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Bildung

Deutschland geht mit einem Fehlstart ins neue Schuljahr

Wenn die Bundesrepublik ihren bildungspolitischen Irrweg fortsetzt, droht unserem Land eine verlorene Generation von Schülern

Josef Kraus
06.09.2023

In diesen Tagen starten die 16 deutschen Länder mit ihren rund zehn Millionen Schülern in ein neues Schuljahr. Es wird in mehrfacher Hinsicht ein sehr schwieriges Jahr, ja ein noch schwierigeres als je zuvor. Und es wird das nächste Jahrzehnt – und damit für eine komplette Schülergeneration – so bleiben. Falls überhaupt jemals nochmal gegengesteuert wird.

Die Probleme haben nicht in erster Linie damit zu tun, dass die Schulen aufholen müssen, was drei Corona-Jahre an Bildung anrichten konnten. Dabei gab es wegen – zumeist überflüssiger – Schulschließungen je nach Jahrgangsstufe zwischen 600 und 900 Stunden, also in der Summe gut ein halbes Schuljahr an Präsenzunterricht, der nicht stattfand und der nur rudimentär mit digitalisiertem „Home Schooling“ ausgeglichen werden konnte. Und dessen Ausfall vor allem zu Lasten von Schülern aus schwierigen und zumal migrantischen Milieus ging.

Doch die folgenden drei Probleme setzen den Schulen ungleich mehr zu als der Corona-bedingte Unterrichtsausfall:
Erstens: Die Schulen haben – nicht nur wegen Corona, sondern auch politisch und „bildungswissenschaftlich“ gewollt – die Ansprüche über Jahre hinweg heruntergefahren, um Schüler und überehrgeizige (Helikopter-)Eltern nicht zu frustrieren. Auswendiglernen, Basiswissen, Rechtschreibung, Kopfrechnen, Geographiewissen, Länderkunde, Jahreszahlen und Geschichtswissen, Gedichtlernen, Lektürekanon und dergleichen galten als vorgestrig, da man heute angeblich ja alles „downloaden“ und „just in time“ googeln kann. Infotainment, Entertainment, Spaß-, Gefälligkeits- und Erleichterungspädagogik waren stattdessen angesagt.

Die Folge: Die Leistungen wurden schwächer, was allerdings mit immer besseren Noten kaschiert wurde. Ein Abschlusszeugnis mit einer Zwei unterm Strich ist Durchschnitt, eine Eins vor der Kommanote im Abitur ist bei 40 Prozent der Abiturienten Standard geworden.

Zu den Folgen gehört auch, dass die Hochschulen aus allen Nähten platzen. Schließlich hat sich die Zahl der Studenten binnen zwei Jahrzehnten von 1,9 Millionen auf aktuell 2,9 Millionen explosiv erhöht. Das gelang nur mittels Niveauabsenkung samt Inflation an geschönten, unehrlichen Zeugnissen. Dies einzufangen wird eine gewaltige Kraftanstrengung erfordern. Zumal das Leistungsprinzip aus ideologischen Gründen seit Jahrzehnten in Misskredit gebracht worden war. Denn es galt: „Leistung“ sei Stress, etwas sozial Ungerechtes, Selektives, Diskriminierendes, ja schier Faschistoides. Die Folgen solchen Denkens kann man mittlerweile nicht nur an der (vormaligen) Bildungsnation, sondern auch an der Sportnation (siehe die jüngsten Ergebnisse im Fußball und in der Leichtathletik) erkennen.

Kein Reparaturbetrieb für falsche gesellschaftliche Entwicklungen
Zweitens: Schule, Berufsschule und Ausbildungsbetriebe können nicht ausgleichen, was eine ungeregelte Zuwanderungspolitik mit sich brachte und vermehrt mit sich bringt. Die Probleme werden noch größer werden, wenn man sich die neue Zuwanderungspolitik der „Ampel“ und die überbordenden Migrantenanteile in der Grundschule (bundesweit derzeit im Schnitt bei fast 40 Prozent) anschaut. Eines sollte indes festgehalten werden: Migrantenkinder sind in Deutschland seit eh und je Risikogruppen. Seit PISA 2000 wissen wir, dass Migrantenkinder in Deutschland in etwa ein PISA-Ergebnis erreichen, wie es der Türkei entspricht: Schüler dort lagen in allen PISA-Bereichen um bis zu drei Schuljahre hinter deutschen Schülern in Deutschland.

Aus PISA ist zudem bekannt, dass die Leistungen in Klassen ab einem Anteil von mehr als 20 Prozent Schülern mit Migrationshintergrund signifikant sinken. PISA 2003 gab noch differenzierter Auskunft. In der Mathematik erreichten Deutschlands Neuntklässler mit 503 Punkten einen international mittleren Wert. Deutsche Schüler ohne Migrationshintergrund erzielten 527 Punkte, Kinder zugewanderter Familien 454 und Kinder der ersten Migrantengeneration 432. Das bedeutet: Zwischen diesen Gruppen liegt eine Leistungsdifferenz von fast drei Schuljahren.

