08.09.2024

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Resümee der Fußball-EM

Die Rückkehr des Stolzes

Reinhard Mohr
17.07.2024

Nein, ein Remake des „Sommermärchens“ der WM 2006 war die Fußballeuropameisterschaft in Deutschland 2024 nicht. Schon das Wetter spielte nicht so mit wie damals. Statt Dauersonne gab es Gewitter, Starkregen und dunkle Wolken. Aber auch die „Gesamtsituation“ („Der Schuh des Manitu“) war deutlich weniger unbeschwert als vor 18 Jahren – vom endemischen Ampel-Chaos über Ukraine- und Gaza-Krieg bis hin zu den Wahlturbulenzen in Frankreich, und zuletzt auch noch das Attentat auf Trump. So sehr die Welt gerade jetzt positive Erlebnisse gebrauchen kann: Die politische Stimmung ist so schlecht wie lange nicht.

Umso erfreulicher, dass die deutsche Fußball-Nationalmannschaft, obwohl bereits im Viertelfinale gegen Spanien ausgeschieden, plötzlich wieder Emotionen, Engagement und Leidenschaft entfacht hat wie seit zehn Jahren nicht mehr. Hunderttausende vor allem junge Fans, unter ihnen viele Frauen, fieberten mit der Mannschaft um Toni Kroos und Ilkay Gündogan, jubelten und trauerten. Ein neues Gemeinschaftsgefühl war spürbar, ebenso ein Identifikationsbedürfnis mit der Nationalmannschaft des Landes, das ansonsten gerade wenig gute Nachrichten hervorbringt und nur darauf zu warten scheint, dass die rotgelbgrüne Bundesregierung voller unfähiger Bruchpilot*innen endlich abtritt.

Ein neues Wir-Gefühl
Auch auf dem grünen Rasen zeigte sich, dass der Geist, neudeutsch: die Mentalität wieder da ist, auch wenn der Weg zur absoluten Weltspitze noch ziemlich lang ist. Das Verdienst gebührt vor allem Bundestrainer Julian Nagelsmann, der einige mutige Veränderungen eingeleitet hat.

Umso erstaunlicher, dass Kanzler Olaf Scholz und seine Berliner Gurkentruppe überhaupt nicht vom neuen Schwung der Nationalmannschaft profitieren konnten, ganz anders als Angela Merkel 2006, als Deutschland „die Welt zu Gast bei Freunden hatte“, und 2014, als Deutschland Weltmeister wurde. Kein Wunder, dass Bundestrainer Nagelsmann die Kanzlerrolle gleich mit übernahm, als er nach der Niederlage gegen Spanien sagte:

„Ich finde, dass wir es gemeinschaftlich geschafft haben, ein Land, das viel zu viel in Tristesse und stetig in Schwarzmalerei verfällt, ein bisschen aufzuwecken. Schöne Momente zu bescheren. Ich hoffe, dass diese Symbiose zwischen Fußball-Fans und der Fußball-Mannschaft auch in der normalen Gesellschaft stattfindet, dass wir begreifen, dass wir als Gemeinschaft mehr bewegen können, dass nicht jeder sein eigenes Süppchen kocht und individueller sein will als sein Nachbar. Mit seinem Nachbarn ist man stärker als ohne. Einfach ein Tick mehr Dinge wieder gemeinsam machen, diese Gemeinschaft hat sehr gutgetan.“

Die Reaktion der woken Blase
Wahre Worte aus der normalen Welt jenseits der links-grün-woken Blase. Das konnte die natürlich so nicht stehenlassen. Der „Spiegel“-Chefredakteur Dirk Kurbjuweit musste umgehend widersprechen: Selbst beim Thema Fußball sei die Gesellschaft keine Gemeinschaft, weil viele Menschen, die hier lebten, nicht Fans der deutschen Mannschaft seien, sondern der türkischen oder englischen, französischen Kicker.

