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Andreas Stegmann: „Die Kirchen in der DDR. Von der sowjetischen Besatzung bis zur Friedlichen Revolution“, C.H. Beck Verlag, München 2021, broschiert, 128 Seiten,  9,95 Euro
Andreas Stegmann: „Die Kirchen in der DDR. Von der sowjetischen Besatzung bis zur Friedlichen Revolution“, C.H. Beck Verlag, München 2021, broschiert, 128 Seiten, 9,95 Euro

Die „Wende“

Die Rolle der Kirche am Ende der DDR

Andreas Stegmann erzählt die Geschichte der Glaubensgemeinschaften im sozialistischen deutschen Staat bis zum Jahr 1989

Dirk Klose
21.08.2021

Nach den letzten Wahlen in der DDR am 18. März 1990 waren Regierung und Parlament ungewohnt „christlich“. In der Regierung saßen mit Markus Meckel (Außen) und Rainer Eppelmann (Verteidigung) zwei Pfarrer, der Synodale Lothar de Maizière wurde Ministerpräsident, der Theologe Richard Schröder SPD-Fraktionsvorsitzender. Es zeigte die starke Position der Kirchen, welche die Wende in der DDR wesentlich mitbewirkt hatten.

Die Geschichte der Kirchen in der DDR ist gleichermaßen eine Leidens- und Erfolgsgeschichte, woran der Berliner Kirchenhistoriker Andreas Stegmann jetzt in einem aufschlussreichen Bändchen erinnert. Es war eine ständige Balance zwischen Konfrontation und Anpassung; Die SED hatte ihre kirchenfeindlichen Ziele nie aufgegeben. Stegmann verfolgt die Geschichte beider Konfessionen, vor allem der protestantischen Kirche, vom Kriegsende bis 1989/90, berichtet von den kulturkämpferischen Kampagnen der SED gegen die Kirchen Anfang der 1950er Jahre, beschreibt die unumgänglich gewordene Gründung eines eigenständigen protestantischen Kirchenbundes in Abgrenzung zu den Kirchen im Westen und die von Probst Heino Falcke begründete Position einer „Kirche im Sozialismus“. Er geht dann auf die in den 1980er Jahren selbstbewusster werdende Haltung der Kirchen gegenüber dem Staat mit ihren wirksamen Kampagnen wie „Bewahrung der Schöpfung“ ein.

Die Kirchen hatten oppositionellen Gruppen Raum gegeben, um über Reformen des starren staatlichen Systems nachzudenken. Die „Wende“, so sagt Stegmann zu Recht, kam vor allem von den Protesten auf der Straße, die stark von kirchlichen Aktionen wie Mahnwachen oder Friedensgebeten angeregt wurden. Bald nach der friedlichen Revolution ließ der kirchliche Einfluss rapide nach. Heute registrieren manche Kirchenvertreter mit Bitterkeit den anhaltenden „Erfolg“ der SED. Die Mitgliederzahl der Kirchen im Osten liegt nur noch zwischen acht und 20 Prozent.

Das schmale Bändchen erzählt vor allem die politischen Ereignisse. Man hätte sich mehr vorstellen können, etwa die Rolle der vom Staat unabhängigen kirchlichen Hochschulen und auch einiger markanter Kirchenvertreter. Die nur kurz gestreiften Beschlussdokumente der Ökumenischen Versammlungen von 1988 und 1989 wirken noch heute wie revolutionäre Schriften. Aber wie alle informativen Bände von „Beck-Wissen“ ist auch dieser strikt auf 128 Seiten limitiert. Da lassen sich einfach nicht alle Wünsche erfüllen.


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