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Fränkische Hohenzollern

Die Residenz des „Wilden Markgrafen“

Auf dem Hohenzollern-Radweg unterwegs nach Ansbach – König Friedrich II. ließ sich hier von der Rokoko-Pracht imponieren

Helga Schnehagen
10.09.2021

Nur fünf Kilometer trennen Neuendettelsau von Windsbach. Das Wappen mit dem Zollernschild und dem Wellenbalken charakterisiert den Ort (6000 Einwohner) bis heute ebenso wie die hübsche historische Altstadt aus der Markgrafenzeit und die Lage im idyllischen Tal der Fränkischen Rezat. Entlang des Flusses verläuft der Hohenzollern-Radweg bis zum Schlossplatz von Ansbach.

Zuvor sollte man kurz in Lichtenau Station machen. Seine Zufahrt durch das Obere Tor mit dem Heimatmuseum ist leicht zu übersehen. Die Exklave der Stadt Nürnberg war ein bohrender Stachel im Fleisch der Ansbacher Markgrafen, den sie trotz aller Kämpfe nie ziehen konnten. Erst mit dem Übergang an Bayern 1806 endeten die 400-jährigen Streitereien.

Über den Marktplatz mit seinen Voluten-Giebel-Häusern erreicht man ein wahres Prachtwerk der Renaissance: die perfekt sanierte Burg Lichtenau. Über hundert Jahre schrieb sie als Gefängnis und Zuchthaus bayerische Justizgeschichte. Seit 1983 ist sie Außenstelle des Staatsarchivs Nürnberg mit über 16 Kilometern Archivmaterial. Die Flächenburg samt Mauer und Bastionen ist von außen frei zugänglich.

Die Fahrt endet mit Glanz und Gloria vor dem Ansbacher Schloss. 1331 hatten die Hohenzollern Stadt und Stift (1563 aufgelöst) Ansbach erworben, ab 1456 bauten sie den Ort zur markgräflichen Residenz aus. Die Cadolzburg wurde mehr und mehr zur Nebenresidenz und zum bevorzugten Jagdschloss.

Insgesamt 13 regierende Markgrafen residierten in Ansbach (um 42.000 Einwohner), darunter eine Frau, Markgräfin Christiane Charlotte. Nach dem Tod ihres Mannes Wilhelm Friedrich war sie ab 1723 bis zur Volljährigkeit ihres Sohnes Carl Wilhelm Friedrich (CWF), dem „Wilden Markgrafen“, Vormund und Landesherrin. CWF wurde 1729 im Alter von 17 Jahren nicht nur für volljährig erklärt, sondern auch mit der erst 14-jährigen Friederike Luise, Tochter von König Wilhelm I. von Preußen, verheiratet.

So unglücklich diese Ehe auch war, so prachtvoll wurde Ansbach ausgebaut. Um den Bruder beziehungsweise Schwager Friedrich II. bei seinem Besuch 1743 zu beeindrucken, vollendete man mit Hochdruck die Ausstattung der Residenz mit Frankens bedeutendsten Rokoko-Räumen. Ansbachs Rokoko-Festspiele, die im Juli stattgefunden haben, erinnern als kultureller Höhepunkt bis heute an das Maskenfest, das man Friedrich zu Ehren gab. Er soll dabei Flöte gespielt haben.

CWF amüsierte sich underdessen mit zahlreichen Affären und der Beizjagd, für die er den größten Falkenhof Europas unterhielt. 1734 vermählte er sich unter dem Namen „Unteroffizier Falk“ mit der Tochter des markgräflichen Falkners und ließ den illegitimen Nachwuchs zu Freiherren von Falkenhausen erheben.

