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Vor 75 Jahren kostete der von Israels späterem Regierungschef Menachem Begin und seiner IZL verübte Bombenanschlag auf das King David Hotel 91 Menschen das Leben
Während des Ersten Weltkrieges, als Großbritannien gegen das Osmanische Reich kämpfte, machte London sowohl den Arabern als auch den Juden Versprechungen, was die Zukunft der südlichen Levante betraf, um sich die Unterstützung beider Seiten zu sichern. Allerdings löste das Empire seine Zusagen nicht ein, nachdem es 1920 das Völkerbundsmandat für Palästina erhalten hatte. So erhielten die Araber dort – mit Ausnahme Transjordaniens – keinen eigenen Staat. Und die Ansiedlung von Juden wurde erheblich behindert. Daraufhin begannen zionistische Kräfte, die Briten als Besatzer anzusehen und zu bekämpfen.
Begin gab Engländern die Schuld
Zum Ende des Zweiten Weltkrieges ging dieser Kampf vor allem von vier Untergrundorganisationen aus: der Hagana (Verteidigung), die vorrangig auf politische Agitation und die Forcierung der jüdischen Einwanderung gegen den Willen der Briten setzte, deren Ableger Palmach (Einsatztruppen) sowie den deutlich radikaleren terroristischen Gruppierungen Irgun Zwai Leumi (IZL, Nationale Militärorganisation) und Lōchamej Cherūt Jisra'el (Lechi, Kämpfer für die Freiheit Israels). Zwischen diesen paramilitärischen Formationen herrschte ein gespanntes Verhältnis. Insbesondere misstraute die Spitze der Hagana dem charismatischen Anführer der IZL, dem 1913 als Mieczysław Biegun in Brest-Litowsk geborenen Menachem Begin. Der war erst 1942 nach Palästina gekommen und wild entschlossen, gegen die 85.800 britischen Soldaten und Polizisten dort vorzugehen, um das Reich der Juden durch „Blut und Feuer“ wiederauferstehen zu lassen.
Dabei spielte ihm eine Aktion der Mandatsmacht in die Hände. Im Rahmen der Operation Agatha verhafteten die Briten am 29. Juni 1946 2718 Angehörige der verschiedenen jüdischen Widerstandsbewegungen und steckten sie in Internierungslager.
Daraufhin erteilte die Hagana-Führung der IZL die Genehmigung zu einem Bombenattentat auf das King David Hotel in Jerusalem. In dessen Südflügel befanden sich das Secretariat of the Government of Palestine, das Criminal Investigation Department (CID) der Mandatspolizei und das Hauptquartier der British Armed Forces in Palestine and Transjordan. Ziel des Anschlags war sowohl die Zerstörung eines wesentlichen Symbols der britischen Mandatsmacht als auch die Vernichtung der beim CID liegenden kompromittierenden Dokumente, die im Zuge der Operation Agatha beschlagnahmt worden waren.
Allerdings beschloss die Hagana, den Anschlag wieder abzublasen, nachdem Chaim Weizmann diesen für kontraproduktiv erklärt hatte. „Der Messias wird nicht beim Klang von Sprengstoff kommen“, so der damalige Präsident der Zionistischen Weltorganisation (WZO) und spätere erste Staatspräsident Israels.
Doch Begin und dessen rechte Hand Amichai Paglin wollten das geplante Unternehmen Chick dennoch um jeden Preis durchführen. So fand der Terrorakt am 22. Juli 1946 statt. Acht als Hotelmitarbeiter verkleidete IZL-Mitglieder unter der Führung von Yisrael Levi alias Gidon platzierten einige Milchkannen mit 350 Kilogramm Sprengstoff und Zeitzündern neben den tragenden Pfeilern des Südflügels in der Kellerbar „La Régence“. Um 12.25 Uhr brachten sie eine kleinere Ladung zur Explosion, um Verwirrung zu stiften, bevor dann zwölf Minuten später die große Detonation erfolgte. Während der Aktion kam es zu Schusswechseln mit britischen Soldaten, bei denen zwei Briten und der Attentäter Avraham Abramovitz getötet wurden.
Bis heute ist umstritten, ob die IZL vor der Zündung der Sprengsätze noch mehrere telefonische Warnungen abgesetzt hat oder nicht. Auf jeden Fall forderten die Explosion und der Einsturz der Westhälfte des Südflügels des sechsstöckigen Hotels 91 Menschenleben. Darunter befanden sich 28 Briten, davon 13 Militärangehörige, drei Polizisten und zwölf Mitarbeiter der Mandatsverwaltung. Die übrigen Opfer waren unbeteiligte Araber und Juden sowie sonstige Ausländer. Für die Toten machte die IZL-Führung die Briten verantwortlich, die es versäumt hätten, das Gebäude nach den Anrufen zu evakuieren.
Beschleunigter Abzug der Briten
Allerdings scheiterten Begins Versuche, die Toten den „englischen Tyrannen, die unsere Warnung unbeachtet ließen“, anzulasten. Vielmehr verurteilte selbst die jüdische Bevölkerung den Anschlag fast einhellig, und der spätere erste Ministerpräsident Israels, David Ben-Gurion, bezeichnete Begin empört als „Feind des jüdischen Volkes“.
Ungeachtet dessen beschleunigte das Blutbad im King David Hotel den britischen Abzug aus Palästina. Hinzu kam der starke Wunsch Londons, die strategische Allianz mit den USA nicht zu gefährden, die ihrerseits einen jüdischen Staat im Nahen Osten wollten.
Nach der Gründung Israels beschloss die Regierung in Tel Aviv die Auflösung der IZL und die Eingliederung ihrer rund 4000 Kämpfer in die reguläre Armee des jüdischen Staates. Begin ging daraufhin in die Politik und gründete die Partei „Cherut“ (Freiheit), die später zur führenden Kraft im Likud-Block wurde. Im Mai 1977 wurde der frühere Terrorist zum israelischen Ministerpräsidenten gewählt. In dieser Funktion unterzeichnete er im März 1979 mit dem ägyptischen Präsidenten Mohamed Anwar el-Sadat das israelisch-ägyptische Friedensabkommen von Camp David, das Begin wie Sadat den Friedensnobelpreis einbrachte.
Anschließend trat der IZL-Veteran erneut als Falke auf. So ließ er 1982 die Armee in den Libanon einmarschieren, woraus unter anderem das Massaker in den Palästinenserlagern von Sabra und Schatila sowie Flächenbombardements ziviler Ziele resultierten. Das schadete dem Ansehen Israels ebenso wie der blutige Anschlag von 1946, mit dem die Gründung des jüdischen Staates erzwungen werden sollte. Dennoch wurde Begin später unter anderem durch die Einrichtung des Menachem Begin Heritage Center in Jerusalem geehrt, das gerade einen Preis für „Führungsstärke“ gestiftet hat.