23.09.2025

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Hat „beste Verbindungen“ nach China: Das KI-Smartphone der Telekom T Phone 3
Bild: TelekomHat „beste Verbindungen“ nach China: Das KI-Smartphone der Telekom T Phone 3

Das T Phone 3

Die Telekom verspielt unsere digitale Souveränität in China

Nur um sich ein paar Marktanteile im Reich der Mitte zu sichern, reihen sich Deutschland und die EU schleichend in das chinesische Infrastrukturnetz ein

Christian Rudnitzki
23.09.2025

Vielen Telekom-Kunden flatterte diese Tage ein Angebot ins Haus: „T Phone 3“. Im ersten Moment lasen die meisten intuitiv „iPhone“ und dachten an eine neue Apple-Version. Erst beim genaueren Hinsehen wurde klar: Dahinter steckt ein europäisches „AI-Phone“, ein Geflecht globaler Abhängigkeiten – und ein Lehrstück, wie Deutschland sowie Europa ihre digitale Eigenständigkeit verspielen.

149 Euro kostet das neue Telekom-Smartphone – mit Vertrag nur einen Euro. „Wir machen das T Phone 3 zum KI-Phone und ermöglichen den mobilen KI-Einstieg für jedermann“, sagt Rodrigo Diehl, Vorstand der Telekom Deutschland. Was nach Fortschritt klingt, ist vor allem Massenmarkt-Strategie. Denn das T Phone 3 ist eine Mogelpackung – ein Trojanisches Pferd im Magenta-Design. Außen: „KI für alle“. Innen: Abhängigkeit von China und den USA.

Die technische Grundlage des T Phone 3 zeigt die geringe europäische Substanz. Produziert wird das Gerät vom staatsnahen chinesischen OEM Wingtech, das die Hardware entwickelt und fertigt. Vermarktet wird es zwar unter der Marke Telekom, stammt aber aus China. Wingtech erregte Aufmerksamkeit durch die Übernahme des niederländischen Chip-Herstellers Nexperia – ein sicherheitsrelevanter Fall, der heftige Debatten in Den Haag und Brüssel auslöste. Der Prozessor stammt von Qualcomm (USA), das Betriebssystem Android von Google (USA), die KI-Schicht von Perplexity (finanziert von Bezos, Nvidia und SoftBank mit China-Bezügen). Branding und Vermarktung kommt von der Deutsche Telekom. Ergebnis: chinesische Fertigung, US-Software und Chip – europäische Wertschöpfung: Fehlanzeige.

Auch die Eigentümerstruktur der Telekom verdeutlicht die Zwickmühle. Der Bund und die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) halten zusammen rund 28 Prozent der Anteile, institutionelle Investoren wie BlackRock oder Vanguard weitere große Blöcke. Das Management steht damit zwischen politischen Erwartungen und Renditeforderungen. Im Aufsichtsrat sitzen unter anderem Stefan Ramge (Bundesfinanzministerium) und Stefan Wintels (KfW). Doch zu Themen wie Wingtech oder Perplexity schweigen beide – wie die Politik insgesamt.

Medienberichte von „Chip“, „Welt“ und „Zeit“ urteilen nüchtern: ein solides Einsteigergerät, aber kein technologischer Durchbruch. Vieles ließe sich mit der Perplexity-App auf jedem anderen Smartphone erledigen. Die angebliche Neuerung erschöpft sich in einer Voreinstellung – vergleichbar mit einer Waschmaschine, die groß mit einem „Jeans/Dunkelwäsche“-Programm wirbt, das im Kern nur den Standardwaschgang leicht anpasst: praktisch, aber kein technischer Fortschritt.

Transparenz ist gefordert
Die Telekom positioniert das T Phone 3 als Alternative zu iPhone und Android-Premiumgeräten. Doch ohne echte europäische Alternative bedeutet dies: stärkere Einbindung in chinesische Lieferketten. Hinzu kommt die undurchsichtige Investorenstruktur von Perplexity. Wer kontrolliert am Ende die Daten der Nutzer? Bei Apple und ChatGPT oder Huawei ist zumindest klar, in welchem Rechtsraum die Daten landen. Beim T Phone 3 bleibt diese Frage offen. Deutschland reiht sich so unbemerkt in ein chinesisches Infrastrukturnetz ein. Kommt es zu geopolitischen Spannungen, könnten Produktion, Updates und Sicherheits-Patches schnell in fremder Hand liegen.

Das T Phone 3 verdeutlicht: Deutschland hat weder eigene Hardware- noch Betriebssystemkompetenz. Staatliche Stellen schweigen, statt Verantwortung zu übernehmen. Gefordert wären Transparenzpflichten bei Lieferketten und Investoren sowie eine aktive Nutzung der Aufsichtsratsmandate von Bund und KfW zur Klärung von Sicherheitsfragen.

Entscheidend bleibt jedoch der Aufbau einer EU-Technologie – Hardware, Betriebssysteme und Edge-KI statt bloßer Regulierung. Ohne eigene Chipfertigung bleibt KI-Souveränität Illusion. Das geplante Intel-Werk in Magdeburg hätte ein Meilenstein werden können, doch es wurde stattdessen ein grünes Fiasko.

Souveränität für Marktanteile
Das T Phone 3 ist mehr als ein Handyangebot. Es ist ein Lehrstück europäischer Blindheit – und zugleich eine Mahnung. Während die öffentliche Debatte sich an Akkus, Displaygrößen und Kameraqualität festhält, wächst im Hintergrund die Einbindung in ein chinesisch dominiertes Infrastrukturmodell.

Die Telekom mag sich damit vielleicht kurzfristig Marktanteile sichern, doch Europa bezahlt mit langfristigen Abhängigkeiten den Preis. Die eigentliche Frage lautet daher nicht, wie günstig ein Smartphone sein kann, sondern ob wir bereit sind, unsere digitale Souveränität Schritt für Schritt preiszugeben.


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