Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung
Das zentrale Statistikamt der Republik Polen verzeichnet einen bedenklichen Rückgang und warnt vor der drohenden Überalterung
Das Schreckgespenst einer im Zuge des demographischen Wandels rasant alternden Bevölkerung bestimmt zunehmend die Region Südostpreußen. In ein paar Jahrzehnten mag das südliche Ostpreußen ein schönes Land sein, aber ohne Menschen, vor allem ohne junge.
Einem Bericht des polnischen Statistischen Hauptamts zufolge wurden in der ersten Hälfte des vergangenen Jahres in der Woiwodschaft Ermland-Masuren 4968 Kinder geboren und es gab 8422 Verstorbene, was einen Bevölkerungsrückgang um 3454 Personen bedeutet.
Das größte Minus verzeichnen die Stadt Elbing, in der die Zahl der Todesfälle die der Geburten um 379 überstieg, sowie Allenstein-Stadt (280)und der Landkreis Allenstein (270). Nur in sechs von 116 Gemeinden Südostpreußens wurde eine positive Geburtenrate verzeichnet. Am größten war sie in der Gemeinde Stabigotten, wo die Zahl der Geburten die der Sterbefälle um 30 überstieg.
Das südliche Ostpreußen ist eine Region, aus der die Menschen seit Jahren auswandern. Die halbjährliche Wanderungsbilanz für die Region lag bei minus 1350 – das ist die Zahl der Zuzüge minus der Zahl der Wegzüge. Wenn man die negative Geburtenrate hinzurechnet, bedeutet das, dass die Bevölkerung innerhalb von sechs Monaten um mehr als 4800 Personen zurückging. Dank der Binnenwanderung verzeichneten zwei Kreise – Allenstein und Lyck – ein Bevölkerungswachstum. Im Falle des Kreises Allenstein wurde der Bevölkerungszuwachs damit erklärt, dass die Einwohner von Allenstein aus der Stadt aufs Land ziehen und in den Vorstädten Häuser bauen. Das ist einer der Hauptgründe für die Vergrößerung der Vorstadtgemeinden von Allenstein.
Zu den Gemeinden in den Vororten Allensteins, die den größten Bevölkerungszuwachs verzeichnen können, gehören die Gemeinden Stabigotten (192 Einwohner) und Diwitten (139 Einwohner). Die Daten des Statistischen Hauptamtes geben keinen Anlass zu Optimismus und bestätigen, dass sowohl in der Republik Polen insgesamt als auch im südlichen Ostpreußen ein ernstes demographisches Problem besteht.
Verschärfung durch Pandemie
Das bedeutet eine große Herausforderung sowohl für die Zentralregierung als auch für die Kommunalverwaltungen, was auch auf dem 6. Zukunftskongress, der im Herbst in Allenstein stattfand, thematisiert wurde. Das Problem des zunehmenden demographischen Wandels begann nach der politischen Wende 1989, und der Negativrekord wurde durch die Coronavirus-Pandemie noch verschärft.
Nach der Volkszählung 2021 betrug die Bevölkerung im südlichen Ostpreußen 1,382 Millionen Menschen, was im Vergleich zur vorangegangenen Volkszählung einen Rückgang von fast 70.000 Einwohnern innerhalb eines Jahrzehnts bedeutet. Bildlich gesprochen ist es so, als wäre Lyck – die drittgrößte Stadt Südostpreußens – von der Landkarte verschwunden. Es gibt nicht nur weniger Bewohner, sondern sie werden auch älter, was mit der steigenden Lebenserwartung zu tun hat. Das wiederum hat Folgen auf wirtschaftlicher und sozialer Ebene.
Ein Ausweg aus dieser Situation wäre die Erhöhung der Geburtenrate. Die Fruchtbarkeitsziffer liegt in der Republik Polen bei 1,33 pro Frau. In Südostpreußen ist sie mit 1,24 noch niedriger. Einige Soziologen sahen in dem Zustrom von Flüchtlingen aus der Ukraine eine Chance, dass sich der Bevölkerungsrückgang verlangsamt. Es stellt sich jedoch heraus, dass nur ein Teil der Kriegsflüchtlinge in der Republik Polen bleibt, denn viele von ihnen erklären, dass sie nach dem Ende des Kriegs in ihr Heimatland zurückkehren würden.
Angst vor Armut als Grund für Kinderlosigkeit
Die Untersuchungen zeigen, dass junge Polen auf die Frage, warum sie sich nicht für Kinder entscheiden, die mangelnde Sicherheit des Arbeitsplatzes, die hohen Wohnungspreise und den Mangel an günstigen Mietwohnungen anführen. Sicherlich wird der Kinderwunsch auch nicht durch die nur niedrige staatliche Sozialhilfe für junge Mütter und Ehepaare gefördert.
Im südlichen Ostpreußen kommen noch weitere Probleme hinzu: Die Löhne gehören zu den niedrigsten staatsweit, und es gibt nur wenige Kitas und Kindergärten, die vom Staat oder den Kommunen mitfinanziert werden. In Allenstein gibt es lediglich vier öffentliche Kinderkrippen, die von der Stadt betrieben werden. Die übrigen sind private Einrichtungen.