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Israels Fahne und drusische Flaggen im Winde vereint: Das Bild einer neuen Allianz in Nahost
Bild: imago/ZUMA PressIsraels Fahne und drusische Flaggen im Winde vereint: Das Bild einer neuen Allianz in Nahost

Naher Osten

Drusen und Israelis sorgen für ein neues Kräfteverhältnis

Schützend stellt sich der Judenstaat vor die islamische Religionsgemeinschaft, um sie vor dem terroristischen Islam Syriens zu schützen

Bodo Bost
28.03.2025

Erstmals seit dem Jom-Kippur- Krieg von 1973 hat eine Delegation syrischer Drusen heilige Stätten ihres Glaubens in Israel besucht, und sich mit ihrem religiösen Führer in Israel, Scheich Mowafaq Tarif, getroffen. Drusen sind eine Religionsgemeinschaft, die im 11. Jahrhundert als Abspaltung des ismailitischen Islams schiitischer Prägung entstanden ist. Bei ihnen zeigt sich nun, wie sich die Machtverhältnisse im Nahen Osten verändert haben.

Israel, die größte Militärmacht in der Region, gestaltet weiterhin den Nahen Osten neu. Nacheinander wurden die Hamas in Gaza, die Hisbollah im Libanon und deren Schutzmacht Iran stark geschwächt, während die israelische Armee auf den Golanhöhen ihre Stellungen Richtung Damaskus ausbaute, nachdem das Terrorregime von Baschar al-Assad in Syrien durch die islamistische Hayat Tahrir al-Sham (HTS), eine ehemalige Al-Kaida-Fraktion, gestürzt worden war. Die neue Macht unter der Führung von Ahmed al-Scharaa will ihre Autorität durchsetzen, indem sie bewaffnete Milizen vereint. Ein Abkommen bringt den derzeitigen syrischen Machthaber nun näher an die von Kurden dominierten Syrischen Demokratischen Kräfte heran. Alawiten und Drusen, die als Minderheit im Südwesten des Landes nahe der israelischen und jordanischen Grenze vertreten sind, weigern sich jedoch, sich zu entwaffnen.

„Wir werden dem terroristischen Regime des radikalen Islam in Syrien nicht erlauben, den Drusen zu schaden“, drohte sodann auch Israels Verteidigungsminister Israel Katz am 1. März. „Wenn das Regime die Drusen angreift, wird es die Konsequenzen tragen“, sagte er.

In drei Bussen, die von israelischen Militärfahrzeugen eskortiert wurden, überquerten am 14 März etwa 100 syrische Drusen bei Madschdal Schams auf den Golanhöhen die israelische Grenze. Sie wollten in Galiläa ihren religiösen Führer in Israel, Scheich Tarif, besuchen, bevor sie zum Grab von Nabi Schuaib, dem höchsten drusischen Heiligtum in Israel in der Nähe von Tiberias, weiterreisten. Das durften sie zuletzt 1973 besuchen, dem Jahr des vierten arabisch-israelischen Krieges, in dem Syrien vergeblich versucht hatte, den im Juni 1967 von Israel eroberten Teil der Golanhöhen zurückzuerobern.

In Madschdal Schams wurden die Besucher vom Beifall und von Willkommensliedern der einheimischen israelisch-drusischen Bevölkerung begrüßt. Unter der Willkommensgruppe schwenkten mehrere drusische Flaggen, und Männer in traditionellen schwarzen Anzügen trugen die für die Drusen typische weiß-rote Kopfbedeckung. Vor Kurzem schickte Israel Lastwagenladungen mit Hilfsgütern auch in die syrische Drusen-Provinz Suweida. Verteidigungsminister Katz erteilte syrischen Drusen eine Arbeitserlaubnis für die Golanhöhen. Zudem erklärte Israel, dass es Drusen in Syrien bei Bedarf schützen werde.

Syrische Armee hat keine Drusen
Die Drusen leben in einem Gebiet, das sich über den Libanon, Syrien, Israel und über Teile der Golanhöhen erstreckt und über die Grenzen hinweg durch ein Netz von Verwandtschaftsbeziehungen verbunden ist. Unmittelbar nach dem Sturz von Assad am 8. Dezember entsandte Israel Truppen in eine entmilitarisierte Pufferzone auf den Golanhöhen im Südwesten Syriens, die an den Teil der Golanhöhen grenzt, wo drusische Dörfer in Syrien um israelischen Schutz baten. Israel kam dieser Bitte umgehend nach.

Die Drusen waren auf den Golanhöhen die einzige Bevölkerungsgruppe, welche die Region 1967 nicht verlassen hatte, während Muslime und Christen flüchteten. Die heute rund 24.000 Drusen in dem Gebiet hatten sich zwar lange gegen die 1981 erfolgte Annexion durch Israel gewehrt, aber der syrische Bürgerkrieg seit 2011 hatte sie sich eines Besseres besinnen lassen. Jetzt bitten sogar Drusen in Syrien um israelischen Schutz.

Anfang März drohte Katz nach Scharmützeln in einem drusischen Vorort von Damaskus mit einer militärischen Intervention, falls die syrischen Behörden die Drusen angreifen sollten. Drusen misstrauen wie andere im Lande lebende Minderheiten der neuen syrischen Dschihadistenarmee. Dort gibt es islamistische Generäle aus China, der Türkei und dem Irak – aber keine Christen oder gar Drusen aus dem eigenen Land.


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