Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung
Wie es zu Hügeln, aber auch zu Kirchen und Bauten aus Feldstein in Ostpreußen kam
Als der Herrgott daran ging, die Erde zu erschaffen, kam er eines Tages nach Ostpreußen. Und weil das Land ihm gut gefiel, setzte er sich unter einen Baum und schaute sich die Gegend an. Er wunderte sich über die vielen Steine und Blöcke, die er sah, denn an diese konnte er sich nicht erinnern. „Vermutlich hat der Teufel einen immensen Sack voll Steine ausgeschüttet“ dachte er und machte sich dann auf den Weg, um weiter seine Arbeit zu besichtigen.
Etliche Tage später (denn 1000 Jahre sind vor dem Herrn wie der Tag, der gestern vergangen ist) konnten die Siedler der ostpreußischen Landschaft die zukünftigen Felder wegen der hohen Anzahl an Steinen kaum bestellen. Also gruben sie mit großer Mühe tiefe Löcher, warfen die gesammelten Feldsteine dort hinein und bedeckten diese mit einer Erdschicht. Auf diesem Ackerland erzielten sie einen spärlichen Ertrag zum Überleben.
Nachfolgende Generationen fanden beim Pflügen der Felder oft diese Steinansammlungen und verwendeten die Granitsteine zum Bau von Burgen und Kirchen. Da dem Herrgott die vielen Feldsteine besonders in Form von Kirchen gefielen, gab er dem Teufel den Auftrag, die Landräte und Bischöfe in Ostpreußen zu weiteren Kirchenbauten zu inspirieren.
Steine für den Kirchenbau
So machte sich der Teufel auf den Weg. Nach längerem Überlegen missfiel ihm der Auftrag. Er machte häufig an den großen Blöcken halt und versuchte, mit manchem Gesellen, Bauern oder Jüngling einen Pakt zu schließen, um dessen Seele zu erhalten. Da in der Regel aber kein Pakt abgeschlossen wurde, hinterließ der Teufel sichtbare Spuren in den Blöcken, so dass diese im Volksmund „Teufelsstein“ genannt wurden. So verbrachte der Teufel seine Zeit in Ostpreußen, während der Herrgott sich wunderte, warum nicht mehr Kirchen zu seiner Ehre errichtet wurden.
Die Jahre vergingen und manch einer verdiente sich eine goldene Nase, indem er an einem gut zu erreichenden Verkehrspunkt ein Schotterwerk errichtete. Kleine Feldbahnen oder mit Steinen beladene und von Pferden gezogene Fuhrwerke beförderten die Steine von ihren Fundstellen zu Verarbeitungsstellen, wo sie von Steinschlägern in mühevoller Arbeit zerkleinert wurden, um als Schotter für den Straßenbau verwertet zu werden. Große Blöcke wurden Bildhauern und Künstlern für ihre Werke zur Verfügung gestellt.
Der Herrgott sah schon die letzten Steinriesen vernichtet durch Sprengungen und die Meißel der Steinmetze. Also schickte er einen Boten in die Preußische Geologische Landesanstalt nach Königsberg, um den dort arbeitenden Professor Alfred Jentzsch seinen Auftrag übermitteln zu lassen. Mit der göttlichen Eingebung begab sich der Professor zum Vorsitzenden der Provinzial-Kommission für Denkmalspflege, dem Landeshauptmann von Brandt, und stellte den Antrag, „außer den Denkmälern und Altertümern im engeren Sinne auch gewisse, durch ihr Alter oder besondere Umstände merkwürdige Naturgebilde zum Gegenstand provinzieller Denkmalspflege zu machen“.
Der Schutz der Landschaft war geboren
Der Teufel hingegen flüsterte dem Landeshauptmann ein, sämtlichen Landräten, Magistraten, Amtsvorstehern, Oberförstern und Pfarrern Ostpreußens einen Fragebogen zuzusenden, da er sich erhoffte, mit Hilfe der Bürokratie eine Entscheidung auf Jahrzehnte zu verzögern. Jedoch wurden die Fragebögen zügig beantwortet und die ausgewerteten Antworten in dem Buch „Nachweis der beachtenswerten und zu schützenden Bäume, Sträucher und erratischen Blöcke in der Provinz Ostpreußen“ veröffentlicht.
So konnten viele große Steinblöcke vor der Zerstörung gerettet werden und sind noch heute für den Interessierten in Ostpreußen zu sehen.