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Auf ukrainischer Seite wächst die Angst vor der Entvölkerung des eigenen Landes
Bei einem Besuch im Landesamt für Einwanderung prognostiziert Berlins Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey (SPD), dass angesichts von etwa 10.000 ukrainischen Flüchtlingen, die tagtäglich in der Hauptstadt ankommen, „wahrscheinlich 50.000 bis 100.000 Menschen“ in der Stadt bleiben werden. „Das ist immerhin ein Drittel Bezirk. Das ist eine sehr große Herausforderung“, so Giffey.
Der Berliner Senat trifft inzwischen Vorbereitungen, 250 sogenannte Willkommensklassen zu organisieren. Später sollen die ukrainischen Kinder dann nach den Vorstellungen der Bildungsverwaltung in reguläre Schulklassen wechseln. Giffey begründet den Plan für die ukrainischen Kinder: „Egal, wie lange sie bleiben, es wird ihnen nützen, dass sie hier in unserem Schulsystem auch ganz normal beschult werden.“
Die ukrainische Generalkonsulin in Deutschland, Iryna Tybinka, hat daran allerdings Zweifel. In einer Rede vor der Kultusministerkonferenz am 10. März bedankte sich Tybinka für die Bereitschaft, ukrainische Flüchtlingskinder aufzunehmen und bald zu beschulen. Allerdings lehnt sie die Willkommensklassen ab. Stattdessen fordert die Generalkonsulin, die ukrainischen Flüchtlingskinder in Deutschland sollten nach dem ukrainischen Lehrplan unterrichtet werden. Mit Bezug auf die Pläne der deutschen Bildungsminister sagte Tybinka, „die sogenannten Integrationsklassen würden für die ukrainischen Kinder eine Wand des Unverständnisses, das Gefühl der Minderwertigkeit und des geringen sozialen Schutzes bedeuten“.
Seit 1991 dramatisch geschrumpft
Die Warnung der ukrainischen Generalkonsulin spiegelt möglicherweise nicht nur eine Skepsis gegenüber der Leistungsfähigkeit des deutschen Bildungssystems wider. Die Fluchtbewegung aus der Ukraine verschärft ein schon länger bestehendes Problem des osteuropäischen Landes. Seit der Unabhängigkeit im Jahr 1991 befindet sich die Ukraine in einem kontinuierlichen demographischen Schrumpfungsprozess.
Nach Daten der Weltbank lebten im Jahr 1991 noch 52 Millionen Menschen in der Ukraine. Bis 2014 war die Bevölkerungszahl in dem flächenmäßig nach Russland zweitgrößten Staat Europas auf nur noch etwa 45 Millionen gesunken. Mit der Hinwendung zur EU im Jahr 2014 begann die nächste Etappe der Abwanderung. Schon vor dem russischen Einmarsch, so schätzen polnische Experten, hielten sich bis zu 1,3 Millionen ukrainische Bürger in Polen auf. Vielerorts füllten die Ukrainer auf dem Arbeitsmarkt die Lücken, die Polen hinterlassen haben, die zum Arbeiten nach Großbritannien, Deutschland oder in die Niederlande gegangen sind. Als Folge macht sich insbesondere in der Westukraine schon seit Jahren eine Arbeitskräfteknappheit in arbeitsintensiven Branchen breit.
Mit 1,35 Kindern pro Frau erreichte die Geburtenrate in der Ukraine vor einigen Jahren zudem auch einen weltweit seltenen statistischen Tiefstwert. Insgesamt sehen Demographieforscher die Entwicklung der vergangenen Jahrzehnte als ein Extrembeispiel für eine schnell schrumpfende Gesellschaft. Bevölkerungsexperten der Vereinten Nationen gingen noch vor dem russischen Einmarsch davon aus, dass die Bevölkerungszahl der Ukraine bis zum Jahr 2050 auf 36 Millionen absinken werde.
Dänemark sendet anderes Signal
Krieg, Flucht und Vertreibung könnten dazu führen, dass die Prognosen von sich zunehmend entvölkernden Landstrichen noch früher eintreten. Aus ukrainischer Sicht besteht insbesondere die Gefahr, dass ein großer Teil der Flüchtlinge auch nach dem Ende des Krieges nicht mehr in das Land zurückkehren wird. Tatsächlich geht Berlins Landesamt für Einwanderung davon aus, dass rund 50 Prozent der Flüchtlinge aus der Ukraine dauerhaft in Berlin bleiben möchten.
Auch Giffey hat deutlich gesagt, dass sie einer Integration der Ukraine-Flüchtlinge in Deutschland aufgeschlossen gegenüber stehe. Dem „Focus“ sagte sie: „Unsere Haltung muss sein: Ihr könnt bleiben und auch arbeiten. Eure Kinder können zur Schule gehen. Und: Wir brauchen euch. Deutschlands größtes Wachstumshemmnis ist der Fachkräftemangel.“
Die Botschaft, die Dänemarks sozialdemokratische Regierungschefin Mette Frederiksen an die Flüchtlinge sendet, ist dagegen deutlich anders. Auch Deutschlands nördliches Nachbarland hat ein Gesetz erlassen, dass den Kriegsflüchtlingen aus der Ukraine Zugang zum Arbeitsmarkt, zum Bildungssystem und zum dänischen Sozialstaat ermöglicht.
Frederiksen betonte aber auch, dass der Aufenthalt der Flüchtlinge in Dänemark nur vorübergehend sei. Sobald die Möglichkeit für eine Rückkehr ins Heimatland bestehe, sollte diese auch genutzt werden, um beim Wiederaufbau des Landes zu helfen. Dänemark würde dann wiederum die Chance erhalten, anderen Flüchtlingen helfen zu können, so die Ministerpräsidentin.
sitra achra am 31.03.22, 09:31 Uhr
Ich kann die aus ihrem Land geflohenen Ukrainer verstehen. Wer will schon in ein vollkommen zerstörtes Land unter russischer Besatzung zurückkehren? Menschen haben so etwas Aussichtsloses nicht verdient. Da macht sich die nationalistisch-egoistische Dänenmette etwas vor.
Ich freue mich hingegen, dass wir als Ausgleich zum negrid-muselmanischen Exotentum ein gewisses Gegengewicht ins Land bekommen, das unsere europäische Identität stützt.