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500 Jahre Luther-Bibel

Ehre, dem Ehre gebührt

Luthers geniale Übersetzung – Sonderausstellung zu 500 Jahre Neues Testament auf der Wartburg

V.-M. Thiede
08.10.2022

Dank einer Scheinentführung, die sein Landesherr Friedrich der Weise veranlasste, verbarg sich der von der Reichsacht bedrohte Martin Luther von Mai 1521 bis März des folgenden Jahres auf der Wartburg. Dort übersetzte er binnen elf Wochen das Neue Testament ins Deutsche. Aber damit war es nicht getan, wie die auf der Wartburg gezeigte Sonderschau „Luther übersetzt. Von der Macht der Worte“ darlegt. Sie stellt überdies die Geschichte der Wartburg als Lutherstätte vor.

Zurück in Wittenberg, überarbeitete Luther gemeinsam mit Philipp Melanchthon seine Übersetzung. Das Ergebnis ist das ohne Nennung des Verfassers herausgegebene „Newe Testament Deutzsch“, dessen Druck Melchior Lotter der Jüngere am 21. September 1522 in seiner Offizin abschloss. Es wird daher „Septembertestament“ genannt. Wegen der großen Nachfrage kam bereits drei Monate später die als „Dezembertestament“ bekannte, an 574 Stellen überarbeitete zweite Auflage heraus.

Die erste vollständige Bibel legten Luther und sein aus Wittenberger Reformatoren bestehendes Übersetzerteam 1534 vor. Freilich gab es bereits zuvor deutsche Bibeln. Aber das Neue an der von Luther angeführten Übersetzertätigkeit war der Rückgriff auf den griechischen Urtext für das Neue Testament und den hebräischen für das Alte Testament, während sonst die Übertragung der Texte aus dem Lateinischen üblich war. Im Dienste bestmöglicher Verständlichkeit zog Luther häufig die sinngemäße der wörtlichen Übertragung vor. Um die zu erreichen, schaute er dem einfachen Volk „auf das Maul“.

Luther gab sich mit dem erreichten Stand der Übersetzung nie zufrieden. Davon zeugen Georg Rörers handschriftliches „Protokoll der Bibelrevision von 1539 bis 1541“ und Luthers Handexemplar der Vollbibel von 1538/39, in die er und weitere Reformatoren Anmerkungen und Änderungsbeschlüsse eingetragen haben. Mit seinen Übersetzungen leistete Luther einen grundlegenden Beitrag zur Vereinheitlichung der deutschen Schriftsprache. Viele seiner Wortschöpfungen und Redewendungen sind noch heute gebräuchlich. Etwa „Geben ist seliger denn Nehmen“, „Ehre, dem Ehre gebührt“ oder „Nächstenliebe“ und „Gewissensbisse“.

Die Lutherstube der Wartburg ist zwar der authentische Ort des Beginns seiner Übersetzertätigkeit. Aber original ist in dem mit Tisch, Stuhl und Kachelofen eingerichteten Raum gerade einmal dessen Verkleidung mit Bohlen. Gleichwohl war man in der Vergangenheit bestrebt, mittels Einrichtungsgegenständen für eine authentisch wirkende Atmosphäre zu sorgen. Etwa mit Cranachs um 1527 gemalten Porträts der Eltern des Reformators. Sie und viele andere Objekte wurden in den 1970er Jahren entfernt. Wir finden die wertvollsten mit dem Hinweis, dass sie früher in der Lutherstube präsentiert wurden, in der Dauerschau des Wartburgmuseums wieder.

• Bis 6. November auf der Wartburg. Täglich 9 bis 17 Uhr. www.wartburg.de


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