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Das Elternhaus des Künstlers ist zu einem bedeutenden Bestandteil der kulturellen Landschaft des Orts geworden
Das Lovis-Corinth-Museum ist zum wichtigen Bestandteil der architektonischen und kulturellen Landschaft von Tapiau geworden. Das Gebäude befindet sich in malerischer Lage am Ufer des Flusses Deime und bietet Aussicht auf die mittelalterliche Ordensburg von Tapiau. Das Lovis-Corinth-Haus ist das Elternhaus des Impressionisten Lovis Corinth an der Wasserstraße in Tapiau, wo der Künstler 15 Jahre lang lebte und wohin er immer wieder zurückkehrte.
Franz Heinrich Louis Corinth, bekannt als Lovis Corinth (1858–1925), war einer der bedeutendsten deutschen Künstler des frühen 20. Jahrhunderts, der seinen individuellen Ausdrucksstil entwickelte. Er studierte an der Königsberger Kunstakademie und an der Akademie der Bildenden Künste München, einer der bedeutendsten in Europa. In den 1880er Jahren lebte er in Paris, erst später interessierte er sich für die Ideen des Impressionismus. Nach seiner Rückkehr nach München trat er der dortigen Sezession bei und wurde schließlich Vorsitzender der Berliner Sezession. Der Meister lebte und arbeitete in verschiedenen Städten und Ländern Europas und kehrte im Laufe seines Lebens oft in seine Heimatstadt Tapiau zurück, für die er viele wunderschöne Werke schuf.
Erstes Aquarell im Dachzimmer
Das Haus von Lovis' Eltern, Heinrich und Amalia Wilhelmina Corinth, wurde 1825 erbaut. Nach den Erinnerungen von Corinths Ehefrau Charlotte lebte der Künstler in seinen Jugendjahren in dem Haus. In seinem Dachzimmer malte er sein erstes Aquarell. Nach dem Ersten Weltkrieg kam Corinth nach Tapiau und schenkte der Stadt mehrere seiner Gemälde.
Nach dem Zweiten Weltkrieg verschwanden die Gemälde des Künstlers aus dem Rathaus, und sein Elternhaus wurde in ein Mehrfamilienhaus umgewandelt. 2007 wurde es als Kulturerbe von regionaler Bedeutung eingestuft. Das Corinth-Haus wurde später für baufällig erklärt und 2015 wurden die Bewohner des Hauses umgesiedelt. Der damalige Gouverneur Anton Alichanow hatte zunächst 2017 von Plänen zur Restaurierung des Gebäudes berichtet. Die ersten Sanierungsmaßnahmen wurden jedoch erst Jahre später durchgeführt, und der leerstehende Bau verfiel zusehends. Aufgrund teilweiser Einstürze der Dachziegel wurde das Haus während Regenfällen überflutet.
Das Sanierungsprojekt der letzten Jahre umfasste die Installation von modernen Versorgungsleitungen sowie die Verbesserung und Landschaftsgestaltung der Umgebung. Nach dem Wiederaufbau wird das Corinth-Museum vom regionalen Museum der Schönen Künste in der Königsberger Handelsbörse als dessen Außenstelle verwaltet. Aufgrund der geringen Grundfläche des Hauses wurde eine kompakte und multimediale Ausstellungslösung entwickelt. Heute bildet das Museum im Lovis-Corinth-Haus zusammen mit dem zentralen Marktplatz sowie den angrenzenden Straßen ein Gesamtensemble des historischen Zentrums von Tapiau.
Das Walchensee-Museum im bayrischen Kochel schenkte dem Corinth-Museum in Tapiau drei Lithografien des Künstlers, entstanden 1918 und 1919. Die Hauptsammlung des Königsberger Museums der Schönen Künste umfasst 96 originale Grafikblätter von Lovis Corinth, von denen ein erheblicher Teil in seinem Elternhaus nach und nach ausgestellt werden soll.
Das Elternhaus des Künstlers spiegelt auch das Alltagsleben seiner Bewohner im 19. und 20. Jahrhundert wider. Die authentische Atmosphäre wird durch Spielzeug, Geschirr, Möbel und Haushaltsgegenstände geschaffen.