16.05.2025

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Wirtschaft

DGB: Arbeitskräftenot wegen schlechter Gehälter

Berlin: Gewerkschaftsbund sieht unattraktive Arbeitsbedingungen als Hauptgrund für Fachkräftemangel

Frank Bücker
16.05.2025

Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) hat die Studie „Gute Arbeit in Berlin 2024“ zu unbesetzten Stellen, Arbeitsbedingungen und Personalmangel veröffentlicht. Von 1000 befragten Berliner Beschäftigten spüren danach 47 Prozent einen Personalmangel am eigenen Arbeitsplatz in hohem oder sehr hohem Maße. „Diese Beschäftigten haben eine höhere Bereitschaft, den Arbeitgeber oder sogar den Beruf zu wechseln.“ In der Befragung gaben 28 Prozent derjenigen, die von einem hohen Personalmangel betroffen sind, an, dass sie über einen Berufswechsel nachdenken. Bei den anderen Beschäftigten sagten dies nur 16 Prozent.

Besonders offen für einen Wechsel sind Beschäftigte im Gesundheitsbereich (69 Prozent) und im Baugewerbe (62 Prozent). Wenig überraschend kommt der DGB zu dem Ergebnis, dass die Löhne zu niedrig seien. „Derweil geben 29 Prozent der Befragten an, dass ihr Gehalt nicht oder gerade so ausreiche.“ Berlins Arbeits- und Sozialsenatorin Cansel Kiziltepe (SPD) kam zu ähnlichen Ergebnissen und fordert: „Deshalb müssten Arbeitgeber, um Personal zu gewinnen und vor allem zu halten, auch die Arbeitsbedingungen verbessern. Gute Arbeitsbedingungen lohnen sich für die Betriebe und die Beschäftigten. Wir müssen die Tarifbindung stärken, und der gesetzliche Mindestlohn muss auf 15 Euro erhöht werden.“ Kiziltepe moniert zudem „Unterschiede bei den Arbeitsbedingungen zwischen Männern und Frauen“.

Tatsächlich dürfte im Bereich der Arbeitsüberlastung und dem Personalmangel eine der Hauptursachen bei der gerade in den vergangenen Jahren wuchernden Bürokratie zu suchen sein. Überall besteht Berichtspflicht: Tariftreue- und Vergabegesetz, Pflege-, Unterstützungs- und Entlastungsgesetz, Wachstumschancengesetz, das Gesetz der Nachhaltigkeitsberichterstattung, Hinweisgeberschutzgesetz sowie Datenschutzgrundverordnung und, und, und.

Bürokratie ausgeblendet
Jeder Betrieb benötigt einen Brandschutz- und Sicherheitsbeauftragten, muss einen Ersthelfer vorweisen, der regelmäßig den Erste-Hilfe-Koffer checkt, Verbandsmaterial nach Ablauf austauscht und auch das wiederum dokumentiert. Zusätzlich werden diese Beauftragten zu regelmäßigen Schulungen gerufen. Dann sind da noch die vielen Besuche: Mindestens einmal im Monat kommt unangekündigt irgendein Kontrolleur, der eine Nachfrage hat oder irgendwas nachgucken muss. Diese Besuche muss der Betrieb übrigens selbst bezahlen. Solange diese Hemmnisse nicht behoben sind, werden auch höhere Löhne keinen Nutzen bringen.

Frank Christian Hansel, AfD-Wirtschaftsexperte aus dem Berliner Abgeordnetenhaus, sieht noch eine andere „Baustelle“: „Während andere Welt-Regionen Standortbedingungen verbessern, investitionsfreundlich agieren und Infrastrukturen ausbauen, sendet Berlin abschreckende, oft widersprüchliche Signale – an jene, die bereit wären, in diese Stadt zu investieren, zu arbeiten und Werte zu schaffen. Es trifft die Industrie. Es trifft den Mittelstand. Es trifft die Tourismuswirtschaft, die Gastronomie, auch die Kultur- und Kreativszene – also genau jene, die Berlin wirtschaftlich und gesellschaftlich tragen.“


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