Die hohe Politik und der Großteil der Medien stellen sich dem gegenüber taub, wiewohl der Migrantenanteil sich seit den ersten PISA-Tests verzwei-, ja verdreifacht hat. Es reicht auch keineswegs aus, zusätzliche Förderangebote zu machen. Vielmehr müssen diese Angebote verpflichtend angenommen werden. Es gibt hier eine Hol-Schuld. Wer die Angebote nicht annimmt, dem sollten gegebenenfalls Transferleistungen gekürzt werden.

Drittens: Dieses Problem werden viele Schüler vom ersten Tag des neuen Schuljahres spüren. Denn es fehlt an Lehrern. Geschätzt derzeit in der Größenordnung von bundesweit dreißig- bis vierzigtausend. In einigen Ländern mehr, etwa Berlin und Bremen, in anderen, etwa Bayern, etwas weniger. Und am Ende des Jahrzehnts könnten sogar 150.000 Lehrer fehlen.

Ein Berg von Herkulesaufgaben
Hier hat die Personalpolitik der 16 Länder massiv versagt. Denn seit der Jahrhundertwende 2000 musste bekannt sein, was auf den Schulsektor zukommt: sehr viele Lehrer, die in den Ruhestand gehen; eine gleichbleibend hohe Zahl an Schülern und zu wenig Lehrernachwuchs. Weil Politik aber nicht über den Tellerrand einer vier- oder fünfjährigen Legislaturperiode hinausschaut, Lehrerbedarfsplanung aber über ein Jahrzehnt hinaus weisen müsste, wird dieses Problem – wiederum zu Lasten des Bildungsanspruchs – von Dauer bleiben.

Das heißt: Eigentlich haben die 16 deutschen Schulminister – hoffentlich unterstützt von ihren Länderchefs und deren Finanzministern – mehrere Herkulesarbeiten vor sich. Diese Arbeiten müssen endlich angepackt werden. Das wäre um ein Vielfaches wichtiger, als sich mit Ideologieprojekten wie der Zulassung des Gender-Sternchens und der Queer-Aufklärung in den Schulen zu befassen.


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Kommentare

sitra achra am 06.09.23, 09:58 Uhr

Die nackten sozialistischen Kanonen haben sich die Bildungsmisere durch den gewaltigen Pullfaktor des unkontrollierten Zuzugs von landesfremden Exoten selbst eingebrockt. Es steht nicht zu erwarten, dass sie mittelfristig in der Lage sind, die Situation auf dem Bildungssektor entscheidend zu verbessern. Dafür fehlt ein Konzept sowie die nötigen Mittel und das Personal.
Aber natürlich sind Putin oder die AfD schuld, wenn das Land den Bach runtergeht, wie die kleine schlaumeiernde Kanzlersimulation jüngstens im BT befand. Da kommt der neue Deutschland-Wummsplan, den er so beschwörend verkündet hat, gerade recht. Heile heile Gänschen, wird schon widder gutt!

Kersti Wolnow am 06.09.23, 09:51 Uhr

Herr Kraus, Sie haben die Misere sehr gut beschrieben, aber die bRD steuerte doch völlig zielgerichtet auf den Ist-Zustand hin. Es begann schon mit der ersten Gesamtschule 1951 in HH und setzte sich fort, als 1956 die Altsprachen durch Englisch verdrängt wurden. Wer wie ich einmal durchrecherchiert hat, was in den Kultuskonferenzen beschlossen wurde, der sieht die Treppe, die in den Abgrund führt, vor dem wir heute stehen. Die DDR konnte bis 1989 ihr hohes Bildungsniveau halten durch Leistungsorientierung, zwar mit ideologischem Müll, wie Staatsbürgerkunde, einer gefälschten Geschichtslehre und dem Aufdrücken der Fremdsprache der Besatzer behaftet, war aber ethnisch weitestgehend deutsch. Die Schülerschaft hatte sich an den alten preußischen Tugenden verhaltensmäßig zu orientieren, was auch auf den Zeugnissen bewertet und beim Ausbildungsplatz berücksichtigt wurde. Es gab in jeder Branche nur abgezählte Hochschulplätze, Schwafelfächer gab es so gut wie keine.
Ausgewählt wurde leider auch nach Gesinnung, so daß ich mit einem 1er Abitur nicht meine gewünschten Studienfächer belegen durfte. Ich dachte, in der bRD gäbe es echte Marktwirtschaft und eine Schule ohne ideologischen Ballast, wie sehr mußte ich in den 90ern das Gegenteil mit ansehen.
Wir hätten 1989 eine Diskussion fordern sollen, wie wir als Restdeutschland leben wollen. Das wurde sehr geschickt unterlassen.

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