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Eine Ausstellung zum 50. Jahrestag der Potsdamer Konferenz auf Schloss Cecilienhof. Die Eröffnung hatte sich wegen Corona wochenlang verzögert
Die drei Fahnen der Alliierten flattern weithin sichtbar am Hauptportal des Schlosses Cecilienhof in Potsdam, und zwar genau wie vor 75 Jahren. So haben heutige Besucher diesen Ort sicher noch nie gesehen.
Der erste Blick beim Betreten der Schau fällt auf eine Bildinstallation, bestehend aus lebensgroßen Abbildungen in schwarz-weiß der „Stunde Null“ in Deutschland: feiernde russische Soldaten, Menschen in abgerissener Kleidung, Flüchtlingsströme, weinende Kinder, ein Häftling, der das KZ überlebt hat und verloren in diese zerstörte Welt schaut.
Ziel der Ausstellung „Potsdamer Konferenz 1945. Die Neuordnung der Welt“ ist es, in allen Bereichen die Sicht der Betroffenen in den Fokus zu heben. Die „Potsdamer Konferenz“ war eines der weitreichendsten Ereignisse des 20. Jahrhunderts, doch wird sie von den Ausstellungsmachern von ihrem „Podest“ gehoben durch persönliche Stimmen vieler Einzelschicksale, welche die Konsequenzen der Beschlüsse zu ertragen hatten.
Im folgenden Raum läuft ein Film über die Stadt Potsdam, wie diese sich damals den Teilnehmern der Konferenz zeigte. Zerstörte Gemäuer sind zu sehen, Panzer rollen durch die Straßen, in denen Elendsgestalten Zuflucht suchen.
Und gegenüber fällt dem Besucher das strahlende übergroße Bild einer jungen Frau auf, die die Gäste gewissermaßen begrüßt. Es ist Joy Hunter, ehemals Joy Milward. Die heute 94-jährige, ehemalige Sekretärin der Delegation des britischen Premierministers Winston Churchill sollte die Ausstellung mit eröffnen. Corona-bedingt war diese Reise bisher nicht möglich. Gerade einmal 19 Jahre alt, kam sie damals in das kriegszerstörte Berlin. Auf der Fahrt nach Potsdam-Babelsberg sah sie Menschen, die ihre Habseligkeiten hinter sich herzogen und ihre Kinder auf den Armen trugen. Es stimmte sie traurig, in die emotionslosen Gesichter der Menschen, vor allem der Kinder, zu schauen.
Sie wurde in einer Babelsberger Villa untergebracht, wo „alles noch an das Familienleben erinnerte“, und fand dort ein leeres Fotoalbum. Obwohl verboten, begann sie mit Tagebuchaufzeichnungen ihres Aufenthaltes im Sommer 1945 und schilderte bewegend ihre Eindrücke. Dieses einzigartige Zeitzeugnis wurde vom Kurator der Sonderausstellung, Matthias Simmich, bei seiner Recherche in England gefunden und nun zu einem entscheidenden Objekt der Ausstellung.
Besucher können virtuell im Tagebuch blättern und so einen persönlichen Einblick in diese Zeit bekommen. Fotos, Zeitungsartikel, Zeichnungen und Passierscheine illustrieren das Werk. Sogar ihre alte Erika-Schreibmaschine ist aufgestellt. „Ich wünschte, ich hätte Berlin vor dem Krieg gesehen“, lässt sie wissen. Das Ausmaß der Zerstörung hatte sie sich nicht vorstellen können.
Das genau bewirkte, dass das erst als „Berliner Konferenz“ anberaumte Zusammentreffen des US-Präsidenten Harry S. Truman, des britischen Premierministers Churchill und des sowjetischen Diktators Josef Stalin nach Potsdam verlegt wurde, in das unversehrte Schloss Cecilienhof.
Simmich führte ein Interview mit Joy Hunter, welches in der Ausstellung als Video zu sehen ist und in dem die alte Dame so lebendig von ihren Erinnerungen berichtet, als wäre es gestern gewesen. Im Vorzimmer zum Konferenzraum stehen die Berater der Staatenlenker, darunter der spätere Sowjet-Außenminister Andrej Gromyko, als lebensgroße Pappfiguren in Schwarz-Weiß.
Der Konferenzraum selbst ist beeindruckend wie immer, wenn man Schloss Cecilienhof besucht, allein schon wegen seiner Ausmaße. Und so mancher wird vielleicht auch Gedanken daran verschwenden, wie die Familie des Kronprinzen dereinst hier wohl lebte, bevor der Ort für immer zum politischen Weltschauplatz wurde.
