30.04.2025

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Gebäude, die auf dem Burggelände entstehen: Anlehnung an mittelalterliche Bauten
Foto: ScreenshotGebäude, die auf dem Burggelände entstehen: Anlehnung an mittelalterliche Bauten

Preussisch Eylau

Die Deutschordensburg erwacht zu neuem Leben

Sanierungsarbeiten in vollem Gang – Schon in diesem Frühjahr sollen Besucher die fertiggestellten Teile der Anlage besuchen können

Carsten Kallweit
30.04.2025

Im Herbst 2022 erwarb ein St. Petersburger Unternehmen die mehrfach ausgebrannten Reste der Ordensburg Preußisch Eylau. In den letzten Jahrzehnten verfielen das historische Gebäude sowie seine Umgebung. Nun planen Investoren, die ehemalige Deutschordensburg zu einem Entwicklungspunkt für den Tourismus in der Region zu machen.

Die an der Renovierung der Deutschordensburg Preußisch Eylau beteiligten Investoren präsentierten vor Kurzem erste Bauentwürfe, die den Eingangsbereich von der Seite des im Bau befindlichen Wirtshauses zeigen. So soll die Begegnungsstätte für die Besucher bereits in diesem Sommer aussehen, heißt es.

Als Erstes wird der Haupteingang zum Burggelände aufgebaut und von dort aus können die Touristen ihre Bekanntschaft mit dem mittelalterlichen Gebäude beginnen. Der Haupteingang wird in der Straße zwischen der Zitadelle und dem langen Flügel des vorderen Teils der Burg liegen. Die historische Festungsmauer, die Verteidigungsgalerie, der Souvenirpavillon, das Wirtshaus und der große Landschaftspark lassen die Gäste in die Atmosphäre der alten Burg eintauchen.

Umrisse bereits sichtbar
Das Hauptgebäude in diesem Bereich soll nach Angaben der Investoren ein Wirtshaus mit Sattelziegeldach sein, „das in der Form eines mittelalterlichen Herrenhauses gestaltet ist“. Derzeit wird das Dach des Wirtshauses mit Dachziegeln gedeckt und die Umrisse der gesamten architektonischen Komposition werden sichtbar.

Im vergangenen September kündigte Wladislaw Masurok, Gründer und Direktor des Investors, an, dass die Eröffnung der Unterkünfte für Gäste, stilisiert als ein „Märchendorf der Hobbits“, des Haupteingangs der Ordensburg, des Souvenirpavillons und des Wirtshauses für das späte Frühjahr 2025 geplant sei. Diese erste Phase der Burgrenovierung soll auch Spazierwege und einen Teil des Landschaftsparks umfassen.

Das Unternehmen hat die Erfahrungen anderer Investoren bei der Sanierung ähnlicher Anlagen für eine moderne Nutzung genau studiert. Nach anderthalb Jahren Bausanierung hat die Burg Preußisch Eylau ein postkartenähnliches Aussehen, der Investor hat auch ein detailliertes Entwicklungskonzept der Anlage in Zusammenarbeit mit den örtlichen Behörden und Bewohnern erarbeitet.

Die erhaltenen Burgreste stellen ein 100 Meter langes und zwölf Meter breites Rechteck mit vier Stockwerken und einem Zwischengeschoss dar. Das erste, das zweite und das dritte Obergeschoss werden mit Hotelzimmern belegt. Das Erdgeschoss wird drei Funktionen haben: einen Museumsraum (vom Hof aus gesehen auf der linken Seite des Gebäudes), eine Rezeption und Hotellobby sowie ein Restaurant auf der rechten Seite des Gebäudes, näher an der Zitadelle. Die gesamte historische Bausubstanz wird erhalten bleiben, die wichtigsten Bauelemente und Fassaden werden gereinigt, verstärkt und sachgemäß verkleidet.

Experten erarbeiten Ausstellung
Bei der Schaffung des Museums arbeiten die Investoren mit einem erfahrenen Team von Fachleuten aus St. Petersburg und Moskau zusammen, die über Er­fahrung in der Erstellung von unterschiedlichen Museumsprojekten verfügen und inzwischen ein Konzept von Museumsräumen entwickelt haben.

Es gibt auch eine Arbeitsgemeinschaft mit dem örtlichen Heimatmuseum und seinem Direktor, dessen Ratschläge und Empfehlungen in dieser Angelegenheit sehr helfen.

Im Museum werden einige historische Figuren präsentiert, die mit diesem Ort in Verbindung stehen und verschiedene Epochen verkörpern. Es handelt sich zum Beispiel um einen adeligen Ritter des Deutschen Ordens Heinrich Reuß von Plauen, dem diese Burg im 15. bis 16. Jahrhundert gehörte, oder auch um Napoleon, dessen Truppen die Burg vor der Schlacht von 1807 besetzten, und um einen der berühmtesten russischen Generäle Fürst Bagration.

Kunstvolle und schöne Motive aus den Zeichnungen von Katharina Klein werden auch präsent sein. Sie war eine Künstlerin aus Preußisch Eylau, die durch das Zeichnen beliebter Postkarten in der Vorkriegszeit berühmt wurde und dafür den inoffiziellen Titel „Königin der Postkarte“ erhielt. Darüber hinaus sind noch weitere Themen geplant, deren Inhalt und Visualisierung derzeit finalisiert werden.

Es gibt auch begründete Hoffnung, dass neue Investoren nach Preußisch Eylau folgen werden. Erhaltenswerte Immobilien gibt es in der Stadt genügend. Sobald die Stadt ihre ersten Schritte zur Veränderung unternimmt, wird das Interesse an ihr steigen. Der Tourismus soll der Entwicklung der Stadt Impulse verleihen. Preußisch Eylau ist eine wahrlich anziehende mittelalterliche Stadt mit Geschichte, interessanter Architektur, viel Grün und Gewässer und historischen Stätten. Und all dies wird auf neue Weise aufblühen, wenn es einen erheblichen Touristenstrom gibt.

Wermutstropfen Fachkräftemangel
Eine große Aufgabe, die zu lösen ist, wäre die Ausbildung und regelmäßige Schulungen des Personals. Schon jetzt herrscht, vor allem in Kleinstädten, ein katastrophaler Mangel an Servicefachkräften. Es bleiben zwei Möglichkeiten: Entweder jemanden aus anderen Regionen einzuladen oder die Anwohner zu schulen. Viele Arbeitsstellen werden für eine Ausbildung mit anschließender Übernahme ausgeschrieben. Das Personalproblem ist eines der Hauptprobleme und erfordert hier und jetzt Aufmerksamkeit.

Preußisch Eylau ist eine kleine Stadt mit etwa 6500 Einwohnern. In dem umliegenden Landkreis leben insgesamt etwa 30.000 Menschen. Allerdings gibt es im gesamten Landkreis kaum weiterführende Berufsbildungseinrichtungen.

In der Stadt gibt es viele Kinder und Jugendliche, die nach dem Schulabschluss oft wegziehen. Es wäre wünschenswert, dass sie hier eine Berufsausbildung erhalten und gute Arbeitsplätze finden können, ohne in andere Städte ziehen zu müssen. Dies ist derzeit nicht der Fall und dieses Problem muss gelöst werden, damit junge Menschen Gründe haben, hier zu bleiben, damit sie hier weiter leben und arbeiten können.


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