26.03.2025

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Die Sucht nach dem Übel in der Welt

„Doomscrolling“: Die geradezu zwanghafte Suche nach unheilvollen Nachrichten im Netz kann krank machen

Wolfgang Kaufmann
24.03.2025

Während der Corona-Pandemie verbreitete sich nicht nur das Virus SARS-CoV-2, sondern auch das sogenannte Doomscrolling. „Doom“ steht dabei für „Verhängnis“, „Verderben“ und „Untergang“, während „scrolling“ den Vorgang des schnellen Verschiebens von Bildschirminhalten beschreibt. Also wird mit „Doomscrolling“ das übertriebene oder zwanghafte Konsumieren negativer Nachrichten im Internet beschrieben.

Warum Menschen hierzu neigen, hat verschiedene Gründe. Grundsätzlich konzentriert sich unser Gehirn stärker auf negative Reize als auf positive. Das ist ein Ergebnis der Evolution. Potentiellen Bedrohungen und Gefahren bevorzugt Aufmerksamkeit zu schenken, sicherte in der Frühzeit das Überleben des Homo sapiens, und tut es noch heute. Zudem erzeugt das Doomscrolling eine Illusion von Kontrolle, welche besonders während der Corona-Pandemie unverzichtbar war, weil diese bei den meisten Menschen mit dem Erlebnis des Kontrollverlustes einherging. Wenn wir ständig schlechte Nachrichten verfolgen, glauben wir nicht nur, besser informiert, sondern auch besser vorbereitet zu sein, wenn es gefährlich wird.

Und schließlich neigen viele Menschen heute dazu, sich in der endlosen Suche nach Antworten auf schwierige, existenzielle Fragen rund um Leben und Tod zu verlieren, weil ihnen zum einen ausreichendes Wissen über den Zustand der Welt und zum anderen ein tragfähiges mentales Fundament fehlt, was meist die Folge einer Weltanschauung ist, die letzte, Sicherheit vermittelnde Wahrheiten ablehnt, wie sie beispielsweise von Religionen geliefert werden.

Anbieter profitieren
Allerdings wird das Doomscrolling auch durch die Medien und Seitenbetreiber im Internet befeuert, welche sich Vorteile davon versprechen. Untersuchungen zeigen, dass negative Schlagzeilen im Vergleich zu neutralen oder positiven mehr als doppelt so oft zum Aufrufen von Artikeln führen – was wiederum messbare Auswirkungen auf den finanziellen Gewinn der Anbieter hat. Insofern werden diese nicht darauf verzichten, ihre Kunden weiter in die Negativspirale zu treiben und deren körperliche und geistige Gesundheit zu schädigen.

Der ständige Konsum schlechter Nachrichten führt zu kognitivem Verfall, Zukunfts- und Existenzängsten, Stressreaktionen, Pessimismus, Traurigkeit oder gar Hoffnungslosigkeit sowie einer negativen Lebenseinstellung. Manchmal verursacht die dauerhafte Konfrontation mit den schlimmen Erlebnissen anderer Personen zudem noch Symptome wie bei der Posttraumatischen Belastungsstörung. Dazu kommen körperliche Folgen, allen voran Schlaflosigkeit und der Drang zur übermäßigen Nahrungsaufnahme mit all seinen schädlichen Auswirkungen.

Vor diesem Hintergrund ist es mehr als ratsam, auf das Doomscrolling zu verzichten. Das gelingt am besten, indem man Informationsquellen meidet, welche zum endlosen Weiterrollen verleiten oder regelmäßig reißerische Inhalte verbreiten. Ebenso hilft die Begrenzung des täglichen Zeitkontingents für den Konsum von Inhalten im Internet. Und die Lektüre positiver Nachrichten schützt ebenfalls – sofern man diese nicht mühsam unter einem Wust von Katastrophenmeldungen suchen muss.


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