinde
Die gebürtigen Domnauer und ihre Nachkommen haben sich in den 1990er Jahren damit beschäftigt, das Dach der Kirche zu reparieren. Ein weiteres Beispiel für großzügige Wohltätigkeit waren damals auch die Lieferungen humanitärer Güter durch den Verein „Brücke nach Domnau“ aus Schleswig-Holstein. Die ersten Fahrten 1992 waren zunächst noch von „Heimwehtouristen“ begleitet worden. Kurios auch, was neben unzähligen Rollstühlen und Pflegebetten noch so alles an Hilfsgütern nach Domnau geschafft wurde: eine Feldbäckerei, ein Ultraschallgerät, eine Kuh für eine russlanddeutsche Familie. Die deutschen Wohltäter halfen lange Zeit der örtlichen Schule. 1998 gründeten sie im Gebäude der leerstehenden Mühle das Gemeindezentrum „Gerda-Maria“.
Das Kirchengebäude – mit Abstand das älteste Gebäude der Ortschaft – gehört heute der Russisch-Orthodoxen Kirche. Noch vor wenigen Jahren befürchtete man, dass das Dach der Domnauer Kirche wohl bald zusammenbrechen würde. Außerdem schritt der Verfall der mittelalterlichen Fresken an den Innenwänden der Kirche dramatisch voran, da das Dach teilweise undicht war. Von der einstigen Innenausstattung sind heute auch noch einige steinerne Epitaphien für Angehörige der Adelsfamilie von Kreytzen erhalten.