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Die Heilige Hedwig als Patronin eines neuen Selbstbewusstseins

Die Woiwodschaft Niederschlesien folgt der deutschen Heiligen in ihrem 25. Jubiläumsjahr

Chris W. Wagner
21.10.2023

Die Woiwodschaft Niederschlesien feiert den gesamten Oktober über das 25. Jubiläum der Verwaltungsreform in der Republik Polen und damit der Entstehung der Woiwodschaft Niederschlesien. 1975 hatten die Kommunisten 49 kleinräumige Woiwodschaften gebildet, die vielen Kadern Ämter verschafften. 1998 wurde diese Verwässerung wieder aufgehoben und aus den 1975 entstandenen Woiwodschaften Breslau, Waldenburg und Liegnitz die heutige Woiwodschaft Niederschlesien gebildet.

2010 hatte das Marschallamt ein Fest ins Leben gerufen, das dies feiern sollte, zumal mit dem Marschall als „Quasi-Ministerpräsidenten“ 1998 erstmals eine Selbstverwaltungsspitze installiert wurde, da ein Woiwode lediglich ein Warschau weisungsgebundener Verwaltungschef ist. Als Datum wählte man damals den 16. Oktober, den Tag der Heiligen Hedwig, der Patronin Schlesiens. „Die Heilige Hedwig zeigt, wie man Menschen verbindet. Diese Deutsche hat hier viel Gutes bewirkt und wir können uns heute auf sie berufen“, sagte Jerzy Michalak, Beauftragter des Marschalls für die Entwicklung des niederschlesischen Ballungsgebietes im Radio Rodzina (Radio Familie). Die Heilige Hedwig war Gemahlin des schlesischen Herzogs Heinrich II., den die Polen als den ihren betrachten, der zugleich jedoch am Anfang des Wandels der schlesischen Piasten von einem polnischen zu einem deutschen Adelsgeschlecht steht.

Das Patronatsfest der schlesischen Heiligen wurde in diesem Jahr am 16. Oktober in Trebnitz [Trzebnica] mit einer Prozession der Trebnitzer vom Ring zum Grab der Heiligen Hedwig und einer katholischen Messe gefeiert. Der Erzbischof und Breslauer Metropolit Józef Kupny wird die zentralen Feierlichkeiten am Sonntag, dem 22. Oktober, in der Trebnitzer Basilika zelebrieren.

Die Patronin Schlesiens ziert zudem seit Anfang Oktober einen Zug der Niederschlesischen Eisenbahnen (KD, Koleje Dolnośląskie). Neben dem Konterfei der Heiligen auf dem Zug wurde ein QR-Code mit Informationen zu Hedwig von Schlesien angebracht. Damit möchte man die Identität der Niederschlesier und ihre Bindung zur Region stärken, heißt es aus den Reihen der KD-Leitung.

Auf deutschen Spuren wird im Rahmen der 25-Jahr-Feier am 21. Oktober zudem durch das Ethnographische Museum zu Breslau geführt. Die Leiterin des Museums in der einstigen Residenz der Breslauer Fürstbischöfe, Elżbieta Berendt, wurde am 16. Oktober seitens des Marschalls mit dem „Silesia“-Kulturpreis geehrt. Viele weitere niederschlesische Städte beteiligen sich ebenso an den Feierlichkeiten. So wird am 29. Oktober in Striegau [Strzegom] durch die Altstadt geführt. In Bolkenhain [Bolków] werden in der Burgruine die beiden Berufe des Schmiedes und des Henkers in ihrer alten Form nachgezeichnet.

Die Schönheit Niederschlesiens auf Postkarten der Nachkriegszeit kann bis Ende Oktober im Sportmuseum Krummhübel [Karpacz] besichtigt werden. Zu sehen sind Motive des Riesengebirges, niederschlesischer Städte, Klöster und Burgen sowie die heimische Bäderlandschaft. Im Gerhart-und-Carl-Hauptmann-Haus Schreiberhau [Szklarska Poręba] wird ebenfalls bis Ende Oktober die Geschichte der Brau- und Destillierkunst im Riesengebirge erzählt. Eine Ausstellung aus Beständen des Staatsarchivs Hirschberg [Jelenia Góra] stellt Menschen und Betriebe vor. So wird beispielsweise die Geschichte des „Echt Stonsdorfer Kräuter-Bitter“ aus Stonsdorf [Staniszów] erzählt, den die letzten deutschen Rezeptbesitzer 1945 nach Hamburg mitgenommen haben. Auch die Geschmäcker der Mitglieder der Schreiberhauer Künstlerkolonie sind Thema der Präsentation.

Waldenburg [Wałbrzych] ist im Rahmen des Jubiläums ebenfalls Ziel geführter Wanderungen auf den Spuren von Natur-, Kultur- und Industriedenkmälern. Für eine deutschsprachige Führung sorgte am 14. Oktober das Schlesische Museum zu Görlitz. Diese 14 Kilometer lange Wanderung führte vom Waldenburger Hauptbahnhof über den 776 Meter hohen Ochsenkopf [Wołowiec], die Thingstätte schlesischer Bergleute aus der NS-Zeit zum Porzellanmuseum in der Innenstadt. Am 21. Oktober führt die letzte diesjährige deutschsprachige Wanderung des Museums unter dem Motto: „Adliger Läusepelz und geheimnisvolle Feldmauern“ über 20 Kilometer von Altkemnitz [Stara Kamienica] nach Seifershau [Kopaniec]im Isergebirge.


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