Den Tisch, der wieder so hergerichtet ist wie zur Konferenz, mussten die Sowjets extra bauen lassen. „Es ist im Grunde kein Tisch“, sagt Projektleiter Jürgen Luh, „sondern eher eine große Platte, die auf Füßen steht.“ Nur so konnte man die vielen Kongressteilnehmer platzieren.
„Wichtig war uns zu zeigen, dass drei Menschen über das Schicksal von Millionen entschieden haben, ohne dass diese eine Stimme gehabt haben“, fügt Luh hinzu. In der Ausstellung wird das Drama der 14 Millionen deutschen Vertriebenen aus den Ostgebieten anhand bewegender Einzelschicksale verdeutlicht. Besucher, deren Familien aus den Gebieten stammen, können multimedial die Fluchtstrecken verfolgen, die ihre Verwandten wahrscheinlich haben nehmen müssen.
Eine Art schwarzer Tunnel führt durch mehrere Räume ins Zeitalter der atomaren Bedrohung und zeigt mittels Filmen und Leihgaben aus Museen die Ereignisse um den Atombombenabwurf in Hiroshima, die in Potsdam ihren Anfang nahmen.
Viele Ausstellungsstücke fehlen noch, sollen aber bald eintreffen, wie Churchills Hut und Gehstock. Eine Zigarrenkiste mit seinem Konterfei aus Tabakblättern, die er seiner Ehefrau als Geschenk machte, ist schon da. Die Corona-Krise verhinderte vieles andere, jedoch nicht, dass der weiße Anzug Stalins pünktlich ausgestellt werden konnte. Trotz anderer Vereinbarung mit den Leihgebern verlangte das russische Kulturministerium das Eingreifen in die Begleittexte, was von den Ausstellungsmachern aber abgelehnt wurde.
• Info Schloss Cecilienhof, geöffnet bis 31. Dezember von Dienstag bis Sonntag 10 bis 17.30 Uhr, Eintritt: 14 Euro. Empfohlen wird der Vorverkauf online unter https://tickets.spsg.de. De Begleitband zur Ausstellung erscheint im Sandstein Verlag und kostet 34 Eur0.
www.spsg.de
Wolfgang Beck am 22.07.20, 11:48 Uhr
Potsdamer Konferenz
Diese Konferenz war gewissermaßen das Gegenstück zum Versailler Friedensvertrag - wurde jedenfalls als Friedensvertrag den Menschen vermittelt. Und 20 Jahre später kommt es erneut zum Krieg, an dessen Ende die Potsdamer Konferenz stand. Was war das nun für ein Friedensvertrag, der nur 20 Jahre hielt? Es geht natürlich um zweierlei, um das Vertragswerk selbst, und um die Politik der europäischen Staaten (plus USA und Japan) in der Folgezeit, die offensichtlich den hehren Ziel des Vertrages nicht gerecht wurde. Er wurde auf jeden Fall allein von den sog. Siegermächten verfaßt und er wurde gegen den Willen der deutschen Reichsregierung durchgesetzt. Die Details kann man in der einschlägigen Literatur nachlesen. (S. hierzu z. B. Eberhard Kolb: Deutschland 1918- 1933. München 2010, S. 48f.) Man muß hier, da gibt es nichts zu diskutieren, von Nötigung sprechen. Um es auf den Punkt zu bringen, der Vertrag und die sich daraus ergebenden Konsequenzen gehen zu 100 % auf das Konto der Siegermächte - sie hatten damals gegenüber Deutschland die totale Macht, und damit auch, und auch darüber läßt sich nicht diskutieren, die totale Verantwortung; und nachdem ihnen ja der Vertrag so wahnsinnig wichtig war, hätten sie auch 20 Jahre später immer noch die volle Verantwortung tragen müssen. Man kann natürlich sagen, sie waren dem Ränkespiel eines Hitlers nicht gewachsen, aber das spielt fast keine Rolle, was die moralische Bewertung betrifft. Sie hatten auch gesinnungsethisch versagt, die Weimarer Republik hatten sie regelrecht bekämpft, Hitler dagegen hatten sie letztendlich in seinem Machtstreben unterstützt. Wenn dann auf die Potsdamer Konferenz die Siegermächte sich als moralische Sieger der Öffentlichkeit präsentierten, dann zeugt das eigentlich nur von geistig-moralischen Verkommenheit. Da paßt so richtig ein Stalin in einem weißem Anzug dazu.
sitra achra am 19.07.20, 11:45 Uhr
Ist die Welt durch diese "Neuordnung" wirklich besser geworden? Mitnichten, sie ist gleich geblieben (was wohl in der Absicht der wahren Verursacher der antideutschen Kriege lag), nur noch ein bisschen schlechter (un peu pire, laut M.Houellebecq).