Verkauf an Preußen

In Ansbach war der doppelgeschossige Festsaal mit einem Deckenfresko von Carlo Carlone schon zur Taufe des legitimen Sohnes Alexander 1736 fertig geworden. Aus dem Rahmen fällt der Kachelsaal mit rund 2800 Fliesen aus der ehemaligen Ansbacher Fayencemanufaktur, die Carl Wilhelm Friedrichs Eltern 1710 gegründet hatten. Von klassizistischer Nüchternheit ist der Raum, von dem aus Freiherr Karl August von Hardenberg als dirigierender Minister die markgräflichen Territorien später verwaltete.

Die Markgraftümer Ansbach und Kulmbach/Bayreuth sind mehrfach in Personalunion regiert worden. So auch unter ihrem letzten Markgrafen Alexander. 1791 wurde zu ihrem Schicksalsjahr. Alexander verkaufte seine Fürstentümer gegen eine jährliche Leibrente an Preußen, heiratete seine Geliebte, die englische Schriftstellerin Elizabeth Craven, nachdem die jeweiligen Ehepartner der beiden im selben Jahr gestorben waren, und widmete sich in England der Pferdezucht.

Preußens Gastspiel in Franken endete 1806 beziehungsweise 1810 mit der Übergabe der Fürstentümer durch Napoleon an das Königreich Bayern. Mit dem Ende der Markgrafendynastie war Ansbach zur Provinzstadt geworden, wodurch sie bis heute den noblen Charme einer barocken Residenzstadt bewahren konnte. Denn für ihre Modernisierung hatte sich offensichtlich nie jemand interessiert.

An die Wiege Preußens in Ansbach erinnert die Bronzeskulptur für Markgraf Albrecht von Brandenburg-Ansbach in der Reitbahn neben dem Schloss. Der Sohn von Friedrich d. Ä. und Sophie war als letzter in Hochmeister des Deutschen Ordens in Preußen (1511–1525), Gründer des Herzogtums Preußen und bis 1568 dessen erster Herzog. Er gründete 1544 die Universität in Königsberg und leitete die längste Friedens- und Aussöhnungsphase im baltischen, preußischen, polnischen und russischen Raum ein.

Nach dem Aussterben der fränkisch-preußischen Hohenzollern im Mannesstamm gelangte das Herzogtum ab 1618 in Personalunion an das Kurfürstentum Brandenburg.

Gegenüber ragt unübersehbar die Dreiturmfassade der ehemaligen Stifts- und Hofkirche St. Gumbertus empor. In der Georgskapelle stiftete Markgraf Al­brecht Achilles 1459 für die Ordensmitglieder in Franken eine zweite Schwanenritterkapelle. Im Sockel des von ihm gestifteten Altars ließ er sich und seine zweite Frau Anna von Sachsen abbilden.

Unter der Schwanenritterkapelle befindet sich seit 1976 die Grablege der Markgrafen und ihrer Familien, darunter auch die von Friederike Luise, Schwester Friedrichs des Großen.

Nachdem Soldaten im Dreißigjährigen Krieg die Grablege in Heilsbronn verwüstet hatten, wurde sie zuerst in die Johanniskirche und ab 1976 sukzessive in die Gruft von St. Gumbertus in Ansbach verlegt. Kunstvoll unter den 25 Särgen von 1665 bis 1791 sind nur die Sarkophage von Georg Friedrich d. J. († 1703) und Wilhelm Friedrich († 1723). Ab 1730 werden die Särge nur noch von Samt umspannt – vorbei war es mit der Glorifizierung der Fürstenfamilie.

Im Glanz des 18. Jahrhunderts sonnt sich dagegen bis heute die Orangerie auf der Ostseite von Ansbachs Schlossplatz. Das legendäre Café-Restaurant ist der Logenplatz im Hofgarten mit seiner barocken Blumenpracht. Stilvoller kann eine Reise nicht enden.

• Internet www.ansbach.de; Übernachtung: Hotel Platengarten, Promenade 30, 91522 Ansbach, stilvolles historisches Gebäude-Ensemble direkt am Schlossplatz


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