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Freie Wähler und die WerteUnion versinken fast in der Bedeutungslosigkeit
Bei der Bundestagswahl am letzten Sonntag ist der Alternative für Deutschland das „Sahnehäubchen“ verwehrt geblieben. Zwar wurde sie erstmals in zwei westdeutschen Wahlkreisen stärkste Kraft, doch bei der Erststimme setzte sich in der Ruhrgebiets-Metropole Gelsenkirchen sowie im pfälzischen Kaiserslautern die SPD durch. Der Traum vom ersten Direktmandat im Westen der Bundesrepublik wurde somit noch nicht Realität.
Ansonsten war die Rechtspartei der große Gewinner der Wahl, verdoppelte ihr Ergebnis nicht nur im Bundesschnitt, sondern legte auch in den „Problemzonen“ deutlich zu. In Bremen, wo der zerstrittene Landesverband vor vier Jahren keine rechtsgültige Landesliste auf die Beine stellen konnte, meldete sich die AfD mit 15,1 Prozent zurück. Auch in der Hansestadt Hamburg legte die Partei deutlich zu und erzielte dort mit 10,9 Prozent erstmals ein zweistelliges Ergebnis. Und in Schleswig-Holstein, wo man bei der letzten Landtagswahl an der Fünfprozent-hürde scheiterte, landete die AfD mit 16,3 Prozent sogar vor den Grünen auf dem dritten Platz.
Triumph knapp verpasst
In großen Flächenstaaten wie Bayern oder Baden-Württemberg kratzte die AfD an der 20-Prozent-Marke, die sie auf dem Gebiet der alten Bundesrepublik lediglich im kleinen Saarland übersprang. Dort landete die Rechtspartei mit 21,6 Prozent nur knapp hinter der im Landtag alleine regierenden SPD und der CDU auf dem dritten Platz. Im Saarland, das aufgrund seiner strukturellen Daten auch schon mal als die „kleine Schwester des Ruhrgebiets“ bezeichnet wird, zeigte sich ein ähnlicher Trend wie im „Pott“.
In den früheren Hochburgen der SPD räumte die AfD ab. In zwei von vier Saar-Wahlkreisen war sie am Ende gar nicht mehr weit von einem Direktmandat entfernt. In Neunkirchen, der zweitgrößten Gemeinde des Landes, wurde sie ebenso wie in der Hüttenstadt Völklingen stärkste Kraft. In Gebieten, die von Strukturwandel und Migration gezeichnet sind, erzielte sie teilweise rund 40 Prozent.
Dafür schnitt sie in bürgerlichen und ländlichen Gebieten wiederum unterdurchschnittlich ab. In NRW war dieses Gefälle noch krasser. Rekordergebnisse wie in Gelsenkirchen oder Duisburg standen Resultaten wie in urbanen Zentren in Köln oder Düsseldorf gegenüber, wo es nur für einstellige Ergebnisse reichte.
Immerhin: In Münster, wo die AfD 2021 ihr bundesweit schlechtestes Resultat mit rund drei Prozent erzielte, konnte sie sich diesmal mehr als verdoppeln. Insgesamt kam die Partei im bevölkerungsreichsten Bundesland auf 16,8 Prozent.
Die Freien sind abgestürzt
In der CSU-Hochburg Bayern verfestigte sich der Trend, der sich schon bei der vergangenen Landtagswahl abzeichnete. Die AfD ist konstant auf dem Weg, sich als zweitstärkste Kraft hinter den Christsozialen zu etablieren. Bei den Landtagswahlen schoben sich nur die Freien Wähler zwischen CSU und AfD. Doch die Partei von Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger stürzte am Sonntag atemberaubend unter die Fünf-Prozent-Hürde. Auch der Plan von drei gewonnenen Direktmandaten erfüllte sich nicht. Aiwanger selbst, dem die besten Chancen ausgerechnet wurden, landete in seinem Wahlkreis Rottal-Inn nur auf dem dritten Platz. Bundesweit kam die Partei nur auf gerade einmal 1,5 Prozent. Damit büßten Aiwanger und seine Parteifreunde im Vergleich zur vorigen Wahl 0,9 Prozentpunkte ein. Selbst in Rheinland-Pfalz, wo die Freien Wähler im Landesparlament vertreten sind, reichte es gerade einmal nur zu schwachen zwei Prozent.
Solche Sorgen hat die AfD schon lange nicht mehr. Im Osten wurde sie in allen Ländern mit Abstand stärkste Kraft und gewann fast alle Direktmandate – mit Ausnahme im Berliner Osten. In Leipzig und in Erfurt gingen zwei Mandate an die Linkspartei, in Potsdam siegte der abgewählte Bundeskanzler Olaf Scholz. Alle anderen Direktmandate gingen an die AfD. Mit Spannung wird erwartet, wie homogen die neue, deutlich vergrößerte AfD-Fraktion arbeiten wird.
Dass „Partei-Rebell“ Maximilian Krah, der nach seiner Wahl ins EU-Parlament nicht in die Abgeordnetengruppe aufgenommen wurde, ein Direktmandat gewann, dürfte der Parteiführung nicht geschmeckt haben. Dass es Matthias Helferich über den sechsten Listenplatz in Nordrhein-Westfalen erneut schaffte, war zu erwarten. Ob er diesmal in die Fraktion aufgenommen wird, ließ Parteichefin Alice Weidel am Wahlabend offen.
WerteUnion fast unsichtbar
Der Ehrenvorsitzende der AfD, Alexander Gauland, gewann seinen Wahlkreis in Chemnitz recht souverän. Ob der 84-Jährige das Mandat allerdings bis zum Ende der Legislaturperiode wahrnehmen wird, wurde indes in Parteikreisen bezweifelt. Außer Frage steht, dass mit Aufstieg und Etablierung der AfD eine Flurbereinigung im rechten Lager stattgefunden hat. Und der oftmals beschworene Platz zwischen Union und der Weidel-Partei scheint doch nicht so groß zu sein, wie der Absturz der Freien Wähler zeigt. Darauf deutet auch das Abschneiden des Bündnis Deutschland hin, das mit 0,2 Prozent unter ferner liefen eintrudelte. Die Werte-Union des Ex-Verfassungsschutzpräsidenten Hans-Georg Maaßen, die lediglich in NRW auf dem Stimmzettel stand, erreichte kaum messbare 0,1 Prozent.
Apropos Verfassungsschutz: Maaßens Nachfolger Thomas Haldenwang, der sich in Wuppertal um ein Direktmandat bewarb, schaffte den Einzug nicht.