11.12.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
Geschichte in der Synagoge: Ein Museum informiert über die Juden in Königsberg
Foto: ZaironGeschichte in der Synagoge: Ein Museum informiert über die Juden in Königsberg

Königsberger Synagoge

Die Geschichte ist wieder sichtbar

Das Jüdische Museum hat seine Arbeit aufgenommen – Initiatorin war Ruth Leiserowitz

Bodo Bost
18.01.2023

In Königsberg tut sich einiges, trotz Krieg. In den vergangenen beiden Jahren wurde das Gebäude des jüdischen Waisenhauses neben der Synagoge, das 1904 von dem Architekten Friedrich Heitmann entworfen wurde, in seinem historischen Erscheinungsbild wiederhergestellt. Während der „Reichskristallnacht“ am 9. November 1938 wurde das Gebäude beschädigt, als die Königsberger Synagoge niederbrannte. Ab 2011 hatte sich eine Initiative um den Bau einer neuen Synagoge an der Stelle der von den Nationalsozialisten zerstörten alten Synagoge bemüht, der Bau wurde am 8. November 2018, dem 80. Jahrestag der Reichspogromnacht, eingeweiht. Der neue Bau an der Lindenstraße [Oktjabrskaja] ähnelt im Grundriss seinem historischen Vorgänger, ist aber etwas kleiner als das Gebetshaus der alten Königsberger Synagogengemeinde.

Die jüdische Vorkriegsgemeinde in Königsberg war eine der größten Deutschlands, sie war für ihre religiöse Vielfalt bekannt, es gab fünf Synagogen. Die meisten Königsberger Juden gehörten dem liberalen Judentum an und versammelten sich in der großen auch damals neu genannten Synagoge (Die Neie Schul), in der es eine Orgel gab. Die Anhänger des orthodoxen Zweigs besuchten die Adas Jisroel oder die so genannte „polnische“ Synagoge. Es gab auch ein chassidisches Gebetshaus der Chabad-Bewegung in der Stadt, „die russische Synagoge“.

Fünf Synagogen im alten Königsberg

Seit 2018 steht im Zentrum Königsbergs wieder die „Neue liberale Synagoge“, im Stil des Historismus mit mächtiger Rundkuppel, die an den Aachener Dom erinnert. Sie steht groß und unübersehbar gegenüber dem Dom von Königsberg, der auf der Dominsel liegt. Beide Ensembles, Dom und Synagoge, prägen mit ihren mächtigen Kuppeln wieder das Stadtzentrum.

Der Vorgängerbau ist 1896 eingeweiht worden. Seit der Zerstörung stand das Synagogen-Grundstück leer, wurde höchstens temporär von einem Zirkus genutzt.

Die Juden in Königsberg sind heute eine Gemeinschaft von fast 3000 Personen. Sie kommen aus allen Teilen der ehemaligen Sowjetunion. Die jüdischen Zuwanderer gründeten 1989 in dem 40 Jahre religionslosen Königsberger Gebiet ihre Gemeinde. 2011 riefen sie eine Stiftung zum Wiederaufbau der Synagoge am historischen Ort ins Leben. Eines ihrer Mitglieder, eine Architektin, erstellte ein Projekt. Die Stiftung versteht sich als Rechtsnachfolgerin der Jüdischen Gemeinde von Königsberg und beanspruchte per Gerichtsbeschluss das historische Territorium. Vor allem der Unternehmer Wladimir Kazman, der das Denkmal des Massakers in Palmnicken erbauen ließ, gehörte zu den Hauptsponsoren. Die neue Synagoge darf die Gemeinde auch „Königsberger Synagoge“ nennen. Insofern bringen sie ein Stück der Geschichte der Stadt zurück. Jüngere jüdische Aktivisten in Königsberg arbeiten die zu Sowjetzeiten tabuisierte deutsch-jüdische Geschichte Königsbergs auf. Die Sowjets hatten 1945 die in der Stadt verbliebenen Juden nicht als Opfer anerkannt und sie wie die anderen Deutschen behandelt.

Der Geschichtsverein „Juden in Ostpreußen“, den Ruth und Michael Leiserowitz 2004 in Berlin gegründet hatten, hat die jüdische Gemeinde der Stadt beim Wiederaufbau der „Neuen Synagoge“ unterstützt. Der Sitz des Vereins ist Warschau, wo beide arbeiten, Ruth am Deutschen Historischen Institut und Michael am Museum der Geschichte der polnischen Juden.

Im vergangenen Jahr eröffnete der Verein mit Mitteln des Auswärtigen Amts innerhalb der Synagoge ein „Jüdisches Museum“ (https://jmkaliningrad.org/). Ruth Leiserowitz ist auch die Kuratorin der dortigen Dauerausstellung. Der Verein „Juden in Ostpreußen“ hat eine mehrsprachige Broschüre zusammengestellt, die für Touristen gedacht ist: ein Rundgang durch die ehemalige jüdische Vorstadt von Königsberg. Im Museum wird die untergegangene deutsch-jüdische Geschichte Königsbergs wieder sichtbar.


Hat Ihnen dieser Artikel gefallen? Dann unterstützen Sie die PAZ gern mit einer

Anerkennungszahlung


Kommentare

Michael Leiserowitz am 18.01.23, 19:47 Uhr

Der Sitz des Vereins "Juden in Ospreußen" befindet sich nach wie vor in Berlin, vielen Dank für diesen Beitrag.

Kommentar hinzufügen

Captcha Image

*Pflichtfelder

Da Kommentare manuell freigeschaltet werden müssen, erscheint Ihr Kommentar möglicherweise erst am folgenden Werktag. Sollte der Kommentar nach längerer Zeit nicht erscheinen, laden Sie bitte in Ihrem Browser diese Seite neu!

powered by webEdition CMS