06.05.2024

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Früher nur als Druckausgabe, heute auch online erhältlich: Titelblatt der „Allgemeinen Deutschen Zeitung für Rumänien“
Foto: ScreenshotFrüher nur als Druckausgabe, heute auch online erhältlich: Titelblatt der „Allgemeinen Deutschen Zeitung für Rumänien“

„Allgemeine deutsche Zeitung für Rumänien“

Die einzige deutsche Tageszeitung Osteuropas wurde 75

Gegründet als kommunistisches Blatt entwickelte sich die „ADZ“ zum Sprachrohr für die deutsche Volksgruppe Rumäniens

Bodo Bost
07.04.2024

Die „Allgemeine Deutsche Zeitung für Rumänien“ („ADZ“) feierte im März ihr 75-jähriges Bestehen. Entstanden als kommunistisches Propagandablatt, schaffte sie es dennoch, die kulturstarke deutsche Gemeinschaft Rumäniens in die Freiheit zu führen. Rumänien ist heute das einzige Land Osteuropas mit einem deutschstämmigen Staatspräsidenten und mit einer deutschen Tageszeitung. Diese erschien erstmals am 13. März 1949 als „Neuer Weg“. Am 6. März 1945 war Petru Groza an die Macht gekommen, der Rumänien unter sowjetischer Herrschaft führte, die bis zum Dezember 1989 dauerte.

Die „ADZ“ ist die historische Zeitung der deutschen Volksgruppe in Rumänien. Es entsprach dem politischen Interesse der Machthaber, eine landesweite Verbliebenenzeitung auch in deutscher Sprache zu haben, um die Politik der kommunistischen Arbeiterpartei zu propagieren und die damals noch starke deutsche Volksgruppe zu manipulieren.

Die katholischen Banater Schwaben und die protestantischen Siebenbürger Sachsen hatten sich lange gegenseitig bekämpft, doch nach 1945 mussten sie ihre Kräfte erstmals bündeln. Zusammen gründeten sie die „ADZ“. Zu den beiden Urgesteinen der Zeitung gehörten die Schriftsteller Johann Lippet und Werner Kremm. Letzterer war auch ein Gründungsmitglied der „Aktionsgruppe Banat“. Er hat Rumänien als Einer von Wenigen in den 1980er Jahren nicht den Rücken gekehrt und blieb, als fast alle gingen.

Als die deutschsprachige „ADZ“ 1949 als letzte deutsche Tageszeitung Osteuropas gegründet wurde, waren in Polen, der Tschechoslowakei und Ungarn fast alle Deutschen vertrieben worden, nur aus Rumänien nicht. Die „ADZ“ hat sich nach der politischen Wende von 1989 nicht nur äußerlich gewandelt, sie wurde auch zum Sprachrohr der stark geschrumpften deutschen Gemeinschaft in Rumänien, die trotz zahlenmäßiger Schwäche politisch immer stärker wurde. Immerhin gehören die Literatur-

Nobelpreisträgerin, Hertha Müller, und der derzeitige Staatspräsident Rumäniens, Klaus Johannis, zum Leserkreis der Zeitung.

Die politische Wende von 1989 brachte wegen der Auswanderung vor allem Finanzierungsprobleme aufgrund der schwindenden Leserzahl mit sich. Als überregionale Publikation wurde an eine Fusion mit den Wochenschriften „Karpatenrundschau“, „Die Woche“ und „Banater Zeitung“ gedacht, doch sträubten sich deren Vertreter und fusionierten lieber mit der Wochenzeitung „Hermannstädter Zeitung“. In den 60er Jahren hatte der „Neue Weg“ eine Auflage von rund 70.000 Exemplaren. Nach 1989, als die Massenauswanderung der Deutschen aus Rumänien einsetzte, sah sich die Zeitung mit einem dramatischen Verlust an Lesern und Mitarbeitern konfrontiert. Auf dem freien Markt konnte sie sich nicht behaupten, auch nicht mit neuem Konzept und neuem Namen „ADZ“ ab 1993. Die „ADZ“ musste von der Vertretung der deutschen Volksgruppe in Rumänien, dem Demokratischen Forum der Deutschen in Rumänien (DFDR), finanziell unterstützt werden. Seit 2008 ist das DFDR Herausgeber der „ADZ“.

Von der Zeitung zum online-Medium
Das kleine Redaktionskollegium der „ADZ“ versucht seine heute 3000 Leser möglichst objektiv zu informieren. Dabei geht es mit großer Professionalität vor, um die verschiedensten Aspekte der Existenz sowohl der deutschen Gemeinschaft Rumäniens als auch der neudeutschen Zuwanderer zu treffen. Die Aufmerksamkeit, welche die „ADZ“ der rumänischen Gesellschaft in ihrer Gesamtheit widmet, die Art, wie die Weltpolitik journalistisch zur Geltung gebracht wird, machen sie auch für rumänische Leser interessant, von denen viele auch als ehemalige Schüler deutscher Schulen perfekt Deutsch sprechen.

Der Erfolg der „ADZ“ als Zeitung ist der überzeugende Beweis dafür, dass eine intellektuelle Elite der Rumäniendeutschen aktiv blieb, die fähig und befugt ist, kulturell-identitäre Traditionen der Volksgruppe weiter zu pflegen trotz des Exodus der Mehrheit der Deutschen Rumäniens, nachdem das totalitäre Regime gestürzt war. Nicht nur der Exodus der Rumäniendeutschen macht der Zeitung zu schaffen, auch die nicht aufzuhaltende Tendenz zur Online-Ausgabe. Die Tageszeitung „ADZ“ mit ihrer aus Deutschland stammenden Chefredakteurin Nina May hat ihre Zentralredaktion in Bukarest mit Redaktionsvertretungen in Hermannstadt, Kronstadt, Reschitza, Sathmar und Temeswar.


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