Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung
China, Indien und private US-Investoren wie Elon Musk treten mit Macht auf den Plan. Deutschland und Europa sind derweil dabei, den Anschluss zu verpassen
Die Raumfahrt ist in eine neue Phase eingetreten, die zu entscheidenden Umwälzungen führen könnte. So findet in den USA ein immer härterer Wettbewerb statt, in dem bisherige Platzhirsche wie der Luft- und Raumfahrtkonzern Boeing und die staatliche Weltraumbehörde NASA mit Privatfirmen finanziell hochpotenter Visionäre vom Schlage eines Elon Musk konkurrieren. Dabei deutet vieles darauf hin, dass Musk und Co. das Rennen machen werden.
Während Boeings neue Raumkapsel CST-100 Starliner monatelang im All festhing und dann blamablerweise ohne ihre Besatzung landen musste, konnte der Konzern ansonsten nur damit glänzen, dass er von der Human Rights Campaign als „Bester Arbeitgeber für LGBTQ+-Gleichstellung“ gefeiert wurde. Dahingegen gelang Musks Unternehmen SpaceX ein Paukenschlag nach dem anderen.
Parallel zu dem erfolgreichen Testflug der größten und leistungsstärksten Rakete aller Zeiten namens Starship samt einer revolutionären Landung der gigantischen Startrakete auf der Startrampe schoss das Unternehmen in diesem Jahr auch noch vier eigene Raumkapseln vom Typ Crew Dragon ins All. Drei davon steuerten die Internationale Raumstation ISS an, während die vierte im Rahmen des privat finanzierten Unternehmens „Polaris Dawn“ einen neuen Höhenrekord für bemannte Flüge in der Erdumlaufbahn aufstellte. Dazu kamen über einhundert weitere Raketenstarts seit Januar.
Deutsche gefangen in Bürokratie
Da es in Europa keine solchen zukunftsorientierten Unternehmerpersönlichkeiten wie Musk gibt, liegt die europäische Raumfahrt weitgehend am Boden und wird sich wohl auch nicht so schnell wieder erheben – wenn überhaupt. Die neue Großrakete Ariane 6, der Hoffnungsträger der Europäischen Weltraumorganisation (ESA), deren Erstflug im Juli nur in einem Teilerfolg mündete, hinkt dem Stand der Technik mindestens fünf Jahre hinterher, während die Kosten explodieren.
An eigenständige Projekte in der bemannten Raumfahrt ist daher nicht zu denken. Und die Bundesrepublik als einzigartiger Tummelplatz von engstirnigen Paragraphenreitern, eifernden Verbotsfetischisten und inkompetenten Ideologen krönt das europäische Elend dann noch. Hier scheiterten die geplanten zivilen Raketenstarts der German Offshore Space Alliance (GOSA) inmitten der Nordsee bereits am Fehlen eines nationalen Weltraumgesetzes.
Gleichzeitig kristallisieren sich neben den Privatunternehmen wie SpaceX noch zwei weitere neue Leistungsträger in der Raumfahrt heraus. Das sind die Volksrepublik China und Indien. Peking hat die Entwicklung seiner Mondrakete Langer Marsch 10 und des Mondraumschiffes Mengzhou samt der Landefähre Lanyue in jüngster Zeit derart beschleunigt, dass die Chinesen den Mond vielleicht sogar noch vor der Rückkehr der US-Astronauten betreten. Und auch Indien geht immer ambitionierter vor, wie die Entwicklung des Raumschiffes Gaganyaan zeigt, dessen Erstflug mit zwei Mann an Bord Ende 2025 erfolgen soll. Darüber hinaus plant Indien ebenfalls eine eigene Raumstation und das Absetzen von Menschen auf dem Mond.
Außerdem werden indische und chinesische Unternehmer wie auch die früher laut verlachten westlichen „Spinner“ vom Schlage eines Elon Musk in den kommenden Jahren die Chancen zu nutzen wissen, welche die Verlagerung von Produktionsprozessen ins All mit sich bringt. Beispielsweise können bestimmte Arzneimittel, Halbleiterkristalle, optische Systeme und andere Dinge unter den Bedingungen der Schwerelosigkeit sehr viel effektiver und kostengünstiger hergestellt werden. Manche Unternehmen wie Varda Space Industries, The Exploration Company und Redwire entwerfen daher bereits Roboterfabriken im Orbit.
Der Krieg drängt in den Orbit vor
Redwire will außerdem ein System namens Archinaut nutzen, um aus Weltraumschrott mechanische Strukturen für den Ausbau von Raumstationen gleich direkt im All zu fertigen. Andere Firmen, darunter Origin Space aus China und TransAstra aus den USA, haben sogar die Bodenschätze auf den Asteroiden im Visier, aus denen sich unter anderem Raketentreibstoffe erzeugen ließen. Auf jeden Fall dürfte es nicht mehr sonderlich lange dauern, bis Menschen mit Pioniergeist komplette, in sich geschlossene Wertschöpfungsketten ins All verlagern.
Ansonsten ist noch eine weitere Zäsur in der Raumfahrt zu erwarten – oder in diesem Falle dann doch eher zu befürchten. Da der irdische Rüstungswettlauf längst auch seine Entsprechung im Kosmos gefunden hat, warnen Experten wie der Zukunftsforscher und Gründer des Hudson Institute in Washington, Arthur Herman: „Der erste Weltraumkrieg steht bevor.“
Mittlerweile befinden sich fast 10.000 Satelliten auf einer Erdumlaufbahn, von denen die meisten essentiell für eine moderne Kriegführung sind. Deshalb arbeiten China, Russland und die USA nun verstärkt an Antisatellitenwaffen. Russland hat schon eine bodengestützte Laserkanone entwickelt, welche die Sensoren von Raumflugkörpern blenden kann. Im Idealfall würde die Unbrauchbarmachung der Satelliten des Gegners dessen Streitkräfte blind, taub und stumm zurücklassen.
Besonders intensiv scheint sich China auf die künftigen Auseinandersetzungen im All vorzubereiten. Die Zahl der Unternehmen im Land, die auf Weltraumtechnologie spezialisiert sind, hat sich in den vergangenen Jahren vervierfacht – und die meisten davon kooperieren eng mit der Volksbefreiungsarmee. Deshalb verfügt Peking inzwischen auch über eine einsatzfähige Antisatellitenrakete auf der Basis der Mittelstreckenrakete Dongfeng 21.
Parallel dazu sehen kleinere Staaten wie der Iran in der militärischen Raumfahrt eine Chance, gegenüber ihren Feinden an Boden zu gewinnen. So nutzt das Mullah-Regime jetzt zwei eigene Erdbeobachtungs- beziehungsweise Kommunikationssatelliten namens Kowsar und Hodhod.
Die Bundesrepublik dagegen hinkt dieser Entwicklung ebenso hinterher wie den Fortschritten in der zivilen Raumfahrt. Beispielsweise wartet das Weltraumkommando der Bundeswehr im niederrheinischen Uedem schon seit 2021 vergeblich auf eine regierungsamtliche „Weltraumsicherheitsstrategie“.