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Ehrenamt

Die Grünen mit der sozialen Ader

Wenn Grüne Damen zu den Patienten kommen – Samariterdienst wurde von der Pandemie ausgebremst

Andreas Rüdig
20.08.2024

Sie sind die Stars der frühen Science-Fiction-Literatur: die grünen Mars-Männchen. Die „Grünen Damen“ (und Herren) gibt es dagegen heute ganz real. Sie sind in der Evangelischen Kranken- und Alten-Hilfe organisiert. Benannt sind sie nach ihrer Arbeitskleidung, den grünen Kitteln.

Vorbild dieser ehrenamtlichen Einrichtung sind die Pink Ladies aus den USA. Im Jahre 1969 gründete Brigitte Schröder, die Ehefrau des damaligen westdeutschen Verteidigungsministers Gerhard Schröder (nicht zu verwechseln mit dem späteren gleichnamigen Bundeskanzler) die erste vergleichbare Gruppe in Deutschland, in Düsseldorf, um genau zu sein.

Zum Aufgabengebiet der Grünen Damen und Herren gehört es, kranken und alten Menschen Hilfestellungen bei der Aufnahme in die jeweiligen Einrichtungen zu geben und sie dort zu begleiten. Außerdem besuchen die Ehrenamtlichen die Menschen in den Einrichtungen, um mit ihnen zu sprechen und ihren Alltag zu gestalten, beispielsweise durch Vorlesen von Büchern und Zeitungen oder gemeinsame Spaziergänge. Zusätzlich übernehmen sie bei Bedarf Erledigungen.

Im Jahr 2021 bezifferte der Verein der Evangelischen Kranken- und Alten-Hilfe die Zahl der Ehrenamtlichen auf 8000 in über 530 Gruppen, die in Krankenhäusern, Altenhilfeeinrichtungen und in der häuslichen Umgebung wirken. Dann kam allerdings die Corona-Pandemie dazwischen, die zu starken Einbrüchen bei der Tätigkeit führte. Den zumeist älteren Ehrenamtlichen wurde im Rahmen der damals für nötig erachteten Hygienemaßnahmen entweder der Zugang in die Krankenhäuser und Pflegeheimen verwehrt oder sie trauten sich selbst nicht mehr dorthin, um sich nicht anzustecken. So ganz kompensiert hat man den Verlust der Grünen Damen und Herren inzwischen jedoch noch nicht.

Auch das Evangelische Krankenhaus Bethesda im Duisburger Stadtteil Hochfeld musste diese schwierige Phase überstehen. Wegen der Pandemie war auch dort dieser Service unterbrochen gewesen, den es dort bereits seit rund 50 Jahren gibt. Waren es rund 40 Damen und Herren, die vor diesem einschneidenden Ereignis die Patienten mit Kaffee, einem offenen Ohr und freundlichen Worten bedienten, sind nach dem Ende der Pandemie rund 20 von ihnen übrig geblieben. Es sind in der Regel Senioren, die aus Idealismus heraus und ohne Bezahlung werktags kommen, durch die Zimmer gehen und die Patienten fragen, wer Kaffee, Tee oder etwas anderes wünscht.

Dieser Service wird von den Patienten gerne angenommen, haben sie doch jemanden, der mit ihnen redet, ihnen zuhört und ihnen nach schweren Erkrankungen Trost bereithält. Denn im umtriebigen Krankenhausalltag kann diese humane Hilfeleistung vom inzwischen immer stärker beanspruchten angestellten Pflegepersonal immer seltener geleistet werden kann.


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