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Corona-Hotspot

Dritte Welle überrollt Südostpreußen

Die Bürger halten sich immer weniger an Beschränkungen und üben Kritik an Regierungsentscheidungen

Dawid Kazanski
31.03.2021

Die dritte Corona-Welle kommt beschleunigt.“ Mit diesen Worten beschrieb der polnische Gesundheitsminister Adam Niedzielski die Situation. Schon früh wurden im südlichen Ostpreußen verschärfte Corona-Maßnahmen eingeführt, denn die gemeldeten täglichen Neuinfektionszahlen sind hier in einem rascheren Tempo als in anderen Teilen der Republik Polen angestiegen. Handelszentren, Hotels, Kultur-, Unterhaltungs- und Sporteinrichtungen wie Fitnessstudios oder Schwimmbäder mussten schließen. In den Grundschulen wurde der Präsenzunterricht wieder ausgesetzt.

Mit dem regionalen Lockdown hatte sich das südliche Ostpreußen in eine „verfluchte Zone“ verwandelt. Doch nun gelten republikweit die gleichen Beschränkungen. Es besteht jedoch kein Zweifel daran, dass die Unternehmer der Woiwodschaft Ermland-Masuren diejenigen sind, die am stärksten vom Ausfall durch die Corona-Krise betroffen sind. Firmeninhaber, die entweder ihre Insolvenz bereits angezeigt haben oder kurz vor der Pleite stehen, sind vor allem die des Hotel-, Tourismus- und Unterhaltungsgewerbes.

Dramatische Lage für Unternehmen

In solch einer dramatischen Lage befindet sich auch Tadeusz Gołębiewski, Gründer einer Hotelkette mit Wasserparks. Eines seiner von Touristen gerne besuchten Objekte befindet sich in Nikolaiken. Die Kosten für die Instandhaltung der Anlagen seien enorm und die Räumlichkeiten blieben nach wie vor geschlossen, sagte Gołębiewski. Um sein Geschäft und die Arbeitsplätze zu retten, nahm der Unternehmer einen Kredit in Höhe von umgerechnet 6,5 Millionen Euro auf.

Die pandemiebedingte Wirtschaftskrise trug auch zur Schließung von einigen in der Allensteiner Altstadt gelegenen Kneipen und des Hotels Kur am Okullsee bei. Die Arbeitslosenquote in der Region steigt und liegt derzeit bei 10,7 Prozent, während sie 2019 etwa 8,6 Prozent betrug. Abgesehen von den wirtschaftlichen Problemen verschlimmert sich auch die Lage in den Krankenhäusern, in denen COVID-19-Patienten behandelt werden. Im südlichen Ostpreußen gibt es derzeit fünf Krankenhäuser mit Infektionsabteilungen, die von den Behörden in höchste Alarmbereitschaft versetzt wurden. Patienten mit Corona werden in Allenstein, Osterode, Johannisburg, Lötzen und Elbing behandelt. Wenn die Zahl der Infektionen weiterhin bei täglich 25.000 bis 30.000 Fällen republikweit liegt, wird die Zahl der Plätze in den Gesundheitseinrichtungen nicht ausreichen. Krzysztof Guzek, Sprecher des Woiwoden, teilte mit, dass bereits 67 Prozent der COVID-19-Patientenbetten und 73 Prozent der verfügbaren Beatmungsgeräte belegt sind.

Leben die Polen in Panik angesichts des drohenden Kollapses des Gesundheitswesens? Definitiv nicht. Nach einem Jahr seit der Ausrufung des Pandemie-Notstands im Land herrscht eine spürbare Müdigkeit in der Gesellschaft.
Pandemiemüdigkeit breitet sich aus
Diese führt zu einer weniger strengen Einhaltung der auferlegten Beschränkungen. Es fehlt oft an sozialer Distanz, man stößt auf Gedränge in Geschäften, viele tragen ihre Maske am Kinn, anstatt Nase und Mund zu bedecken. Die Menschen haben es satt, zu Hause zu bleiben und sich zu isolieren. Das gilt besonders für junge Menschen, die zunehmend depressiv werden. Es gibt immer noch eine große Gruppe von Corona-Skeptikern und zudem erscheint die Kommunikation der Regierung mit den Bürgern nicht konsequent, voller Widersprüche zwischen voreilig optimistischer und pessimistischen Erklärungen. Immer mehr Menschen misstrauen den politischen Entscheidungsträgern.

Das alles bedeutet, dass die gesellschaftlichen Einstellungen einen nicht unwesentlichen Einfluss auf die Beschleunigung der dritten Pandemiewelle haben. Viele stehen der landesweiten Impfaktion positiv gegenüber. Sie sehen darin eine Chance, zur Normalität zurückzukehren. Polen steht im Vergleich zu anderen europäischen Ländern aber nicht an der Spitze, wenn es um die Impfdynamik geht. Man schätzt, dass zirka 27 von fast 38 Millionen Bürgern geimpft werden müssten, um eine Herdenimmunität zu erzeugen. Bisher wurden aber erst fünf Millionen geimpft.


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Kommentare

sitra achra am 31.03.21, 13:28 Uhr

Auch hierzulande hat man die Coronafaxen dick. Nach einem Jahr Corona ist die Bevölkerung merkwürdigerweise noch nicht ausgestorben. Das lässt einen nachdenklich werden.

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