Eine Banalität, die nach den Türkei-Spielen auf dem Berliner Ku'damm zu besichtigen war, rechtsextremistische „Graue Wölfe“-Zeichen inklusive. Kurbjuweits Problem: Er kann nicht zwischen Gemeinschaft und Gemeinschaftsgefühl unterscheiden. Gemeinsamkeiten schließen Unterschiede ein. Für ihn aber, den Grobmotoriker im Geiste, ist der Antrieb demokratischer Gesellschaften „nicht das Gemeinsame, sondern der Unterschied, der Widerspruch, die Debatte“. Es gehe nicht um „die Einheit der Identitäten, sondern deren Integration unter einem gemeinsamen Dach.“

Integration unterm Dach? Was soll das sein? Ein klimafreundliches Solardach mit sozialer Wärmepumpe? Identität betrifft jeden einzelnen, da muss auch nichts integriert werden – wohin auch? Das Gemeinschaftsgefühl aber verbindet gerade die verschiedensten Menschen, die in diesem Moment eines eint: für die eigene Mannschaft, für das eigene Land zu sein, zu dem selbstverständlich alle gehören, die entweder Bürger des Landes sind oder sich anderweitig mit seinen Erfolgen identifizieren – und auch bei Niederlagen mitleiden.

Weltmeister Thomas Müller sagt es so: „Ich bin stolz, ein Teil dieses Teams zu sein, und vor allem stolz, ein Deutscher zu sein. Danke an alle, die mit uns mitgefiebert haben und tolle Gastgeber waren. Lasst uns dieses Gefühl gerade in den aktuellen Zeiten mit in unseren Alltag nehmen.“ Für viele mag das eine „toxische“ Äußerung sein, denn Stolz wird in der Regenbogen-Republik vor allem als „Pride“ gefeiert, der allein der non-binär-queeren LGBTIQ+-Community zusteht.

Mannschaftskollege Toni Kroos, der seit zehn Jahren in Spanien lebt, setzte einen weiteren Akzent aus dem echten Leben: „Ich finde Deutschland nach wie vor wirklich ein tolles Land, ... aber es ist zumindest nicht mehr ganz das Deutschland, wie es vielleicht vor zehn Jahren war, wo wir gegangen sind. Ich habe eine siebenjährige Tochter zum Beispiel. Wenn die nachher 13, 14, 15 wird. Und wenn mich jetzt jemand fragen würde: Würdest du deine Tochter mit 14 tendenziell abends um 23 Uhr jetzt in Spanien rauslassen oder in einer deutschen Großstadt? Wäre ich, glaube ich, tendenziell eher bei Spanien.“

Was bleibt
Harsche Kritik aus der linksgrünen Blase war die Folge, die „Süddeutsche“ barmte: „Die Rechten jubeln“, und auf „web.de“ hieß es „Toni Kroos redet sich um Kopf und Kragen.“ Dabei ging fast unter, dass Bundestagsvizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt (Grüne) auf der Plattform X zu Protokoll gegeben hatte: „Diese Mannschaft ist wirklich großartig. Stellt euch kurz vor, da wären nur weiße deutsche Spieler.“ Grüner Rassismus par excellence: die Hautfarbe als Kriterium. Dass auch Syrer, Brasilianer und Tadschiken „Weiße“ sein können, ist ihr nicht klar – ihr, die Migranten einst zynisch als „Geschenke“ bejubelt hatte.

Was gab es sonst noch? Kompanien von Experten, Co-Kommentatoren und Moderatorinnen, kreative Frisur-Gestaltungen vom Vogelnest bis zum Haarreif für Männer, grandioses „Spielermaterial“, einen Ort namens „Gelsenkirken“ als „Shithole“ und das Frankfurter Bahnhofsviertel als „Zombieland“, dazu die Deutsche Bahn als Symbol des Niedergangs der Ampelrepublik. Derweil zerschlugen sich die Hoffnungen auf einen anlassbedingten Anstieg des Bierkonsums. Oh, und Spanien wurde – trotz des nicht gegebenen Handelfmeters für Deutschland – verdientermaßen Europameister.

Was bleibt? Das Gefühl, dass dieses Land weit unter seinen Möglichkeiten regiert, ach was: durchgewurschtelt, runtergewirtschaftet und weggenuschelt wird – dass es also durchaus Grund zu Optimismus gäbe, wenn das Leitungsteam ausgewechselt würde.

Wie hätte früher der C-Jugend Trainer gesagt: Olaf, ab zum Duschen!


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