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Der frühere Gutshof in einem Allensteiner Stadtteil beherbergte eine LPG und eine Pelztierzucht – Heute ist der Ort ein Museum
Einem etwas versteckt liegenden historischen Gebäude, einem Kleinod der Allensteiner Architektur widmete sich Rafał Bętkowski vom Museum der Moderne des Städtischen Kulturzentrums in Allenstein in einem Vortrag. Er beleuchtete vor mehr als 100 Gästen im früheren Trolleybusdepot die Geschichte des „Allensteiner Gutshofs Bergenthal“, der heute das Naturkundliche Museum beherbergt.
Der Vortrag begann deutlich vor dem Entstehen des eigentlichen Guts Bergenthal. Anhand alter Landkarten erläuterte Bętkowski die Lage des Gebiets, Hügel, Täler und andere Landschaftsformen sowie die bereits bestehenden Siedlungen. Eine damals schon existierende Straße führte von Allenstein am Vorwerk Posorten [Pozorty] vorbei in Richtung Jomendorf [Jaroty], eine zweite oben an den Hügeln entlang Richtung Groß Kleeberg. Manche dieser Strukturen sind bis heute gleich geblieben.
Gutsbesitzer und reicher Fabrikant
Von dieser zweiten Straße aus führte später eine Stichstraße zum späteren Gut Bergenthal an den Rand der Hügel, die in Richtung Posorten ins Tal abfallen. Heute ist das die ulica Metalowa zum Naturkundlichen Museum, und das Gelände unterhalb des Hügels bis zur Ausfallstraße zum heutigen Jaroty ist mit einem Schrebergartengelände bedeckt. Erstmalig erwähnt wird das damals noch namenlose Terrain 1832, als der Ratsherr Andreas Bogatzki für die Rettung der Stadt vor einem Feuer dieses Anwesen am südöstlichen Rand der Stadt erhielt. Auf einer amtlichen Landkarte erscheint es offiziell erstmals 1840/1841; darauf wird die Verteilung des Landes an namentlich genannte Bürger dargestellt. Die Benennung seines Guts mit dem Namen „Bergenthal“ im April 1848 erlebte Bogatzki nicht mehr. Er verstarb am 16. März 1848. Der Name ist der Geographie des Ortes entlehnt, es ist schlicht und einfach ein von Hügeln umgebenes Tal. Im polnischen heißt der Stadtteil, in dem das frühere Gut liegt, entsprechend „Nagórki“.
„Bogatzki war nicht nur Gutsbesitzer. Er besaß eine Ziegelei, an der Alle bei der heutigen Jakobsbrücke eine Mälzerei und spätere Brauerei und war außerdem Postmeister der Alten Post ebenfalls an dieser Stelle“, führte der Referent aus und ergänzte „das erbten Andreas' Tochter Anna Bogatzki und ihr Mann Carl Rhode.“ Das Gut Bergenthal sah damals noch deutlich anders aus als heute. Sicher ist aber, dass die beiden dort gelebt haben, es muss also ein repräsentatives Gebäude gegeben haben.
Das Gutshaus, in dem sich heute das Naturkundliche Museum befindet, sowie der große Wagenschuppen stammen vom Anfang des 20. Jahrhunderts. Der damalige Besitzer war der bekannte Allensteiner Max Lion (1861–1938). Er war Schlossermeister, Fabrikant, Stadtrat, Mitbegründer der Ostpreußischen Industrie- und Handelskammer sowie Freimaurer und Stadtältester. Mit der Übernahme von Gut Bergenthal ließ er die bestehende Bebauung abreißen und neue Gebäude im Jugendstil errichten, von denen nur die beiden erwähnten erhalten sind.
Ein wechselhaftes Schicksal
Nach dem Ersten Weltkrieg begann für Gut Bergenthal ein wechselhaftes Schicksal. Es beherbergte die Landwirtschaftsschule eines Ausbildungsbataillons, bis 1945 wieder einen Landwirt. Mit Kriegsende wurden die Hauptgebäude nicht zerstört. Nach dem Abzug der Roten Armee wurde das Gut zu einer Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft (LPG) mit einer Nutria-Zucht, dann zu Wohnzwecken verwendet. Das alles tat dem Zustand der Bausubstanz nicht gut, die bei der Überschreibung an das Museum von Ermland und Masuren im Jahr 1975 kläglich aussah.
Der damalige Direktor des Museums Władysław Ogrodziński bemühte sich sofort um eine Eintragung des Parks und der beiden Gebäude ins Denkmalverzeichnis. Für den Park gelang das 1978, für das Gutshaus 1979, jedoch konnten die Bewohner nicht ausquartiert werden, was eine museale Nutzung unmöglich machte. Deswegen sind Magazin und Verwaltung bis heute in der Remise untergebracht, die 1989 einen Platz im Register erhielt, renoviert wurde, und seit 1995 genutzt werden kann.
Das Gutshaus konnte erst Ende der 90er Jahre revitalisiert werden, das Naturkundliche Museum nahm seinen Betrieb nach insgesamt 25 Jahren, am 1. Januar 2000, auf. Das Gebäude selbst erstrahlt heute wieder, wenn auch nicht ganz so glänzend wie vor 120 Jahren.