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Seit 50 Jahren sterben jährlich mehr Menschen als geboren werden – Voraussichtlich wird das Geburtendefizit noch zunehmen
Der Rang eines Staates wird seit alters her und bei allen Völkern an der Bevölkerungszahl und deren Wachstum gemessen. Seit Jahrhunderten spielte Deutschland dabei in der ersten Liga, unter den Top Ten der Welt. Das hat sich seit den 1970er Jahren geändert, als die deutsche Bevölkerung angefangen hat zu schrumpfen, und nur noch durch Zuwanderung in manchen Jahren geringfügig wächst. Deutschland war das weltweit erste Land mit einem dauerhaften Geburtendefizit. Bis heute rätseln die Wissenschaftler, warum gerade zu Anfang der 1970er Jahre plötzlich die Geburtenfreudigkeit rasant Jahr für Jahr abnahm. Der Knick, der sich in der Geburtenkurve zeigt, ist vor allem deshalb so stark, da es seit Mitte der 1950er Jahren als Spätfolge des Krieges eine Baby-Boomer-Phase mit deutlich erhöhten Geburtenzahlen in Deutschland gab. Diese Phase hat in der ersten Hälfte der 1960er den Höhepunkt erreicht. Dass es in Dreutschland mehr Sterbefälle als Geburten gab, hatte es, außer in Kriegsjahren, seit Beginn der Aufzeichnungen vor 120 Jahren nicht gegeben.
Ursprünglich dachte man, dass es ein vorübergehendes Phänomen sei, aber die Bundesrepublik behielt einen Sterbeüberschuss auch, nachdem die DDR, in der es noch eine höhere Geburtenquote gab, 1990 dazu kam. 1960 bekamen Frauen in Deutschland durchschnittlich 2,53 Kinder. Nach dem sogenannten Pillenknick schwankte die Geburtenhäufigkeit ab Mitte der 1970er Jahre jahrzehntelang um den Wert von 1,4. Notwendig zum Erhalt der Bevölkerungszahl ist eine Geburtenrate von 2,1 Prozent. Nach 2014 ist die Geburtenrate wieder etwas gestiegen auf 1,53 Kinder je Frau, sie sinkt aber bereits wieder ab.
Gründe für die Geburtenabnahme
Das Argument, dass die Geburtenabnahme etwas mit dem Pillenknick zu tun habe, zieht nicht so recht, weil die Antibabypille in Deutschland schon seit 1961 auf dem Markt war, es aber in den 1960er Jahren noch Geburtenjahrgänge von über einer Million gab. Das kinderreichste Jahr war 1964 mit rund 1,36 Millionen Geburten. Ein zwangsläufiger Zusammenhang zwischen der Verfügbarkeit der Antibabypille und dem anschließenden Absinken der Geburtenrate unter das Selbsterhaltungsniveau wird heute zumeist verneint.
An der Abschaffung des Paragraphen 218 kann es auch nicht gelegen haben, denn die Fristenregelung beim Schwangerschaftsabbruch wurde erst 1974 vom Bundestag verabschiedet.
Schon bei der Debatte im Bundestag wurde mit einer gesellschaftlichen Veränderung argumentiert, als „Schritt hin zur Eigenverantwortung und sozialen Gleichstellung der Frauen“, um das Abtreibungsverbot aufzuheben. Die veränderte Rolle der Frau in Gesellschaft und Familie, im Verbund mit der 1968er-Bewegung und wachsendem Wohlstand, machten dann auch viele Analysten als zentralen Grund für den Geburtenrückgang verantwortlich. Während früher Frauen nur als Mütter gesellschaftliche Achtung erlangen konnten, war es seit den 1960er Jahren eher umgekehrt, Kinder wurden immer mehr zum Karrierehindernis für emanzipierte Frauen. Kinderreichen Familien, vor 100 Jahren noch die Norm, wurden seitdem gesellschaftlich immer mehr ausgegrenzt.
Vorreiter Deutschland
Deutschland blieb nicht lange das einzige Land, das eine schrumpfende Bevölkerung hatte. Auch in allen anderen europäischen und westlichen Ländern veränderte sich die Rolle der Frau und damit auch die Kinderzahl, in einigen Ländern wie Frankreich jedoch relativ spät. Auch die Europäische Union hat schon seit einigen Jahren einen negativen Geburtensaldo.
Der Ausgleich für die fehlenden Kinder kam zunächst als Gastarbeiter aus anderen europäischen Ländern, was zunächst keine Integrationsprobleme schuf, weil die Gastarbeiter durch Arbeit integriert wurden. Erst als es nach der Ölkrise von 1973 einen Stopp der legalen Gastarbeiterzuwanderung gab, begann eine erste illegale, ungeregelte Zuwanderung via Asyl, die mit der Zeit immer größer wurde. Heute ist diese viel größer als es die Gastarbeiter-Zuwanderung je war.
Für die Zukunft wird ein weiter steigendes Geburtendefizit erwartet, bedingt durch eine weiter sinkende Zahl an Geburten und immer mehr Sterbefälle. Bevölkerungsvorausberechnungen kommen zu dem Ergebnis, dass bis 2050 jährlich eine Zuwanderung von 400.000 gebraucht werde, um dies auszugleichen. Die Bevölkerung Deutschlands werde daher langfristig immer stärker schrumpfen. Andere EU-Länder wie Luxemburg oder Italien holen sich ihre Zuwanderer unter den Nachkommen der einstigen Auswanderer in Brasilien. Die fehlenden Geburten in Deutschland und Europa können gesellschaftlich nur durch eine Zuwanderung in die Arbeitsplätze ausgeglichen werden, nicht aber, wie derzeit, durch eine Zuwanderung in die Sozialsysteme, bei der keine Integration mehr stattfindet und durch die das gesellschaftliche Konfliktpotential ab dem Moment rasant steigt, in dem die Renten und Sozialleistungen nicht mehr sicher sind. Denn das derzeitige Sozialsicherungssystem basiert auf einer Solidargemeinschaft, und die wird durch Zuwanderung in die Sozialsysteme unterminiert.