31.03.2025

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Die polnische Armee wirbt kräftig an und ist jetzt schon die drittgrößte unter den NATO-Staaten
Bild: imago/ZUMA Press WireDie polnische Armee wirbt kräftig an und ist jetzt schon die drittgrößte unter den NATO-Staaten

Aufrüstung

Die Republik Polen macht sich kriegstüchtig

Die Bedrohung seitens Russlands wird extrem ernst genommen – Deshalb wurde der Wehretat auf 4,7 Prozent des BIP erhöht und kluge Kampagnen initiiert

Bodo Bost
17.03.2025

Seit Russland vor nunmehr drei Jahren das größte Nachbarland der Republik Polen, nämlich die Ukraine, überfallen hat, ist die Frage nach der Sicherheit Polens von größter Bedeutung. Die polnische Regierung, die als erste fünf Prozent des Bruttosozialprodukts – das sind mehrere hundert Milliarden Euro – für die Verteidigung ausgibt, macht ihre Bevölkerung mittlerweile kriegstüchtig – und zwar nicht verbal sondern real.

Die Bombenangriffe auf die ukrainische Energieinfrastruktur haben in den letzten Wochen trotz der viel diskutierten Friedensbemühungen von US-Präsident Donald Trump wieder zugenommen, und einige Explosionen waren sogar in den polnischen Nachbardörfern der Grenze zu hören. Nach einem der erneut vielen russischen Angriffe starteten kurz danach die polnische Luftwaffe und ihre NATO-Verbündeten am 11. Februar im Morgengrauen zu einer Mission zur Überwachung der Grenzen des Landes.

Polen wäre erstes Opfer Russlands
Seit dem Beginn der russischen Invasion in der Ukraine nimmt die Republik Polen, die an die russische Exklave Königsberg, ihren weißrussischen Nachbarn und die Ukraine grenzt, die russische Bedrohung extrem ernst. Erst recht, seit die „Bild“-Zeitung im Januar 2024 ein als geheim eingestuftes Memo der Bundeswehr enthüllte, das einen russischen Angriff auf die NATO an der Ostfront in den kommenden Jahren vorsieht. Die ersten Ziele wären die baltischen Staaten sowie Polen. Ein Szenario, das von mehreren polnischen Experten und Politikern geteilt wird, die auf einen Angriff in den nächsten vier bis fünf Jahren setzen.

Das Ziel ist nicht, die Polen zu verängstigen, sondern die Bevölkerung auf einen Angriff Russlands mental vorzubereiten. „Wir wurden schon immer angegriffen und überfallen. Wir verstehen, was die Ukraine derzeit durchmacht, also wollen wir bereit sein, unser Land zu schützen“, erklärt Malgorzata Bonikowska, Expertin für Sicherheit in Europa. „Die Geschichte hat uns gelehrt, dass wir uns zuerst auf uns selbst verlassen müssen, bevor wir uns auf andere verlassen können.“

Seit drei Jahren gewöhnt sich die Bevölkerung nun schon an den Gedanken eines möglichen russischen Angriffs. Drei Monate vor den Präsidentschaftswahlen „gibt es keine Opposition über die Sicherheitspolitik des Landes“, so die Expertin der Universität Warschau weiter. Der Streitpunkt zwischen den Anhängern der Bürgerlichen Koalition und der konservativen PiS-Partei betrifft jedoch die Haltung des derzeitigen Amtsinhabers im Weißen Haus. „Es war unter Trump, dass die US-Truppen in Polen erhöht wurden“, gibt Bonikowska zu bedenken.

155 Milliarden Euro Investition
Mit der Einweihung einer Raketenabwehrbasis an der Ostsee, dem Aufbau eines östlichen Schildes entlang der
700 Kilometer langen Grenze und dem Kauf von 96 Kampfhubschraubern im Sommer 2024 will der polnische Premierminister Donald Tusk Polen zum weltweit führenden Land im Bereich der Verteidigung machen – insbesondere in Hinsicht auf einen potentiellen Aggressor wie Russland. „Tusk möchte zeigen, dass wir uns bereits im Krieg mit Russland befinden“, so Bonikowska weiter. Damit meint er vorwiegend den hybriden Krieg auf den Meeren mit der russischen Schattenflotte und den digitalen Krieg in den sozialen Medien. In einer Rede am 10. Februar kündigte Tusk einen Investitionsplan in Rekordhöhe von satten 155 Milliarden Euro bis 2025 an, um die Sicherheit zu erhöhen und das Wirtschaftswachstum des Landes anzukurbeln. Das Land gibt derzeit 4,7 Prozent seines Bruttoinlandprodukts (BIP) für die Verteidigung aus, und damit mehr als jedes andere NATO-Land, mehr sogar als die USA.

Drittstärkste Armee der NATO
Aufgrund dieser Investitionen muss die polnische Armee, die mit 216.000 Soldaten stärker ist als die Bundeswehr, noch weitere Soldaten rekrutieren. Dabei hat Polen noch nicht einmal die Hälfte der Einwohner von Deutschland. Zu Beginn der russischen Invasion in der Ukraine am 24. Februar 2022 waren überall im Land Werbespots mit der Aufschrift „Trainieren Sie mit der Armee“ zu sehen. Mehr als 10.000 junge Menschen hatten damals an Schulungen teilgenommen.

Seit einigen Monaten sind diese Plakate auf den Straßen seltener zu sehen, doch die Regierung hat andere Wege gefunden, um jüngere Menschen anzusprechen. Neben „Ferien mit der Armee“, die Polen jungen Menschen im Alter von 18 bis 35 Jahren anbietet, sind seit September 2024 Schießkurse und Workshops zur Vorbereitung auf Notfallsituationen in allen Schulen Pflicht. Die 2018 von der PiS eingeführte „Sicherheitserziehung“ wurde 2022 auf die Jüngsten im Alter von neun Jahren ausgeweitet, damit bis 2027 die Zahl von 300.000 Soldaten erreicht wird. Polen ist bereits heute schon die drittstärkste Militärmacht der NATO – hinter den USA und der Türkei.


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