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Was bei den Vorreitern Kanada und USA bereits eingetreten ist, könnte auch Deutschland blühen
Im Vorfeld der vom Bundestag beschlossenen begrenzten Cannabis-Legalisierung verwies Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach wiederholt auf das Beispiel von Kanada. Dort sei der Schwarzmarkt zurückgedrängt worden, seit ab Oktober 2018 der Kauf von Cannabis und Cannabis-Produkten in lizenzierten Fachgeschäften für Personen ab 19 Jahren erlaubt ist. Eine möglichst weitgehende Austrocknung des Schwarzmarktes nennt der Minister denn auch als Hauptargument für sein „Konzept der kontrollierten Legalisierung“ der Droge.
Auch in 18 Bundesstaaten der USA ist Cannabis „zum Freizeitgebrauch“ kürzlich legalisiert worden. Seither hat sich in Kanada und New York neben dem weiter bestehenden Schwarzmarkt ein sogenannter grauer Markt etabliert, der vollkommen unerwartet aus dem Boden geschossen ist, da legal verkäuflicher „Stoff“ nicht immer oder nicht ausreichend vorhanden ist. Diese Entwicklung hat in Berlin niemand im Blick. Kritiker der Legalisierung in Deutschland verknüpfen mit dem Begriff „grauer Markt“ lediglich die verbotene Weitergabe von legal erworbenem Cannabis an Jugendliche unter 18 Jahren. Interessanterweise betonte Minister Lauterbach kürzlich, dass die Ziele der begrenzten Freigabe von Cannabis erreicht werden können, „sofern das legale Angebot ausreicht“. Diese Spekulation geht jedoch nicht auf. Kenner der Szene in Kanada behaupten, der legale Verkauf von Cannabis-Produkten könne kein marktgerechtes Angebot erbringen.
Erwartungsgemäß hat sich in Kanada gezeigt, dass die größte Lücke zwischen Angebot und Nachfrage an legalem Cannabis im ländlichen Raum klafft. Insbesondere ist das in den Provinzen Ontario, Quebec und British Columbia der Fall. Zum Teil kommen die erfahrenen Protagonisten des grauen Marktes aus der Schwarzmarktszene. Sie sind Lückenfüller und verkaufen „Stoff“ von ähnlicher Qualität zu Preisen, die sie geschmeidig dem legalen Handel anpassen.
Darüber hinaus gibt es für sie keine Einschränkungen. Bereits ein Jahr nach der Legalisierung fand Statistics Canada heraus, dass die Online-Anbieter des grauen Cannabis-Marktes den legalen Markt mit tieferen Preisen unterboten. Inzwischen erfolgt der Absatz über Mund-zu-Mund-Propaganda. Das erschwert den Überblick über diese Entwicklung erheblich. Nach Einschätzung des Wirtschaftsmagazins „Forbes“ tummeln sich in New York Tausende dieser Akteure. Im Oktober 2022 lag der Anteil des legalen Handels mit Cannabis-Produkten in Kanada nach offiziellen Angaben bei 57 Prozent, der Anteil der billigeren illegalen Ware einschließlich des sogenannten grauen Marktes bei geschätzten 43 Prozent.
Doch die Zahl wirft Fragen auf. Quadzilla Cannabis, ein lizenzierter kanadischer Cannabis-Produzent, lancierte im Juli letzten Jahres einen Artikel mit der Überschrift „Warum die Lieferanten des grauen Marktes gekommen sind, um zu bleiben“: „Legale Cannabis-Firmen dürfen ihre Produkte nicht vermarkten. Und wissen Sie was? Das gilt auch für den grauen Markt, was für diesen aber kein Problem darstellt. Er funktioniert per Mund-zu-Mund-Propaganda. Leider gilt das nicht in gleicher Weise für die legalen Verkaufsstellen.“