Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung
Die Stadt Barth in Vorpommern besitzt mit der Marienkirche und dem Niederdeutschen Bibelzentrum zwei bedeutende kirchliche Anziehungspunkte, die Besucher aus ganz Deutschland anziehen. Das liegt an der besonderen Wertigkeit der erlebbaren Exponate. Die diesbezügliche Palette reicht von der berühmten Barther Bibel bis zum Nachlass von Johannes Block, der in der Literatur auch als Johannes Block von Stolp aufgeführt ist. Die Barther Bibel wurde 1588 im Auftrag des Herzogs Bogislaw XIII. von Pommern in der fürstlichen Druckerei in Barth in einer Auflage von 500 Exemplaren gedruckt. Davon sind heute weltweit noch etwa 70 Bibeln erhalten.
Drei der religionswissenschaftlichen Kostbarkeiten befinden sich in Rostock, Stralsund und Barth. Als Vorlage diente einst die sogenannte Bugenhagen-Bibel oder Lübecker Bibel von 1533. Eine vergleichbare religionswissenschaftliche Bedeutung besitzt die frühreformatorische Büchersammlung aus dem Nachlass von Johannes Block, der aus Stolp in Hinterpommern stammte, als frühreformatorischer Prediger in Pommern sowie dem Baltikum wirkte und als Reformator der Stadt Barth gilt. Mit seiner erhaltenen Privatbibliothek erreichte der bedeutende Lutheraner Pommerns auch über seinen Tod vor 475 Jahren hinaus bis in die Gegenwart eine große religionswissenschaftliche Nachwirkung. Seine frühreformatorische Büchersammlung offenbart die „geistige Verbindung von Humanismus, Kirchenreform und Reformation“, ermöglicht enge Bezüge zur Barther Bibel und bildet mit ihr einen thematisch übergreifenden Zusammenhang.
Johannes Block wurde nach 1470 in Stolp in Hinterpommern geboren, besuchte die Lateinschule in Treptow an der Rega und studierte wahrscheinlich im Umfeld der Universität von Greifswald und teilweise unter der Regie von Johannes Bugenhagen Theologie. Bugenhagen war es wohl auch, der ihn zum Humanismus führte, seine Bücherleidenschaft begründete und ihm eine Anstellung als Kleriker im pommerschen Bistum von Cammin verschaffte. Block bildete sich beständig weiter, erwarb kostbare Bücher bis hin zum Kauf kirchenkritischer Schriften von Erasmus von Rotterdam und kam über Danzig nach Dorpat, wo er 1520 eine Predigerstelle an St. Marien erhielt. Mehr noch. Der Theologe aus Pommern wusste die Gläubigen in seinen Bann zu ziehen, durfte bald im Dom predigen, erschloss sich nun auch die Schriften der Neuen Lehre und erregte damit das Missfallen der Kirchenoberen. Mit Folgen. Der frühe Lutheraner verlor 1524/25 sein Amt. Damit stand er auf der Straße. Block wandte sich nach Südfinnland, fand im Grafen Johann von Hoya einen Förderer und heiratete. Inzwischen hatte sich die lutherische Lehre in ganz Pommern ausgebreitet. Deshalb kehrte Block nach 1532 nach Pommern zurück, um seinen Beitrag zur landesfürstlichen Reformation zu leisten. Mit Erfolg. Er kam mit seiner Frau und seinen Büchern im Gepäck bis nach Barth, der damaligen Residenzstadt, fungierte zunächst als lutherischer Prediger von St. Jürgen und stieg wegen seiner gehaltvollen und überzeugenden Predigten 1535 zum Pfarrer von St. Marien auf.
Hier gedieh er zum sprichwörtlichen Reformator der Stadt. Er besaß inzwischen in seiner wachsenden Privatbibliothek neben den aktuellen lutherischen Schriften viele kostbare Werkausgaben der Kirchenväter sowie berühmter Humanisten und lateinische Predigtliteratur, was ihm in der Argumentation mit Gegnern und Zweiflern einen großen Vorteil bescherte. Er konnte lutherische Positionen von den Kirchenvätern her begründen. Doch nach seinen Dorpater Erfahrungen mied er extreme Überlegungen zur Schwärmerei und zum Bauernkrieg. Er hielt sich an Luthers Vorgaben zur Obrigkeit und stand damit auch hinter dem inzwischen lutherischen Greifenhaus. Damit gedieh Block zu einer Stütze der landesherrlichen Reformation in Pommern. Er starb Ende Dezember 1544 in hohem Ansehen in Barth, wo er bis zuletzt in der Marienkirche gepredigt hatte, deren Gemeinde dann auch seinen Nachlass mit der frühreformatorischen Büchersammlung übernahm. In den Büchern befinden sich Besitzvermerke Blocks. Dazu besitzt die Marienkirche ein Porträt von ihm.
• Weiterführende Literatur:
Jürgen Geiß
Die Kirchenbibliothek zu St. Marien
In: Jörg Scheffelke/Gerd Haber: Stadt Barth 1255– 2005. Beiträge zur Stadtgeschichte
Schwerin 2005